Nicht umsonst ist einer der vielen Synonyme für den Waldmeister „Maikraut“; denn gerade beginnt die Hauptblütezeit der wohlriechenden krautigen Pflanze aus der Gattung der Labkräuter.
Wer Waldmeister sammeln möchte, findet die kleine, hellgrüne und etwas unscheinbare Pflanze vornehmlich in Laubwäldern, wo sie oft eine größere Bodenfläche bedeckt. Charakteristisch sind die kreisförmig angeordneten, sechs bis acht schmalen Blätter, die an aufrechten, unverzweigten vierkantigen Stängeln sitzen.
Wer sich der Sammelmühe nicht unterziehen möchte, bekommt das Kraut in kleinen Bündeln auf dem Wochenmarkt; im Handel ist es auch im Topf erhältlich. Weitsichtige Waldmeister-Liebhaber haben die mehrjährige Pflanze im eigenen Garten, wo sie ein schattiges Plätzchen bevorzugt.
Den typischen etwas Heu ähnlichen Duft und den süßlich-würzigen Geschmack verdankt Waldmeister dem Inhaltsstoff Cumarin, der übrigens auch in Zimt vorkommt. Cumarin wird erst durch das Welken, Trocknen oder Einfrieren aus Cumaringlykosiden freigesetzt. Bei der Nutzung von Waldmeister denkt man wahrscheinlich als erstes an die Maibowle und den grünen Wackelpudding, vielleicht noch an Berliner Weiße. Doch auch für viele andere Getränke und Süßspeisen, Eis oder Sorbets ist das Maikraut eine köstliche Zutat.
Für was auch immer man den Waldmeister verwenden möchte, die Vorgehensweise ist im Prinzip stets gleich: Man lässt ihn über Nacht anwelken oder friert ihn kurz ein. Für das Aromatisieren von Getränken bündelt man die Stängel und taucht nur die Blätter in die Flüssigkeit. Durch die offenen Enden der Stiele würde nämlich zu viel Cumarin austreten.
Ein Waldmeister-Sträußchen sollte etwa nur 15 Minuten in einem Liter eines Getränks hängen; denn ganz bedenkenlos kann man Waldmeister nicht genießen. Zwar wird das Kraut nur als wenig bis kaum giftig eingestuft, doch in größeren Mengen kann Cumarin Kopfschmerzen und Benommenheit verursachen und bei häufigem Verzehr die Leber schädigen. Bei einem Ansatz sollte man deshalb nicht mehr als drei Gramm Waldmeister auf einen Liter Flüssigkeit verwenden.
Quelle: Rüdiger Lobitz, BZfE