Mehrwegsysteme auch in Krisenzeiten stärken

Gehortetes Leergut, fehlendes Altpapier und eine teils eingeschränkte Müllabfuhr: Die Corona-Krise bringt auch die Wertstoffkreisläufe in Deutschland durcheinander. Weil viele Haushalte Getränkevorräte anlegen und mancherorts Wertstoffhöfe geschlossen wurden, klagen Getränkehersteller und Papierindustrie derzeit über einen Mangel an Mehrwegflaschen und Altpapier. Doch auch in Krisenzeiten müssen unsere Stoffkreisläufe am Leben erhalten werden. Regionale Mehrwegsysteme stellen grundsätzlich die nachhaltigste Form der Verpackung dar.

„Damit Mehrwegsysteme und Recycling funktionieren, ist es wichtig, dass wir keine Getränke horten, Pfandgut wieder in die Märkte bringen und Altpapier zurückgeben“, sagt Benedikt Jacobs, Experte für Ressourcenpolitik beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Schleppende Rückläufe dürfen von Unternehmen nicht genutzt werden, noch stärker auf Einweggebinde zu setzen. Vielmehr muss die negative Entwicklung hin zu immer mehr Einwegflaschen, die in der Vergangenheit bei Firmen wie Coca-Cola und Nestlé oder den großen Discounterketten wie Lidl und Aldi zu erkennen war, gestoppt und umgekehrt werden.

Jacobs: „Einwegprodukte sind in Zeiten von Plastikkrise, Klimakrise und der Übernutzung unserer natürlichen Ressourcen der falsche Ansatz. Mehrwegsysteme müssen in allen Produktbereichen gestärkt werden: etwa durch eine verbindliche und konsequent umgesetzte Mehrwegqoute, eine Abgabe für Unternehmen, die weiterhin auf Einwegverpackungen setzen, und ein Recycling in Deutschland statt Müllexporten ins Ausland. Das trägt zu einer nachhaltigeren und ökologischeren Wirtschaft bei.“

Der weltweit steigende Ressourcenverbrauch ist neben der Klimakrise sowie dem Verlust von Arten und Lebensräumen eine weitere große Bedrohung. Um den Verbrauch auf ein nachhaltiges Maß zu reduzieren, müssen wir Produktions- und Konsummuster tiefgreifend ändern.

Jacobs: „Die aktuelle Krise unterstreicht die Notwendigkeit neuer regulatorischer Ansätze und übergreifender Strategien. Ohne systemische Antworten werden wir die globalen Herausforderungen nicht lösen, wie das Beispiel des Mehrwegsystems zeigt.“

Das gilt insbesondere für das Problem des Verpackungsmülls. Mehrweg ist hier die Antwort. Das Mehrwegsystem ist dann besonders nachhaltig, wenn es lokal und ohne weite Transportwege organisiert ist. Dafür braucht es bundesweit genormte Einheitsgebinde, also einheitliche Flaschen, Gläser und andere Verpackungen sowie regionale Abfüllstationen.

Jacobs: „Davon sind wir momentan leider noch weit entfernt. Um nur ein Negativ-Beispiel zu nennen: Unterschiedliche Flaschenformen mit individuellen Prägungen im Biersektor konterkarieren Einheitlichkeit und damit die regionale Kreislaufführung. Bis es einheitliche Systeme gibt, sind bewusste Verbraucherinnen und Verbraucher aufgefordert, Einwegprodukte und Verpackungen möglichst zu vermeiden und gerade im Getränkesektor auf ressourcenschonende Alternativen wie Leitungswasser zurückzugreifen.“

Quelle: BUND