Plastikflut und Klimawandel: Stärkeindustrie bietet intelligente Lösungen

Politik muss Land- und Ernährungswirtschaft gemeinsam denken.

Aus nachwachsenden Rohstoffen – Mais, Weizen, Kartoffeln – werden in der Stärkeindustrie Stärke und pflanzliche Proteine gewonnen. Texturierte Proteine sind eine gute Alternative zu Fleischprodukten und können dazu beitragen, die Ernährung abwechslungsreicher und zugleich klimafreundlicher zu gestalten. Klebstoffe auf Stärkebasis werden zur Herstellung von Papier und Pappe und damit für Verpackungen eingesetzt und machen ein hochwertiges Recycling erst möglich.

Eine technisch-stoffliche Anwendung auf der Basis nachwachsender Rohstoffe, die Ressourcen schont und die Umwelt schützt. – Die Unternehmen der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft setzen auf Rohstoffe aus Deutschland. Dabei machen die weitere Verschärfung der Düngeverordnung und die immer kleinere Auswahl an Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen dem Ackerbau zu schaffen. Die Politik ist gefordert, auf Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft zuzugehen, um gemeinsam Konzepte für einen zukunftsfähigen Ackerbau zu entwickeln. Ohne fachgerechte Düngung kein Anbau von Getreide für die Herstellung von Qualitätsmehlen für Brote ohne Zusatzstoffe. Ohne flexible Regelungen in der Düngeverordnung keine sinnvolle Verwertung von Nebenprodukten der Kartoffelstärkeherstellung als hochwertige Dünger für Zwischenfrüchte. Zwei Themen die beispielhaft zeigen, wie eng Land- und Ernährungswirtschaft miteinander verknüpft sind.

Weizenproteine ein Baustein der Welternährung

Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr der Bedarf an Nahrungsmitteln. Um im Jahr 2050 rund zehn Milliarden Menschen nachhaltig ernähren zu können, spielt die Verfügbarkeit von hochwertigen Proteinen eine Schlüsselrolle. Aus dem nachwachsenden Rohstoff Weizen werden in der Stärkeindustrie hochwertige Proteine gewonnen. Mittels Extrusion entstehen sogenannte „texturierte Proteine“, die vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Lebensmittelwirtschaft finden.

„Der Markt für texturierte pflanzliche Proteine wächst, deren Anwendungsgebiete sind vielfältig. Mit der Extrusion steht der Lebensmittelindustrie ein wichtiges Werkzeug zur Verfügung, um eine flächenschonende Proteinversorgung der Menschen sicherstellen zu können“, erklärt Gustav Deiters, Sprecher des VGMS-Präsidiums, heute in Berlin. Texturierte Proteine dienen nicht nur zur Proteinanreicherung, sondern auch zur Nachbildung von Texturen, sie geben dem Endprodukt die gewünschte Stabilität, egal ob für vegetarische Produkte als Ersatz für Fleisch oder Fisch und optimieren sensorische Eigenschaften.

Gut verpackt dank Stärke – Vorteile für Ressourcenschutz & Ökobilanz

Verpackungen spielen in nahezu sämtlichen Bereichen in Wirtschaft und im privaten Bereich eine zentrale Rolle, sie sorgen für einen sicheren Transport und den Schutz von hochwertigen Gütern, egal ob Lebensmittel oder Autoteile. Die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen aus Papier, Karton und Pappe ist seit Jahren steigend. Das Wachstum im Online-Handel und beim Export von Waren sind Gründe ebenso wie die Diskussion über die weitgehende Vermeidung von Plastikmüll.

„Der Einsatz von Wellpappe als Verpackung ist hier gleich mehrfach attraktiv“, sagt Gustav Deiters. „Zum einen ist der CO2-Fußabdruck von Wellpappe mit knapp 700 kg CO2/t fünfmal geringer als der von Kunststoff mit rund 3.500 kg CO2/t. Zum anderen wird Wellpappe bis zu 20 Mal wiederverwertet. Und sie ist zu 100 Prozent recyclebar. Dabei macht die Verwendung stärkebasierter Hochleistungsklebstoffe das Recycling erst möglich. Verpackung ist auch indirekt gut für die Ökobilanz: Sie schützt wertvolle Güter und damit Ressourcen“, so Deiters weiter.

Neuausrichtung der Landwirtschaft: Wertschöpfungskette muss handlungsfähig bleiben

Ein großes Angebot an Rohstoffen unterschiedlicher Qualitäten in ausreichender Menge ist nicht selbstverständlich – das ist nicht erst seit den letzten beiden Dürrejahren klar. Klimawandel, schwankende Witterungsbedingungen, Düngeverordnung oder die Diskussion um die Ackerbaustrategie werden auch den Ackerbau verändern. Die immer kleinere Wirkstoffpalette für Pflanzen- und Vorratsschutz erschwert die Gesunderhaltung von Pflanzenbeständen auf dem Acker und Rohstoffen im Lager. Mit den wachsenden Herausforderungen müssen die Unternehmerinnen und Unternehmer im VGMS umgehen und Lösungen entwickeln. Das Diskussionspapier „Ackerbaustrategie 2035: Perspektiven für einen produktiven und vielfältigen Pflanzenbau“ schafft eine Diskussionsgrundlage zur Weiterentwicklung des Ackerbaus: Fünfgliedrige Fruchtfolgen, reduzierter Pflanzenschutzmitteleinsatz sowie eine ausgeglichene Humusbilanz sind einige der genannten Ziele.

„Grundsätzlich begrüßen wir die Diskussion über eine Neuausrichtung der Landwirtschaft und die damit verbundenen Zielsetzungen zum Schutz von Boden, Wasser, Luft, Klima und Biodiversität sowie für mehr Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Produktion. Gleichzeitig fordern wir, dass ganzheitlich gedacht wird, Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft müssen gemeinsam, Wertschöpfungsketten bis zu Ende gedacht werden. Die Politik kann Rahmen und Ziele vorgeben, den Weg dorthin nicht. Für die Umsetzung der Ziele vor Ort brauchen die Praktiker ausreichend Handlungsspielraum sowie einen entsprechenden Werkzeugkasten.“,erklärt VGMS-Geschäftsführer Peter Haarbeck. Dazu zählen ein ausreichendes Spektrum von Wirkstoffen für den Pflanzen- und Vorratsschutz, klima- und krankheitsresistentere Sorten – möglicherweise auch durch den Einsatz neuer Züchtungsmethoden, reelle Marktchancen für eine „Fünf-Felder-Wirtschaft“, standortangepasste Konzepte und die Bereitschaft, vom Acker bis zum Teller Qualität und Umweltschutz auch zu bezahlen.

Insbesondere begrüßen die Hafermühlen im VGMS den „Fünf-Pflanzen-Ansatz mit Hafer“ der Ackerbaustrategie. Der Hafer bietet als „Gesundungsfrucht“ viele Antworten auf aktuelle Fragen: „Er zeigt eine hohe Unkraut- und Krankheitsunterdrückung sowie eine gute Nährstoffaneignung, bei nur geringem Dünge- und Pflanzenschutzmittelbedarf“, erläutert Haarbeck die Vorteile des Haferanbaus. Bereits seit 2018 arbeiten die Hafermühlen an der Renaissance des Haferanbaus in Deutschland. Im Jahr 2019 haben sie dazu die „Initiative Haferanbau“ gestartet.

„Ohne fachgerechte Düngung kein Anbau von Getreide für die Herstellung von Qualitätsmehlen für Brote ohne Zusatzstoffe. Ohne flexible Regelungen in der Düngeverordnung keine sinnvolle Verwertung von Nebenprodukten der Kartoffelstärkeherstellung als hochwertige Dünger für Zwischenfrüchte“, erläutert Peter Haarbeck. Er nennt damit zwei Themen die zeigen, wie eng Land- und Ernährungswirtschaft miteinander verknüpft sind.

Quelle: VGMS