Ernährungs-Mythen aufgedeckt! „Viel trinken hilft beim Abnehmen“ und „Dunkles Brot enthält immer Vollkorn“

Foto: airborne77 – stock.adobe.com / Nestlé Ernährungsstudio

„Viel trinken hilft beim Abnehmen“ und „Dunkles Brot enthält immer Vollkorn“ – das sind nur zwei Beispiele für Ernährungs-Mythen. „Solche ernährungsbezogenen Aussagen sind allgegenwärtig und halten sich beharrlich.

Obwohl sie oft unglaubwürdig oder falsch erscheinen, fragen sich viele Menschen, ob sie eventuell doch stimmen“, sagt Dr. Annette Neubert, Ernährungswissenschaftlerin im Nestlé Ernährungsstudio. Im Folgenden werden besonders hartnäckige Ernährungs-Mythen unter die Lupe genommen und gezeigt, was dahinter steckt.

Hilft viel trinken beim Abnehmen?

Dazu gibt es nur wenige Studien, die zudem sehr unterschiedlich ausfallen. Zwar zeigen die Ergebnisse, dass übergewichtige Erwachsene zum Frühstück weniger Kilokalorien aufnehmen, wenn sie 30 Minuten zuvor 500 ml Wasser getrunken haben. Dies war aber nur bei älteren Menschen der Fall. In einer anderen Studie nahmen die Teilnehmer schneller ab, wenn sie während einer Diät jeweils ein bis zwei Gläser Wasser vor den Mahlzeiten tranken.

„Es ist jedoch fraglich, ob dies für alle Menschen zutrifft und über einen längeren Zeitraum funktioniert“, erklärt Dr. Annette Neubert. „Ebenso ist der zugrundeliegende Mechanismus noch unbekannt. Vermutlich führt die Flüssigkeit im Magen zu einer schnelleren Sättigung, insbesondere bei älteren Menschen.“ Daneben soll Wassertrinken den Energieumsatz erhöhen, indem die Wärmebildung des Körpers angeregt wird. Dieser Effekt ist allerdings minimal und spielt für die Gewichtsreduktion kaum eine Rolle.

Dunkles Brot enthält immer Vollkorn

Viele Menschen kaufen dunkles Brot, da sie annehmen, dass es auf jeden Fall Vollkorn enthält. Das ist leider ein Irrtum. Die braune Farbe kommt nicht zwangsläufig vom Vollkornmehl, sondern kann auch von dem Lebensmittelfarbstoff Zuckerkulör stammen. „Vollkornbrot ist zum einen am Wortteil „Voll“ wie in Vollkorngetreide, Vollkorn oder 100 Prozent Vollkornweizen, zum anderen an Zutaten wie Vollkornweizenmehl, Vollkornhaferflocken oder Vollkornmais in der Zutatenliste zu erkennen“, erklärt Dr. Annette Neubert.

„Vollkornbrot wird aus mindestens 90 Prozent Roggen- und Weizenvollkornerzeugnissen hergestellt und enthält mehr wertvolle Nähr- und Inhaltsstoffe als Weiß- oder Mischbrot. Der Ballaststoffgehalt von Vollkornbrot ist beispielsweise fast doppelt so hoch wie der von Mischbrot.“ Zudem weist es einen höheren Gehalt an Vitamin B6 sowie den Mineralstoffen Kalium, Magnesium, Eisen und Zink auf. Tipp: Beim nächsten Mal an der Brottheke einfach mal nach „reinem“ Vollkornbrot fragen.

Weitere Mythen im Überblick

Rotes Fleisch ist ungesund: Als „rotes Fleisch“ wird das Fleisch von Rind, Schwein, Wild, Lamm beziehungsweise Schaf sowie Ziege bezeichnet. Auch bei rotem Fleisch und daraus hergestellten Produkten wie Wurst zählt: Auf die Menge kommt es an. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) und die internationale Krebsforschungsorganisation WCRF empfehlen, den Verzehr von Fleisch und Fleischwaren insgesamt auf 300 bis 600 Gramm pro Woche je nach Kalorienbedarf zu begrenzen. Denn wer zu viel rotes Fleisch und Wurst isst, hat ein höheres Risiko an Darmkrebs zu erkranken.

Unter gesundheitlichen Gesichtspunkten ist fettarmes Fleisch sowie weißes Fleisch wie zum Beispiel Geflügel zu bevorzugen. Für dieses ist nach derzeitigem Wissensstand keine Beziehung zu Krebserkrankungen bewiesen. Außerdem gilt, je weniger verarbeitet, desto besser.

Abends essen macht dick: Eine abendliche Mahlzeit trägt weder entscheidend zur Gewichtssteigerung bei, noch führt ein Verzicht auf das Abendessen zur Gewichtsabnahme. Dennoch trägt es zum Wohlbefinden bei, wenn das Abendessen nicht zu reichhaltig ausfällt. Generell gilt: Nur wer mehr Energie verbraucht als er am Tag aufnimmt, kann sein Gewicht reduzieren. Ein aktiver Lebensstil mit viel Bewegung und eine kalorienbewusste Ernährungsweise können dabei helfen.

Rotwein schützt vor einem Herzinfarkt: Einige der Inhaltstoffe im Rotwein, beispielsweise sekundäre Pflanzenstoffe, können die Gesundheit der Blutgefäße positiv beeinflussen und somit das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen reduzieren. Allerdings nur, wenn Wein in moderaten Mengen getrunken wird. Die DGE empfiehlt Frauen, maximal ein kleines Glas Wein und Männern zwei kleine Gläser Wein zu trinken, und das nicht täglich. In der Woche sollten mindestens zwei Tage alkoholfrei sein. Ein täglicher Alkoholkonsum kann zu Krankheiten und Abhängigkeit führen.

Nüsse machen dick: Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass ein moderater Konsum von Nüssen das Risiko für eine Gewichtszunahme nicht erhöht. Sie sind zwar aufgrund ihres relativ hohen Fettgehalts recht kalorienreich, aber auch hier kommt es auf die Verzehrmenge an. Außerdem liefern Nüsse wertvolle ungesättigte Fettsäuren, die positive Eigenschaften für die Gesundheit besitzen. Daher spricht nichts gegen eine Handvoll Nüsse (circa 25 Gramm) am Tag – am besten ungesalzen und nicht geröstet.

Spinat darf man nicht aufwärmen: Der Mythos des „giftigen“ Spinats geht auf dessen Nitratgehalt zurück. Nitrat ist ein Stoff, den Pflanzen zum Wachsen benötigen. Beim Aufwärmen und langsamen Abkühlen von Lebensmitteln kann aus dem Nitrat allerdings Nitrit entstehen und daraus krebserregende Nitrosamine. Wer Spinat wieder aufwärmen möchte, sollte den nicht verzehrten Spinat rasch abkühlen lassen, ihn abgedeckt im Kühlschrank aufbewahren und diesen nur einmal aufwärmen. Babys und Kleinkinder sollten keinen wieder aufgewärmten Spinat bekommen.

Tipp: Möglichst frischen Spinat kaufen und die Stiele sowie große Blattrippen vor der Zubereitung entfernen – diese enthalten besonders viel Nitrat.

Eier erhöhen den Cholesterinspiegel: Eier liefern viele wertvolle Nährstoffe und gehören zu einer abwechslungsreichen sowie ausgewogenen Ernährung – gleichzeitig ist das Eigelb fett- und cholesterinreich. Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil der Zellwände und wird zur Bildung vieler Hormone benötigt. Zum einen kann der Körper es selbst bilden, zum anderen kann es über die Nahrung aufgenommen werden.

Lange wurde allerdings die Bedeutung des Nahrungscholesterins überbewertet: Aktuelle Studien zeigen, dass der Konsum von Hühnereiern per se nicht zu einer Erhöhung des Cholesterinspiegels führt. Daher kann derzeit keine Obergrenze für den Verzehr von Eiern abgeleitet werden. Aber aufgrund der enthaltenen gesättigten Fettsäuren, die sich ungünstig auf die Herz-Gefäß-Gesundheit auswirken können, sollten Eier dennoch nicht täglich auf dem Speiseplan stehen.

Kaffee entzieht dem Körper Flüssigkeit: Die guten Nachrichten haben sich bei den meisten Kaffee-Liebhabern schon rumgesprochen: Das beliebte Heißgetränk entzieht dem Körper kein Wasser. Vielmehr leistet Kaffee einen Beitrag zur täglichen Gesamtflüssigkeitszufuhr. Zwar wirkt das enthaltene Koffein harntreibend, jedoch ist dieser Effekt nur vorrübergehend. Langfristig bildet der Körper eine Toleranz gegenüber der harntreibenden Wirkung des Koffeins aus. Gegen den Genuss von bis zu vier Tassen Kaffee über den Tag verteilt, ist also nichts einzuwenden.

Quelle: Ernährungsstudio Nestlé