Riesen Säbel im Supermarkt: Von der Wiederentdeckung vergessener Gemüsesorten

v.l.n.r. Alexandra Becker (VERN e.V.), Josephine Lauterbach (HNEE) und Annika Grabau (Humboldt-Universität zu Berlin) im Garten des VERN e.V. in Greiffenberg (Brandenburg). © HNEE

In der Landwirtschaft gibt es einen besorgniserregenden Rückgang der biologischen Vielfalt. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) untersucht daher alte Sorten, die in Vergessenheit geraten sind, um Betrieben und Verbraucher*innen künftig (kulinarische) Alternativen anzubieten.

Rundes Gelbes, Zarter Gelber Butter oder Riesen Säbel – hinter den kuriosen Namen verbergen sich womöglich die neuen Trends im künftigen Gemüsesortiment des deutschen Handels. „Das sind Radieschen, Sommerwirsing und Erbsen, die 2020 testweise in Berliner Bio-Supermärkten angeboten werden sollen“, erklärt Josephine Lauterbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HNEE. In Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN e.V.) widmet sie sich der Frage, wie man mit alten Sorten die Vielfalt auf dem Acker, im Garten und in der Küche erhöhen kann.

„Wichtig ist hierbei, auch die Erwartungen von Verbraucher*innen zu berücksichtigen. Ich untersuche deshalb, wie sich Verbraucher*innen für die biologische Vielfalt und den Kauf alter Sorten begeistern lassen.“ Erste Projektergebnisse zeigen, dass es ein großes Interesse an alten Sorten gibt, und vor allem die Aspekte Geschmack und Gesundheit relevant sind.

Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, alte, nicht mehr auf dem europäischen Saatgutmarkt verfügbare Gemüsesorten wieder zurück in den Produktionsprozess zu holen und für züchterische Zwecke nutzbar zu machen. „Die Sortenauswahl beruht auf dem züchterischen Potenzial, dem Gefährdungsstatus* sowie dem Anbau- und Vermarktungspotential einer Sorte“, so Annika Grabau, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin. Das Forschungsteam konzentriert sich auf pflanzengenetische Ressourcen (PGR), die nach dem Saatgutverkehrsgesetz aktuell nicht zugelassen, aber in historischen Quellen dokumentiert sind. „Insgesamt 15 Sorten kamen in die engere Auswahl und werden aktuell auf Gemüsebaubetrieben des SaatGut-Erhalter-Netzwerk-Ost angebaut und weiter-führend geprüft.

Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber wie sich die Sorten im Anbau auf verschiedenen Standorten und in der Direktvermarktung bewähren und spielen eine wichtige Rolle in der Vorbereitung für die Markteinführung im Bio-Supermarkt“, sagt Alexandra Becker, Koordinatorin des Netzwerks beim VERN e.V.

*) siehe: Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland

Über das Projekt

Das Projekt „Züchterische Erschließung und Nutzbarmachung von pflanzengenetischen Ressourcen durch on-farm / in-situ Erhaltung und Positionierung von Produkten im Bio-Lebensmitteleinzelhandel“, kurz ZenPGR, wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mit 590.637,15 Euro finanziert.
Laufzeit: 1. Dezember 2017 bis 30. November 2020
Kooperationspartner sind die Humboldt-Universität zu Berlin (HU), die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), der Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN e.V.), der Kultursaat e.V., das Bundessortenamt, das SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost und die BioCompany.

Teilnahme am Projekt

Im SaatGut-Erhalter-Netzwerk-Ost arbeiten Samenbau- und Gemüsebaubetriebe gemeinsam daran, alte Sorten wieder in die Nutzung zu bringen. Den Samenbaubetrieben kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Sie bringen die vergessenen Sorten erhaltungszüchterisch in Form und sorgen dafür, dass es für interessierte Anbauer*innen wieder Saatgut gibt. Das Netzwerk ist offen für weitere Betriebe, die Interesse am Anbau oder an der Saatgutvermehrung von alten Sorten haben. Interessierte können im Rahmen des Projekts an Fortbildungs-Workshops und Feldtagen teilnehmen.

Ansprechpartnerin ist Alexandra Becker (alexandra.becker@vern.de)

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Josephine Lauterbach
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz
Telefon: 03334.567-452
E-Mail: josephine.lauterbach@hnee.de

Annika Grabau
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Humboldt Universität zu Berlin
Telefon: 030.2093-46432
E-Mail: annika.grabau@hu-berlin.de

Alexandra Becker
Mitarbeiterin im VERN e.V.
Telefon: 033334.8595 50
E-Mail: alexandra.becker@vern.de

Weitere Informationen:

HNEE-Projektseite

SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost & VERN e.V.

Quelle: Annika Bischof M.A. Hochschulkommunikation
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde