Mehrheit der Deutschen bevorzugt „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung auf Lebensmitteln

Feiern zehn Jahre „Ohne GenTechnik“-Siegel (v.l.): Christoph Zimmer, Vorstandsmitglied des Verbandes Lebensmittel Ohne Gentechnik, die Bayerische Landtagspräsidentin und Siegel-Initiatorin Ilse Aigner sowie Florian Bauer, Geschäftsführer der Bauer-Gruppe und einer der ersten Siegelnutzer. Foto: Thomas Götz

Politik, Wirtschaft und Verbraucherschutz sind sich einig: Zehn Jahre staatliches „Ohne GenTechnik“-Siegel sind ein voller Erfolg.

Die Zahlen sind eindeutig: 69 Prozent der Bevölkerung in Deutschland bevorzugen Lebensmittel mit einer „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung. 71 Prozent bewerten den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen zur Fütterung von Tieren – als Basis für Milch, Eier und Fleisch – als negativ. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des Verbands Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG).

Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtages und ehemalige Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, hat heute zusammen mit Florian Bauer, Geschäftsführer der Bauer-Gruppe, zu der auch die renommierte Privatmolkerei Bauer zählt, und Christoph Zimmer, Vorstandsmitglied des VLOG, in Wasserburg am Inn die Umfrageergebnisse vorgestellt. Zudem ziehen sie Bilanz: Vor zehn Jahren wurde am 10. August 2009 das „Ohne GenTechnik“-Siegel in Deutschland von Ilse Aigner als damalige Bundesministerin eingeführt.

Mittlerweile tragen mehr als 14.000 Lebensmittel in Deutschland diese Kennzeichnung. Darunter rund 5.400 Milchprodukte, 4.100 Geflügelfleischwaren und fast 2.200 Eiererzeugnisse. Produkte mit „Ohne GenTechnik“-Siegel haben in 2018 einen Gesamt-Jahresumsatz von 7,7 Milliarden Euro erzielt. Für 2019 wird von Experten des VLOG ein Umsatz von 8,5 Milliarden Euro erwartet. Im Auftrag der Bundesregierung vergibt der VLOG für entsprechend hergestellte Lebensmittel die Lizenzen für das einheitliche Siegel „Ohne GenTechnik“.

Einer der ersten Siegelnutzer war die Privatmolkerei Bauer aus Wasserburg am Inn. „Die breite Zustimmung für das ‚Ohne GenTechnik‘-Siegel ist für mich eine Erfolgsgeschichte“, betont Florian Bauer, Geschäftsführer der Bauer-Gruppe. „Deutschland hat hier klare Regeln zur Kennzeichnung erlassen. Es wäre an der Zeit, dies auch in der EU durchzusetzen.“ „Wachstumsraten des ‚Ohne Gentechnik‘-Lebensmittelmarktes von 41 Prozent in einem Jahr sprechen eine klare Sprache“, ergänzt Christoph Zimmer. „Die Politik hat die Pflicht, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Lebensmittelwirtschaft weiterhin solche boomenden Märkte bedienen kann.“

Mit der „Ohne Gentechnik“-Kennzeichnung Informationslücken schließen

„Mit der ‚Ohne Gentechnik‘-Kennzeichnung haben wir 2009 eine große Informationslücke für die Verbraucher geschlossen“, sagt Ilse Aigner. „Mir ist es immer um Transparenz für den Verbraucher gegangen, damit dieser selbst entscheiden kann. Und dies gilt natürlich auch für die Futtermittel.“ Als besonders wichtigen Aspekt der Kennzeichnung hat Ilse Aigner bereits Ende vergangenen Jahres die Wahlfreiheit der Verbraucher hervorgehoben und darauf hingewiesen, dass diese auch für Produkte gelten müsse, die mit den neuen gentechnischen Verfahren hergestellt seien.

Auch Produkte der Neuen Gentechnik als Gentechnik regulieren!

Die aktuelle Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, sieht dies scheinbar anders. Sie mache sich laut VLOG für die Änderung des EU-Gentechnikrechts stark, um Produkte der sogenannten Neuen Gentechnik nicht unter Gentechnikrecht fallen zu lassen. Dazu gehört auch die als „Gen-Schere“ bekannt gewordene Technik CRISPR/Cas – eine molekularbiologische Methode, um DNA gezielt zu schneiden und zu verändern.

„Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner darf sich nicht länger vor den Karren der Gentechnik-Lobbyisten spannen lassen! Sie muss die Verbraucher ernst nehmen, die jeden Tag mit glasklaren Kaufentscheidungen ihren Wunsch nach Gentechnikfreiheit zum Ausdruck bringen“, sagt VLOG-Vorstand Christoph Zimmer. „Auch Produkte der Neuen Gentechnik müssen nach Gentechnikrecht geprüft und gekennzeichnet werden. Das hohe Gut des Vorsorgeprinzips muss erhalten bleiben.“

Das sehen auch Verbraucherschützer so. „Das ‚Ohne GenTechnik‘-Siegel gibt den Verbrauchern Macht – Macht mit jedem Einkauf zu entscheiden, ob der Anbau gentechnisch unveränderter Pflanzen gefördert wird oder nicht. Diese Wahlfreiheit gilt es zu erhalten, auch bei Produkten, die mithilfe neuer Gentechnikmethoden erzeugt wurden“, fordert Anne Markwardt von der Verbraucherzentrale Bundesverband, dort Leiterin des Teams Lebensmittel im Geschäftsbereich Verbraucherpolitik.

Weiterhin große Lücken in der EU-Gentechnik-Kennzeichnung

Im Auftrag des VLOG hat das Meinungsforschungsunternehmen Civey insgesamt 2.500 Personen über 18 Jahre befragt. 82 Prozent wünschen sich Transparenz auf Lebensmitteln, wenn Milch, Eier und Fleisch mit gentechnisch veränderten Pflanzen im Tierfutter hergestellt wurden. Während die Verwendung von Gentechnik-Pflanzen in der Europäischen Union im Futtermittel deklariert werden muss, fehlt trotz der ablehnenden Haltung der Bevölkerung auf den damit hergestellten tierischen Lebensmitteln jeglicher Hinweis auf die Gentechnik. Verbraucher können so nicht erkennen, ob Produkte wie Milch, Fleisch oder Eier von Tieren stammen, die mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden.

In der EU enthalten die meisten handelsüblichen Mischfuttermittel gentechnisch verändertes Sojaschrot. Damit schaffen es die Gentechnik-Pflanzen unbemerkt in immer mehr Supermarktregale. Und so wird der Verbraucher unfreiwillig zum Förderer des – als umweltschädlich erachteten – Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen.

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Quelle: VLOG