Corona-Epidemie schwächt deutsche Wirtschaft

Das RWI senkt aufgrund der Auswirkungen der Corona-Epidemie seine Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 um knapp zwei Prozentpunkte auf nunmehr -0,8 Prozent, für 2021 erwartet es aufgrund von Nachholeffekten 2,3 statt 1,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote dürfte 2020 und 2021 trotz des Produktionseinbruchs mit jeweils 5 Prozent stabil bleiben. Die öffentlichen Haushalte dürften bereits ohne Berücksichtigung der umfangreichen Hilfsprogramme im kommenden Jahr ein Minus von 7 Milliarden Euro aufweisen. Insgesamt zeichnet sich für die deutsche Wirtschaft und die Weltwirtschaft durch die Corona-Epidemie vorübergehend ein kräftiger Rückgang der Produktion ab.

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Das RWI senkt aufgrund der Auswirkungen der Corona-/COVID-19-Epidemie seine Prognose des deutschen Wirtschaftswachstums für 2020 gegenüber Dezember vergangenen Jahres um knapp zwei Prozentpunkte von 1,1 auf nunmehr -0,8 Prozent. Für 2021 erwartet es durch Nachholeffekte 2,3 statt 1,5 Prozent.
  • Die Prognose beruht auf der Annahme, dass die Produktion durch die wirtschaftlichen Einschränkungen in Folge der COVID-19-Epidemie lediglich in der ersten Hälfte dieses Jahres kräftig zurückgehen wird. Durch Folgen der Epidemie und der ergriffenen Abwehrmaßnahmen dürfte der BIP-Zuwachs um 2 Prozentpunkte geringer sein, als sonst zu erwarten gewesen wäre. Dabei wird unterstellt, dass die inzwischen getroffenen Maßnahmen die Ausbreitung von COVID-19 tatsächlich verlangsamen und es bereits in der zweiten Jahreshälfte 2020 und im kommenden Jahr aufgrund von Nachholeffekten zu einer deutlichen Ausweitung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kommen wird.
  • Der Arbeitsmarkt zeigt sich robust. Durch die Erleichterungen bei den Regelungen zur Kurzarbeit und die Liquiditätshilfen für Unternehmen dürfte die Beschäftigung im Prognosezeitraum trotz COVID-19 stabil bleiben. In den Jahren 2020 und 2021 dürfte die Arbeitslosenquote jeweils 5 Prozent betragen.
  • Die Inflation dürfte 2020 und 2021 deutlich zurückgehen und in diesem Jahr bei 0,7 Prozent, im nächsten bei 1,3 Prozent liegen, vor allem aufgrund gesunkener Energiepreise. Zudem dürfte der binnenwirtschaftliche Preisauftrieb aufgrund der geringen konjunkturellen Dynamik schwach bleiben. Die Kerninflation (Preise ohne Energie) dürfte in beiden Jahren jeweils 1,4 Prozent betragen.
  • Der staatliche Budgetüberschuss dürfte spätestens im kommenden Jahr wieder negativ sein. Im laufenden Jahr wird er voraussichtlich etwa 10 Milliarden Euro betragen und 2021 mit -7 Milliarden Euro erstmals wieder ein Defizit erreichen. Bereits ohne Hilfsprogramm der Bundesregierung zeichnete sich ein beschleunigter Abbau des Haushaltsüberschusses in den Jahren 2020 und 2021 ab. Im Verhältnis zum BIP bedeutet das einen Rückgang des Budgetsaldos von 0,3  auf etwa -0,2 Prozent über den gleichen Zeitraum. Der über den Prognosezeitraum sinkende strukturelle Primärsaldo deutet auf eine expansive Finanzpolitik hin. Die Schuldenstandsquote fiel 2019 unter 60 Prozent des BIP und wird voraussichtlich bis 2021 weiter auf knapp unter 56 Prozent sinken. Die Staatseinnahmen entwickeln sich parallel zum BIP mit einem Anteil von ca. 46 Prozent.
  • Die Weltwirtschaft dürfte sich in diesem Jahr durch die Auswirkungen der Corona-Epidemie deutlich verlangsamen. Im ersten Halbjahr 2020 wird die gesamtwirtschaftliche Aktivität aller Voraussicht nach stark sinken. Insgesamt dürfte die Weltproduktion in diesem Jahr um 0,8 Prozent steigen. Im kommenden Jahr dürfte sie um 3,1 Prozent zulegen. Zentrale Annahme auch dieser Prognose ist, dass eine Eindämmung von COVID-19 gelingt.

Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Epidemie sagt RWI-Konjunkturexperte Torsten Schmidt: „Die Corona-Epidemie wird kurzfristig zu einem kräftigen Rückgang der Produktion in Deutschland führen. Nicht nur aus gesundheitlichen Gründen sollten wir alles versuchen, um einen größeren Ausbruch erfolgreich zu verhindern, auch wirtschaftlich könnte uns das vor großem Schaden bewahren.“ (veröffentlicht in „RWI Konjunkturberichte“, Heft 1/2020)

Ihre Ansprechpartner/in dazu:
Prof. Dr. Torsten Schmidt, Tel. (0201) 81 49-287
Sabine Weiler (Pressestelle), Tel. (0201) 81 49-213

Quelle: RWI