Gesundes im Kleinformat: Snackification

Fingerfood
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Der Dreiklang von Frühstück, Mittagessen, Abendbrot hat zwar noch nicht ganz ausgedient, wird aber immer mehr von der Regel zur Ausnahme; beziehungsweise aufs Wochenende verschoben oder zu besonderen Anlässen gelebt. Das jedenfalls ist eine der Erkenntnisse, die die Ernährungswissenschaftlerin und Trendforscherin Hanni Rützler in ihrem Foodreport 2020 beschreibt.

Dieses traditionelle Ernährungsverhalten kommt aus der Agrargesellschaft, wo diese drei Mahlzeiten die Arbeit strukturiert haben. Es hat auch das Zeitalter der Industrialisierung überlebt. Dabei war das Mittagessen die Hauptmahlzeit und gleichzeitig auch die sozialste Mahlzeit, zu der die Familie zusammenkam.

Etwa seit der Jahrtausendwende habe sich das im regulären Alltag in Richtung Abendessen verschoben. Wenn die Familie zusammen esse, dann eher am Abend, so Rützler. Das Mittagessen sei unter „Zeitdruck“ geraten und auch der Dreiklang von Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise habe sich aufgelöst. Portionsgröße, Ort und Zeit sind variabel und Snacking wird zu einer neuen Art zu essen.

„Snack“ bedeutet dabei nicht die kleine Belohnung in Form von Schokoriegel, Chips oder Knabbereien, sondern „Mini-Mahlzeit“, wenn gerade Zeit und Gelegenheit dafür ist oder der Appetit sich meldet. In den USA hat sich hierfür seit geraumer Zeit der Begriff „Snackification“ etabliert: qualitätsvolle Mahlzeiten, die auf gesunden, nachhaltigen Zutaten und internationalen Inspirationen basieren. Das lässt neue Gastro-Konzepte entstehen, wie etwa Food-Trucks oder Bistros und erreicht auch klassische Restaurants, die vermehrt dazu übergehen, speziell tagsüber ihr Angebot kleiner und flexibler zu gestalten.

Snacks, das können Bowls (engl. Schüssel) sein: Verschiedene Zutaten möglichst bunt und vielfältig werden gemeinsam in einer Schüssel präsentiert. Das können Suppen sein, Sushi-Rolls, Tortilla-Wraps, spanische Tapas, Gerichte der levantinischen Küche – eine Kombination aus traditioneller arabischer Küche und verschiedenen israelischen Einflüssen. Grundlage sind Gemüse, Hülsenfrüchte sowie Pita-Brot und Gewürze. Nicht zu vergessen italienische Antipasti und natürlich das heimische Vollkorntoast, zum Beispiel belegt mit Avocado, Gurke, Kresse und Kürbiskernen.

Selbst der US-Klassiker der schnellen Street-Food, der Burger, hat sich im Zuge von Snackification von seinem Junkfood-Image befreit: Mit Fleischqualitäten wie zum Beispiel Kobe- oder Angus-Beef, außergewöhnlichen Zutaten und Zubereitungsvarianten oder als „Beyond-Burger“ in geschmacklich überzeugender fleischloser Variante, begeistert er auch wählerische Gourmets.

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Quelle: Rüdiger Lobitz, BZfE

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