Biologische Waffe gegen Listerien: Bakteriophagen machen Lebensmittel sicherer

In vielen Länder werden Lebensmittel mit Bakteriophagen eingesprüht bevor sie in den Verkauf kommen. Mit Hilfe von solchen gezüchteten Mikroorganismen könnten die Risiken für schwere Listeriose-Ausbrüche, wie aktuell in Deutschland und den Niederlanden, deutlich verringert werden. In Kanada, den USA, Australien, Neuseeland, Israel und der Schweiz ist die Methode seit Jahren erfolgreich im Einsatz: Schon während der Produktion werden hier beispielsweise Fleisch- oder Wurstwaren mit einer Lösung aus Bakteriophagen behandelt. Dadurch werden krankmachende Bakterien, wie Listerien, abgetötet, noch bevor sie sich ausbreiten. Auch innerhalb der europäischen Union nimmt die Anzahl der Länder zu, in denen „Phageguard Listex“, das Produkt, um das es geht, als Verarbeitungshilfsstoff während der Lebensmittel-Produktion eingesetzt wird.

Entwickelt hat das Verfahren ein Forscherteam aus der Schweiz, gemeinsam mit dem niederländischen Biotech-Unternehmen Micreos. Eine Erfindung, die Menschenleben retten kann und laut Martin Loessner, Professor für Lebensmittelmikrobiologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, in der Praxis sehr geschätzt wird: „Listeria-Bakteriophagen wirken schnell und extrem zielgenau. Sie greifen nur die schädlichen Krankheitserreger an.“ Heißt: den Rest der Mikroflora, also die Gesamtheit aller Bakterien auf einem Lebensmittel oder im menschlichen Körper, lassen sie in Ruhe.

Bakteriophagen kommen überall in der Natur vor. Jedem Phagen „schmeckt“ nur ein einziges spezifisches Bakterium. Hat er es gefunden, setzt sich der Phage auf dessen Zellwand und pumpt seine DNA hinein. Dadurch bilden sich viele neue Phagen, so lange, bis das Bakterium platzt und die neuen Phagen freisetzt. Dieser Prozess wiederholt sich bis alle Bakterien zerstört sind. Dann verschwinden auch die Phagen. Daher können sie bedenkenlos mitgegessen werden, meint Loessner: „Für den Verbraucher gibt es durch den Einsatz von Phagen keinerlei Nachteile. Bakteriophagen sind vollkommen biologisch und natürlich.“ Zu diesem Ergebnis kommt auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Was passieren kann, wenn krankmachende Bakterien auf Lebensmitteln nicht konsequent abgetötet werden, zeigen verschiedene aktuelle Fälle innerhalb der Europäischen Union: Listerien vom Typ L. monocytogenes können Verbrauchern insbesondere gefährlich werden, wenn deren Immunsystem geschwächt ist. In diesem Fall ist eine Listeriose oft nicht mehr heilbar. Laut RKI starben in den vergangenen Jahren etwa 21 Prozent der Patienten mit einer durch Listerien verursachten Sepsis sowie 13 Prozent der Patienten, die durch die Infektion eine Hirnhautentzündung entwickelt hatten. Auch für ungeborene Kinder sind Listerien ein großes Risiko.

Zuletzt haben sich die Ausbrüche innerhalb der Europäischen Union gehäuft: Neben dem Ausbruch in Deutschland, infolgedessen zwei Menschen ums Leben gekommen waren, gibt es einen weiteren Fall in den Niederlanden: hier sind bislang drei Menschen an einer Listeriose gestorben. Erst im August waren auch in Spanien aufgrund verdorbenen Schweinefleischs über 200 Menschen erkrankt, zwei davon tödlich.

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