Verbraucher wollen Qualität und Genuss, Getränkeindustrie setzt auf individuelle Abfüllung und Kreislaufwirtschaft

17. Praktikertagung der Akademie Fresenius diskutierte Ansprüche an Technologie, Sicherheit und Qualität in der Getränkeproduktion.

Am 24. und 25. September trafen sich in Dortmund Technik- und Qualitätsverantwortliche der deutschen Getränkeindustrie zur 17. Praktikertagung der Akademie Fresenius. Vom Dosenwein bis zur individuell abgefüllten Flasche auf Bestellung: Smarte Technik und neue Konzepte helfen der Getränkeindustrie, auf unterschiedliche Trends zu reagieren.

Im Trend: Glas für Qualität und Dosen für Convenience

Was sind die Umsatztreiber für die Getränkeindustrie 2020 und welche strategischen Weichen müssen die Abfüller bereits heute stellen, um in den nächsten Jahren auf die Gewohnheiten und Wünsche der Verbraucher reagieren zu können? Dazu lieferten die Vorträge der Marktforscherin Patrizia Fanasch vom Datenanalyse-Unternehmen Nielsen und des Strategieberaters Gerald Lindinger-Pesendorfer vom Consultingunternehmen Dr. Wieselhuber & Partner (München) Fakten und Empfehlungen. Patrizia Fanasch macht vielschichtige Trends im aktuellen Einkaufsverhalten der Deutschen aus: Sie wünschen sich weniger Zucker und nachhaltige Inhaltsstoffe, suchen aber gleichzeitig auch verstärkt nach Genuss und Lifestyle-Angeboten.

Auch bei den Gebinden zeichnen sich gegenläufige Trends ab: „Mehrweg-Glas steht bei den Verbrauchern für Getränke mit hoher Qualität, besseren Geschmack und Lifestyle, die Dose dagegen verkörpert Convenience“, so Fanasch. Im Getränkehandel holen sich Getränkeabhol- und Verbrauchermärkte verlorenes Terrain von den Discountern zurück: Sie können mit regionalen Produkten und breiten Sortimenten bei den Kunden punkten.

Das bringt die Zukunft: Wein in Dosen und Sensoren in der Verpackung

Die Lifestyle-Trends „Selbstoptimierung“ und „Convenience“ werden in den nächsten Jahren die Ess- und Trinkgewohnheiten verändern, ist Gerald Lindinger-Pesendorfer überzeugt. Zunehmend gefragt werden demnach Getränke, die auf den individuellen Bedarf abgestimmt sind und die Leistungskraft maximieren. Wie die Digitalisierung die Selbstoptimierung bereits heute fördern kann, zeigt der intelligente Trinkbecher „Vessyl“ aus den USA: Er analysiert die Inhaltsstoffe (Zucker-, Fett-, Protein-, Koffeingehalt) jedes Getränks und zeigt die Werte auf dem Display oder am Smartphone über die Bluetooth-Verbindung an.

Auch Gerald Lindinger-Pesendorfer ist überzeugt, dass der Convenience-Trend anhält. „Für viele Menschen wird Kochen zur Ausnahme – die Küche wird im begrenzten Wohnraum eingespart. Überwiegend werden Lebensmittel und Getränke außer Haus konsumiert oder nach Hause mitgenommen.“ Das ändert die Ansprüche an die Verpackung: Zunehmend gefragt werden „kleine, mikrowellengeeignete Heat&Go-Packungen für To Go-Heißgetränke“. Zudem kann sich die Getränkebranche schon jetzt auf einen neuen Convenience-Schlager einstellen: Dosenwein. Der Wein für unterwegs entspräche dem Lebensgefühl der jungen Generation. „Die Generation Y ist mehr an Komfort und Coolness interessiert“, so Lindinger-Pesendorfer. Das öffne die Tür zu alternativen Marketing- und Verpackungsmethoden.

Bottling on Demand: Losgröße eins in der Abfüllung

In der Abfüllung ist die „Losgröße eins“ längst mehr als Zukunftsvision. Das „Bottling on Demand“ kann bereits heute die Getränkeproduktion individualisieren und flexibilisieren. Wie das gehen kann, berichtete Patrick Engelhard vom Getränkeanlagenhersteller Krones. Er stellte dazu eine Konzeptstudie vor. Möglich wird das „Bottling on Demand“ bei Krones durch ein neues Füllventil. Es wird von einer Haupt- und bis zu vier Nebenleitungen gespeist, die sich jeweils individuell dosieren lassen. So lassen sich Softdrinks ohne Mixer direkt im Füller herstellen: Der Wasseranteil gelangt über die Hauptleitung in das Ventil, die einzelnen Aromakomponenten werden über die Nebenleitungen jeweils in der richtigen Menge dazu dosiert. Auf diese Weise lässt sich einfach zwischen verschiedenen Füllgütern hin- und herschalten – ohne aufwendiges Umrüsten.

Plastikflasche bleibt, Circular Economy soll kommen

Nicht erst seit den „Fridays for Future“ und dem EU-Verbot für Wegwerfprodukte aus Plastik, das 2021 in Kraft tritt, steht die Kunststoffflasche in der Diskussion. In der öffentlichen Betrachtung siegen allerdings oft „Emotionen über Fakten“, wie Berater Klaus Stadler feststellen muss. Weil Kunststoffflaschen leicht und unkaputtbar sind, gebühre ihnen weiterhin ein Platz unter den Verpackungen. In der Öffentlichkeit werde zu wenig wahrgenommen, dass 96 Prozent der Getränkeflaschen in Deutschland gesammelt würden, so Stadler. Jetzt sei es Aufgabe der Getränkeindustrie, geschlossene Kreisläufe zu schaffen.

Das sieht auch Stefan Kunerth, technischer Direktor bei Coca- Cola, so. Ziel müsse die Circular Economy sein: „Der Kreis muss geschlossen werden, um aus Abfall einen Wertstoff zu machen und ‚Downcycling‘ zu verhindern“. Das Recycling von Kunststoffverpackungen beginne bereits beim Design und sollte darauf abzielen, die Umweltauswirkungen des Produkts und der Verpackung über den gesamten Lebenszyklus zu minimieren. Coca-Cola wolle Vorreiter im Bereich nachhaltiger Verpackungen und bei der Umsetzung von Konzepten zur Abfallreduzierung sein“, so Kunerth. Am Coca-Cola Produktionsstandort Genshagen sei erstmalig ein nahezu geschlossener Wertstoffkreislauf bereits erreicht. Hier konnte laut Kunerth das monatliche Restabfallaufkommen im Vergleich zu den Jahren 2014 und 2015 um 66 Prozent reduziert werden. Damit könnten nun 99 aller Produktionsabfälle einer stofflichen Verwertung zugeführt werden. Diesem Vorbild sollen nun weitere Coca-Cola-Standorte folgen.

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Quelle: Akademie Fresenius