Was leistet der Ökolandbau für Umwelt und Gesellschaft?

Eine großangelegte BÖLN-finanzierte Studie eines interdisziplinären Forscherteams belegte die Vorteile des Ökolandbaus gegenüber der konventionellen Landwirtschaft bezüglich Umwelt- und Ressourcenschutz.

Auf den zweiten Öko-Feldtagen stellten die beteiligten Wissenschaftler im BÖLN-Forum die zentralen Ergebnisse ihrer Meta-Studie vor.

Um die gesellschaftlichen Leistungen des Ökolandbaus differenziert zu bewerten und dabei den aktuellen Wissensstand zu erfassen, werteten das Thünen-Institut und die Universität Kassel zusammen mit fünf weiteren Forschungspartnern alle relevanten wissenschaftlichen Studien der letzten 30 Jahre aus. Allein 528 Studien mit 2.816 Einzelvergleichen von ökologischen und konventionellen Vergleichspaaren flossen in die Literaturanalyse ein. „So eine breite Aufstellung gibt es kein zweites Mal“, hob Professor Jürgen Heß von der Universität Kassel den Nutzen der Meta-Studie hervor. In der Tat handelt es sich um die umfangreichste Metastudie, die je zu dieser Frage durchgeführt wurde. Ausschlaggebend  waren dabei die Bereiche Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, biologische Vielfalt, Klimaschutz und -anpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl. Gefördert wurde sie durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

Wie Professor Heß ausführte, belegen zwei Drittel der Studien eindeutig den Nutzen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft. Bei 26 von insgesamt 33 bewerteten Indikatoren punktet er mit höheren Leistungen für Umwelt und Gesellschaft, bei sechs sind die Leistungen des ökologischen und konventionellen Landbaus vergleichbar und nur bei einem Punkt schneidet die ökologische Wirtschaftsweise schlechter ab.

Mit Blick auf den Gewässerschutz ergaben 71 Prozent der Paarvergleiche öko-konventionell, dass der Biolandbau eindeutige Vorteile bringt, da hier weniger kritische Stoffe wie Stickstoff, chemisch-synthetische Pestizide oder Tierarzneimittel eingesetzt werden. Daher ist der Ökolandbau insbesondere zur Bewirtschaftung von Wasserschutzgebieten zu empfehlen.

Bei der Bodenfruchtbarkeit sind 56 Prozent der untersuchten Biovarianten im Vorteil. Die Biomasse von Regenwurmpopulation in Bioböden ist im Mittel sogar um 94 Prozent höher, bei 62 Prozent der Vergleichspaare war der Oberboden bei ökologischer Bewirtschaftung mit einer geringeren Versauerung verbunden. Allein beim Gehalt an pflanzenverfügbarem Phosphor im Oberboden zeigte sich keine eindeutige Tendenz für die eine oder andere Bewirtschaftungsform.

Positiv wirkt sich der Ökolandbau auch auf die Biodiversität aus, insbesondere auf die Artenvielfalt der Ackerflora. Im Mittel waren die Artenzahlen bei Ackerwildkräutern auf den Ökoflächen 95 Prozent höher und bei Feldvögeln und blütenbesuchenden Insekten um 35 Prozent bzw. 23 Prozent erhöht. Allerdings sei hier zu berücksichtigen, dass die Landschaftsstruktur die Artenvielfalt insbesondere bei der Fauna erheblich beeinflusst. Dies könne die positiven Effekte der ökologischen Landnutzung stark überlagern, erläuterte Dr. Karin Stein-Bachinger vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung.

Weniger eindeutig ist der Beitrag des ökologischen Landbaus zum Klimaschutz. Zwar zeigten sich beim Vergleich von bodenbürtigen Treibhausgasemissionen in gemäßigten Klimazonen positive Effekte der ökologischen Wirtschaftsweise. So enthalten ökologisch bewirtschaftete Böden im Schnitt zehn Prozent mehr organischen Kohlenstoff bzw. Humus als konventionell bewirtschaftete. Wegen ihrer zugleich deutlich geringeren Lachgasemissionen emittieren Ökobetriebe im Mittel 1.082 kg weniger CO2‐Äquivalente pro Hektar und Jahr. Allerdings erzielen Biobetriebe geringere Erträge. Bezieht man die Klimaschutzleistungen auf den Ertrag, so relativieren sich die Unterschiede, zum Teil erheblich.

Punkten kann der Ökolandbau dafür hinsichtlich seines Klimaanpassungspotentials. Denn Ökoböden nehmen schneller Wasser auf und speichern dieses besser – dank ihres höheren Humusgehalts und der höheren  Aggregatstabilität (im Mittel 26 Prozent bzw. 15 Prozent). Beides schützt vor Hochwasser und vermindert Bodenerosion.

Dass der Ökolandbau auch weniger Ressourcen verbraucht, belegten die Studien anhand der Stickstoff- und Energieeffizienz. Im Pflanzenbau war die Stickstoffeffizienz im Mittel zwölf Prozent, die Energieeffizienz 19 Prozent höher als im konventionellen Landbau. Dennoch ist nach Ansicht von Professor Kurt-Jürgen Hülsbergen von der Technischen Universität München beim N-Input Mäßigung angesagt: „Aus dem Boden sollte man nicht das letzte Quäntchen herausziehen. Das Optimum, und auf keinen Fall das Ertragsmaximum, ist anzustreben.“ Ziel müsse es dabei sein, Nährstoffverluste weitgehend zu reduzieren, etwa wenn Gülle ausgebracht wird. Hier gebe es noch Optimierungspotential, auch wenn der Ökolandbau in punkto Ressourcenschutz klar im Vorteil sei.

Anders sieht es beim Tierwohl aus: Bei gut der Hälfte der Vergleichspaare ergaben sich keine eindeutigen Unterschiede zwischen ökologischer und konventioneller Tierhaltung. Lediglich bei zwei von drei Tierwohlaspekten, nämlich in punkto Tierverhalten und emotionales Wohlbefinden, schneidet die ökologische Haltung tendenziell besser ab. „Was das Tierverhalten angeht, sind wir auf einem guten Weg. Wenn Tieren beispielsweise Weidegang gewährt wird, können damit gute Voraussetzungen für Normalverhalten geschaffen werden“, erläuterte Dr. Jan Brinkmann vom Thünen-Institut. Jedoch bestehe – auch auf Biohöfen – bei der Tiergesundheit  noch großes Entwicklungspotential. Aus Sicht des Wissenschaftlers hat das damit zu tun, dass hierfür das Management entscheidender sei als die Wirtschaftsweise.

Weitere Informationen:
Thünen Report 65: „Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft“, Jürn Sanders, Jürgen Heß (Hrsg.)

Quelle: BLE