Statement des Lebensmittelverbandes zu Säuglingsmilch und Mineralölrückständen

Zu den heutigen (24.10.2019) Meldungen zu Säuglingsmilch und Mineralölrückständen erklärt Dr. Sieglinde Stähle aus der Wissenschaftlichen Leitung des Lebensmittelverbands Deutschland:

„Es besteht in diesem Produktsegment keine allgemeine Belastungsproblematik von Mineralölbestandteilen mehr. Dies belegt u. a. der von der Zeitschrift ÖkoTest erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Testbericht über marktübliche Produkte im Bereich Babynahrung (vorwiegend in Beuteln angebotene Pulver). ÖkoTest ist zu dem Ergebnis gekommen, dass kein Produkt im Beutel messbare Rückstände von möglicherweise kritischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) enthält und hat diese auch nur bei einem Produkt in einer Dosen-Verpackung gefunden.

Bei den von Foodwatch untersuchten Produkten handelt es sich um genau solche, spezielle Produkte in speziellen Verpackungen, nämlich Metalldosen, und eben nicht um die üblicherweise in Drogeriemärkten angebotenen Produkte. Insofern spiegelt Foodwatch nicht den Markt wieder und kommuniziert ein verzerrtes Bild von der Realität im Babynahrungsbereich.

Die spezielle Metalldosen-Verpackung ist für bestimmte Vertriebswege und lange Produkt-Haltbarkeiten ein Erfordernis. Die Herstellungsweise der Dosen ist vermutlich der Grund für die gemessenen MOSH-/MOAH-Werte. Laut Hinweisen der Hersteller ist das Problem bereits im Fokus: die sogenannten Walzöle sind nicht verzichtbar, aber es werden bereits seit längerer Zeit Öle größerer Reinheit verwendet. Generell ist es aber auch so, dass es eine sogenannte Nulltoleranz für Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Substanzen auch aufgrund der umweltbedingten und folglich unvermeidbaren Grundbelastung kaum geben kann.

Aus heutiger Sicht ist dies aber auch gesundheitlich nicht problematisch. Es gibt keine wissenschaftliche Bewertung, wonach die über Lebensmittel aufgenommenen Mengen toxikologisch relevant und nicht tolerierbar seien.“

Natürlich gelten Mineralölbestandteile in Lebensmitteln soweit vermeidbar dennoch als unerwünscht. Die Lebensmittelwirtschaft arbeitet deshalb kontinuierlich daran, Ursachen zu erforschen und zur Reduzierung des Eintrags beizutragen. Der Lebensmittelverband Deutschland als Spitzenverband der Lebensmittelwirtschaft leistet hier diverse Hilfestellungen für die Unternehmen:

Ende 2017 hat der Verband die „Toolbox zur Vermeidung von Einträgen unerwünschter Mineralölkohlenwasserstoffen in Lebensmitteln“ veröffentlicht. Die Toolbox ist nicht nur ein Informationsangebot zum derzeitigen Erkenntnisstand, sondern sie liefert auch nützliche Hinweise zur Analytik und praktische Anregungen für Minimierungsmaßnahmen.

Anfang 2019 veröffentlichte er die „Leitlinien zur Abschätzung der MOSH/MOAH-Migration aus Verpackungen in Lebensmittel mit dem Ziel der Minimierung“. Zweck dieser Leitlinien ist es, Unternehmen einerseits Hilfestellung zur Beurteilung von bereits eingesetzten Verpackungslösungen bezüglich ihrer im Zusammenhang mit Mineralölkomponenten relevanten Konformität zu geben. Andererseits soll die Leitlinie spezifische Antworten auf die Frage geben, welche Maßnahmen zur Minimierung oder Vermeidung durch alternative Verpackungslösungen (Barriereschichten, Innenbeutel, Adsorberlösungen oder Frischfaserverpackungen) empfehlenswert bzw. erforderlich sind.

Im Juni 2019 haben der Lebensmittelverband und die Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder die „Gemeinsamen Orientierungswerte für Mineralölbestandteile in Lebensmitteln“ veröffentlicht, die für bestimmte Herstellungsprozesse von Endverbraucherprodukten den aktuellen Stand der Technik unter Berücksichtigung der komplexen möglichen Eintragspfade wiedergeben. Dieses Konzept gibt der Lebensmittelwirtschaft, Verbrauchern, Verbraucherschutzorganisationen, Warentestern sowie den Überwachungsbehörden eine Orientierung, bis zu welcher Höhe das Vorkommen der mineralölähnlichen Kohlenwasserstoffe erwartbar ist, selbst bei Einhaltung der Guten Herstellungspraxis („best practice“) und Beherrschung der bisher bekannten Eintragspfade.

Lebensmittelverband Deutschland e. V.

Der Lebensmittelverband Deutschland e. V. ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Ihm gehören Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette „von Acker bis Teller“, also aus Landwirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel und Gastronomie an. Daneben gehören zu seinen Mitgliedern auch private Untersuchungslaboratorien, Anwaltskanzleien und Einzelpersonen.

Für weitere Informationen:
Lebensmittelverband Deutschland e. V.
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Quelle: Lebensmittelverband