Klöckner/Scheuer: „Wir schließen die Funklöcher über den Äckern“

Bei ihrer Digitalklausur auf Schloss Meseberg hat das Bundeskabinett seine Mobilfunkstrategie beschlossen. Diese hat eine stabile flächendeckende Mobilfunkversorgung aller Haushalte, Gewerbegebiete, Verkehrswege sowie landwirtschaftlich genutzten Flächen zum Ziel. Die ländlichen Räume würden damit endlich die Versorgung erfahren, die in Städten schon lange üblich sei, betonen der Bundesminister für digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, sowie die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner.

Die Ministerin kündigte zudem ein ergänzendes Förderprogramm an, mit dem sie für land- und forstwirtschaftliche Flächen die Möglichkeit des Aufbaus einer lückenlosen digitalen Infrastruktur schaffen wolle. 60 Millionen Euro stehen dafür in den kommenden fünf Jahren zur Verfügung.

Julia Klöckner: „Ein Deutschland der zwei Mobilfunkgeschwindigkeiten muss der Vergangenheit angehören. Unsere Bauern und die ländliche Bevölkerung brauchen flächendeckend Anbindung – über jedem Acker, im Stall, entlang der landwirtschaftlich genutzten Verkehrswege. Das gehen wir an. Um weiße Flecken passgenau nach konkretem Bedarf der Landwirte zu beseitigen, werden leistungsstarke Frequenzen für eigene, lokale Netze bereitgestellt.

Ein Förderprogramm wird die Betriebe in die Lage versetzen, diese lokalen Frequenzen zur Etablierung von Präzisionslandwirtschaft auf ihren Betrieben zu nutzen. Denn die Landwirtschaft ist ein wichtiger Baustein der Smarten LandRegionen von morgen! Damit tragen wir auch den gesellschaftlichen Erwartungen nach mehr Umweltschutz und Tierwohl Rechnung. Denn die Anwendung moderner Technologien hilft, gleichzeitig ressourcenschonender zu produzieren und Erträge zu steigern. Dafür schaffen wir nun überall die Voraussetzungen.“

Andreas Scheuer: „Land- und Forstwirtschaft nutzen mehr als 80 Prozent der Fläche in Deutschland. Die Förderinstrumente der Mobilfunkstrategie müssen wir daher immer auch mit Blick auf die ländlichen Räume ausrichten. Wir wollen sicherstellen, dass künftig in allen Haushalten sowie auf Straßen und im ländlichen Raum mobil telefoniert werden kann. Die Landwirte unterstützen wir, 5G-Netzwerke auf ihren Ackerflächen aufzubauen. Insgesamt nehmen wir dafür 1,1 Milliarden Euro in die Hand.“

Hintergrund

Smart Farming, Digital Farming oder e-Farming bezeichnen den intelligenten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Landwirtschaft. Smart Farming befasst sich u. a. mit der Automatisierung von Arbeitsabläufen und der Verminderung bzw. Reduzierung des Einsatzes von Ressourcen und Betriebsmitteln, von monotonen Arbeiten und Arbeitskraft, z. B. durch den Einsatz von Robotern, autonomen Fahrzeugen, automatisierter Futterausgabe oder fernsteuerbaren Agrardrohnen. Zusammenfassend kann man sagen: Smart Farming erhöht bei richtiger Anwendung die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Erzeugung. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der Betriebe.

Derzeit wird bereits eine Vielzahl von Kommunikationslösungen für verschiedene Zwecke eingesetzt. Sensoren, Landmaschinen oder die Überwachung von Nutztieren nutzen heute GSM- oder LPWAN-Netze (Low Power Wide Area Networks). Zukünftig wird zusätzlich die Vernetzung von Fahrzeugen im Feld im Kontext von autonom fahrenden landwirtschaftlichen Maschinen notwendig sein, um bspw. die Fahrplanung zwischen mehreren Fahrzeugen abzustimmen (D2D) oder Videostreams von autonomen Fahrzeugen oder Drohnen abzurufen.

Ebenfalls diskutiert wird das Daten-Offloading für nicht echtzeitkritische Daten. Dabei werden die Daten im Feld von Fahrzeugen oder auch Drohnen „eingesammelt“ und am Agrarbetrieb mittels WLAN und den Breitbandanschluss am Farm-Management-System (FMS) übertragen (Offloading). FMS sind häufig wichtiger Bestandteil digitaler Anwendungen in der Landwirtschaft. Darin können z. B. (Bild-) Daten aus dem Feld (z. B. Bodenbeschaffenheit, Temperatur, Feuchtigkeit, Schädlingsbefall) und aus externen Datenquellen wie Wetterdiensten oder Saatgut-Daten zusammengeführt, ausgewertet und den Betrieben zur Verfügung gestellt werden.

Durch digitale Anwendungen ist eine teilflächenspezifische Bearbeitung möglich. So werden beispielsweise Flächen, in denen der Boden nährstoffreicher ist, weniger gedüngt, so dass Düngemittel gespart und die Ökosysteme weniger belastet werden. Ein wesentlicher Teil der Produktivitätspotentiale von Agrar-4.0-Anwendungen entfällt auf die Zusammenführung von Informationen aus verschiedenen Datenquellen im FMS und der darauf basierenden Anpassung von Prozessen.

Online zu verarbeitende Daten nehmen daher im landwirtschaftlichen Sektor bereits jetzt stark zu. Aufgrund der gestiegenen Anforderungen von innovativen Technologien ist jedenfalls die Kapazität eines LTE/4G-Netzes notwendig.

Damit die Vorteile der Digitalisierung unter Berücksichtigung der weitergehenden Entwicklung von Technologien wie cloudbasierten Anwendungen, Drohnenflügen, Feldrobotern/ autonomen Maschinen, cloud-basierter Maschine-Maschine-Kommunikation, KI-Anwendungen und Blockchain ausgeschöpft werden können, bedarf es der Bereitstellung von Konnektivität in der Fläche. Der Flächenbedarf an Konnektivität ist dabei in Abhängigkeit der gewählten technischen Lösung zu sehen. Neben einer Realisierung von Konnektivität über öffentliche Mobilfunknetze besteht auch die Möglichkeit, nutzerspezifische Konnektivität (4G/5G) unabhängig von den öffentlichen Netzen als lokales nicht-öffentliches Netz zu realisieren. Diese können in der Landwirtschaft als „ad hoc-Netze“ eingesetzt und bedarfsgerecht zugeschnitten werden.

Insgesamt unterstützt der Einsatz von Telekommunikationsdiensten auf Basis von 4G/5G die Innovationsfähigkeit und Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion und spielt eine entscheidende Rolle dafür, die gesellschaftlich wie rechtlich zunehmend geforderte Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln und Düngemitteln zu erreichen und den ökologischen Landbau zu forcieren.

Quelle und Pressekontakt: Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)