Trendlebensmittel Hanf: Pflanze mit vielen Gesichtern

Hanf
Selbst Hanfsamen einer Sorte kommen in unterschiedlichen Färbungen, Größen und Wuchsformen daher. Die Samenphysiologie ist deshalb zur Sortenbestimmung ungeeignet.

Hanf in der Schokolade, Hanf in Drinks, Hanf in Müsliriegeln – es gibt sogar ein Hundefutter, das Hanf enthält. Angepriesen wird Hanf als Superfood und in der Werbung wird außerdem oft mit den Klischees gespielt, die um die Hanfpflanze kreisen. Dazu gehört die berauschende Wirkung. Die Packung einer Bratwurst mit Hanf zieren beispielsweise Bilder der charakteristischen, handförmigen Blätter der Hanfpflanze und ein Reggae-Motiv.

Tatsache ist, dass Hanf (botanisch: Cannabis) eine Kulturpflanze mit langer Tradition und vielfältiger Verwendung ist. Aus den Fasern können Seile hergestellt und aus den Samen kann Öl gepresst werden. Die Blätter und Blüten werden zur Herstellung von Rausch- und Arzneimitteln verwendet. Der Wirkstoff, der hier zum Tragen kommt, ist Tetrahydrocannabinol (THC). Doch eines ist sicher: Die Bratwurst hat keine berauschende Wirkung, denn in der Bratwurst ist nur Hanföl. Außerdem ist in Europa nur der Anbau von Faserhanfsorten mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,2 Prozent erlaubt.

Doch wie „gesund“ ist Hanf? Unstrittig ist, dass Hanfsamen und das daraus gewonnene Öl viele wertvolle Inhaltsstoffe enthalten. Hanfsamen weisen genauso wie Sesam oder Leinsamen hochwertige Fette, einen hohen Eiweißgehalt und je nachdem, ob sie geschält sind oder nicht, auch einen hohen Ballaststoffgehalt auf. Hanfsamenöl ist reich an ungesättigten Fettsäuren (circa 80 Prozent) und enthält wichtige essentielle Fettsäuren wie Linolsäure (circa 60 Prozent) und α-Linolensäure (circa 20 Prozent.) Außerdem enthält das Öl viel B-Vitamine und Vitamin E, sowie die Mineralstoffe Calcium, Magnesium und Eisen.

Hanfsamen selbst enthalten übrigens von Natur aus kein THC. Es ist jedoch möglich, dass bei der Ernte die Samen mit anderen Pflanzenteilen, die einen höheren THC-Anteil haben, in Berührung kommen. Dazu gehören die Blüten, Blätter oder Stängel. So kann es passieren, dass sich THC in nachweisbaren Mengen in Hanfsamen und daraus hergestellten Lebensmitteln findet.

Bisher gibt es europaweit keinen einheitlichen Grenzwert für THC in Lebensmitteln. Es gibt jedoch Richtwerte des ehemaligen Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (heute: Bundesinstitut für Risikobewertung, BfR), die Herstellern und der Lebensmittelüberwachung als Orientierung dienen. Es sind 0,005 mg/je Kilogramm für nicht alkoholische und alkoholische Getränke, 5 mg/kg für Speiseöle und 0,15 mg/kg für alle anderen Lebensmittel.

Das BfR gab in einer Stellungnahme im November 2018 bekannt, dass THC-Gehalte in vielen hanfhaltigen Lebensmitteln zu hoch und gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich seien. Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann anstelle von Hanfsamen auf die ernährungsphysiologisch ebenfalls wertvollen Nüsse sowie Lein- und Sesamsamen zurückgreifen. Eine gute Alternative zu Hanföl sind Walnuss- oder Leinöl.

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Quelle: Dr. Marion Morgner, BZfE