Cannabidiol (CBD) – ein Hype mit Gesundheitsrisiko

Stephanie Habel, Dr. Dirk Lachenmeier (CVUA Karlsruhe)

Hanfhaltige Lebensmittel liegen derzeit wieder voll im Trend. Immer mehr Verbraucher vertrauen auf die natürlichen Produkte und deren vermeintlich positive Wirkung auf die Gesundheit. Doch was steckt wirklich hinter den Produkten und wie steht es um die Gesundheit der Verbraucher?

Seit der Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften wurde der Anbau von Faserhanf in Deutschland 1996 nach langjährigem Verbot wieder gestattet. Danach wurde Hanföl als erstes Hanflebensmittel angeboten. Heute reicht die ständig anwachsende Produktpalette von hanfhaltigen Back- und Teigwaren, Süßwaren und Kräutertees bis hin zu Erfrischungsgetränken, Bieren, kosmetischen Mitteln und Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) [1].

Dabei stehen nicht mehr „klassische“ Hanflebensmittel im Vordergrund, sondern CBD-haltige Produkte, die vor allem in Form von Nahrungsergänzungsmitteln vermarktet werden und bei denen vor allem mit dem nicht-psychoaktiven Cannabinoid Cannabidiol (CBD) und dessen vermeintlich positiven Wirkungen auf die Gesundheit geworben wird. Diese hauptsächlich als CBD-Öle in den Verkehr gebrachten Produkte erleben derzeit einen regelrechten Mega-Hype [2].

Aktuelle Untersuchungsergebnisse

Von Anfang 2018 bis Ende Juni 2019 haben die baden-württembergischen Lebensmittelüberwachungsbehörden 49 Hanf- oder CBD-Proben zur Untersuchung ans CVUA Karlsruhe eingesandt. Aufgrund der hohen Beanstandungsquote der Proben im Jahr 2018 wurde im ersten Halbjahr 2019 ein Sonderprogramm durchgeführt, bei dem gezielt alle in Baden-Württemberg als Nahrungsergänzungsmittel angezeigten CBD-Produkte sowie alle verfügbaren CBD-Produkte im Lager eines großen Internethändlers beprobt wurden.

Für die Beurteilung und Einstufung der genannten Produkte ist der Gehalt des psychoaktiven Inhaltsstoffs Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) entscheidend. Unter Berücksichtigung toxikologischer Bewertungen auf Basis von Humandaten (Effekte auf das zentrale Nervensystem und Pulserhöhung) legte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 2015 als LOAEL (Lowest observed adverse effect level; niedrigste Dosis mit beobachtetem toxischen Effekt) eine Dosis von 2,5 mg THC pro Tag fest. Daraus wurde unter Hinzuziehung von Sicherheitsfaktoren eine akute Referenzdosis (ARfD) von 1 μg THC pro kg Körpergewicht (KG) abgeleitet (ausgehend von einer Person mit einem Körpergewicht von 70 kg) [3]. Die ARfD ist die Substanzmenge, die ein Verbraucher im Verlauf eines Tages ohne erkennbares Gesundheitsrisiko aufnehmen kann.

Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV, heute: Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR) hat 1997 eine duldbare tägliche Aufnahmemenge von 1–2 μg/kg KG/Tag abgeschätzt, aus der im Jahr 2000 folgende THC-Richtwerte für Lebensmittel abgeleitet wurden: Getränke (alkoholisch und nicht alkoholisch): 5 μg/kg, Speiseöle: 5000 μg/kg, andere Lebensmittel: 150 μg/kg [4].

Aufgrund einer Überschreitung des THC-LOAEL wurden 11 Proben als gesundheitsschädlich (siehe Tabelle 1) und aufgrund einer Überschreitung der ARfD oder BgVV-Richtwerts weitere 17 Proben als für den Verzehr durch den Menschen ungeeignet beurteilt (siehe Tabelle 2). Somit war mehr als jede 2. Probe als nicht sicher zu beurteilen.

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Quelle: CVUA Karlsruhe