Vertikaler Anbau auf dem Vormarsch: Ernährungssicherung durch Inhouse-Tomaten?

Was tun, wenn der Platz knapp wird, Wasser nur begrenzt zur Verfügung steht oder auf Pflanzenschutzmittel verzichtet werden soll? In dicht besiedelten Städten oder an trockenen Standorten kann Wissenschaftlern der niederländischen Universität Wageningen zufolge der Anbau von Gemüse in geschlossenen Systemen Lösungen bieten. Mit künstlichem Licht und einem eigenen Wasserkreislauf kann die Bevölkerung mit gesunden, unbehandelten Nahrungsmitteln versorgt werden, die nicht weit transportiert werden müssen. Denn sie werden mitten in der Stadt produziert.

„Vertikal Farming“, also der Anbau in mehreren „Lagen“ übereinander in einem Gebäude sei Dank intensiver Forschung über den optimalen Einsatz von LED-Licht, Wasser und Nährstoffen, ein vielversprechender Ansatz. Einige große Player wie Google, Amazon oder Ikea investierten bereits in diese zukunftsweisende Technik. Allerdings: Um den Hunger in der Welt zu besiegen, reiche das Verfahren nicht aus, da bisher der Anbau von Grundnahrungsmitteln – wie Reis oder Getreide – nicht möglich sei. Doch die Versorgung mit Gemüse vor Ort könne mit Hilfe der Inhouse-Technik deutlich verbessert werden. Die Erzeugung sei ganzjährig möglich und völlig unabhängig von den natürlichen Klima- und sonstigen Produktionsbedingungen.

Auf der Größe eines Fußballfeldes ließe sich Gemüse für 100.000 Einwohner erzeugen, die jeder 250 Gramm pro Tag verzehrten, so die Wissenschaftler: „Diese Fläche kann überall liegen, in der Stadt, in der Wüste oder auf dem Mars.“ Damit sei vertikaler Anbau eine von vielen Lösungen der globalen Ernährungsfrage. Zumal das Verfahren in Bezug auf den Wasserverbrauch nachhaltiger ist als die Produktion auf dem Feld oder im Gewächshaus: 17 Liter würden benötigt, um ein Kilogramm Tomaten zu produzieren – im Vergleich zu 60 bis 200 Litern unter Feldbedingungen. Einzig der Energieverbrauch durch den Einsatz von künstlichem Licht statt der Nutzung des Tageslichtes für die Photosynthese sei ein Faktor, dem man noch weitere Forschung im Sinne der Optimierung widmen müsse, lautet das Resümee der Wissenschaftler.

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Quelle: Friederike Heidenhof, BZfE