Die Initiative Tierwohl in der Kritik – unsere Antworten

Seit ihrer Gründung steht die Initiative Tierwohl immer wieder in der Kritik. Auf die am häufigsten geäußerten Vorwürfe, reagieren wir an dieser Stelle.

Kritikpunkt Kriterien: Die Kriterien der Initiative Tierwohl sind zu schwach, um das Tierwohl wirklich zu verbessern

Die Initiative Tierwohl (ITW) verfolgt einen evolutionären Ansatz. Das bedeutet: Die ITW schaut sich an, wo viele Landwirte heute stehen und welche nächsten Schritte zu mehr Tierwohl von dort aus möglich sind. So ermöglicht sie vielen Landwirten mehr Tierwohl für viele Tiere umzusetzen. Die Kriterien der ITW wurden von Wissenschaftlern, Experten und Praktikern so definiert, dass eine Wirkung in der Breite entfaltet werden kann. Tierwohl-Programme, die einen revolutionären Ansatz, d.h. eine komplette Umstellung des Betriebs entsprechend einem definierten Zielbild, verfolgen, leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag.

Allerdings fristen diese Programme ein Nischendasein – denn nur wenige Landwirte können deren Kriterien unmittelbar erfüllen und nur eine Minderheit der Verbraucher ist aktuell bereit, den entsprechenden Mehrpreis zu zahlen. Die Initiative Tierwohl schafft ein wirksames Angebot, mit dem sich für viele Tiere etwas verbessert – und das zudem noch für Tierhalter umsetzbar und für Verbraucher bezahlbar ist.

Kritikpunkt Kupieren, Ferkelkastration und Antibiotikaeinsatz: Warum ist das bei der Initiative Tierwohl erlaubt?

Das Thema Kupieren haben wir intensiv mit Fachleuten und Tierschützern diskutiert. Doch solange es keine verlässlichen Haltungsvorgaben gibt, die das Kupieren in jedem Fall überflüssig macht, können wir von der Initiative Tierwohl (ITW) keine Vorgaben dazu machen. Ähnlich ist es bei der Ferkelkastration – die Teilnehmer an der ITW hält sich hier an die seit 2019 geltenden gesetzlichen Vorgaben. Beim Antibiotika-Einsatz gilt: Ein grundsätzlicher Verzicht wäre nicht immer im Sinne der Tiere. Denn kranke Tiere müssen behandelt werden. Den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika – „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“ – forcieren wir mit der verpflichtenden Teilnahme an dem Antibiotika-Monitoring des QS-Prüfsystems.

Kritikpunkt limitierte Teilnahme: Nicht alle Landwirte können mitmachen

Diese Kritik an der Initiative Tierwohl ist erfreulicherweise ein alter Hut: Zu Beginn konnten tatsächlich nicht alle interessierten Landwirte bei der Initiative Tierwohl (ITW) mitmachen. Denn es wollten so viele teilnehmen, dass schlicht nicht genug Geld für alle da war. Mittlerweile hat sich das glücklicherweise geändert; der teilnehmende Handel hat seinen finanziellen Beitrag deutlich erhöht – fast alle Landwirte, die wollen, können aktuell bei der ITW mit dabei sein. Ab 2021 wird das System dann endgültig umgestellt und marktpreis-finanziert sein. Dann haben noch mehr Betriebe die Möglichkeit, jederzeit bei uns einzusteigen.

Kritikpunkt Kontrollen: Die Überprüfung der Betriebe ist nicht streng genug

Die Initiative Tierwohl (ITW) kontrollieren die teilnehmenden Landwirte sehr engmaschig. Wir prüfen jeden teilnehmenden Betrieb zwei Mal pro Jahr: Einmal komplett unangekündigt, einmal mit Ankündigung, die aber maximal 24 Stunden vorher erfolgt. Bei konkreten Anlässen und Verdachtsfällen finden zudem Sonderaudits statt. In den ersten fünf Jahren ITW haben wir über 40.000 Audits in den Betrieben durchgeführt.

Doch nicht nur die Quantität zeichnet das Kontrollsystem aus: Die Überprüfung dauert meist mehrere Stunden und wird mit großer Sorgfalt durch geschulte Fachexperten mit großer Berufserfahrung durchgeführt. Nur wenn alle Anforderungen umgesetzt werden, gilt das Audit als bestanden. Wenn ein Betrieb unsere Kontrolle nicht besteht und gegen Vorgaben verstößt, wird er sanktioniert. Das kann bis zum Ausschluss aus der ITW oder der Rückzahlung bereits erhaltener Zahlungen führen.

Kritikpunkt Siegelchaos: Das ITW-Siegel ist ein zusätzliches Siegel im Labeldschungel

Natürlich gibt es viele verschiedene Label, allerdings informieren nur einige dieser Label über den Faktor Tierwohl, und davon hat nur das Siegel der ITW eine weite Verbreitung. Der „Labeldschungel“ existiert also – zumindest für die allermeisten Verbraucher so nicht. Übrigens: Seit April 2019 hilft die Haltungsform dabei, sich im Angebot zurechtzufinden.

Kritikpunkt Feigenblatt: Die Initiative Tierwohl dient nur zur Imagepflege von Lebensmitteleinzelhandel und Fleischindustrie

Der Handel hat in den ersten fünf Jahren bereits über eine halbe Milliarde Euro über die Initiative Tierwohl (ITW) für mehr Tierwohl investiert. Jedes vierte Mastschwein und rund 70 Prozent des deutschen Geflügels profitieren von der ITW. Wer angesichts dieser Tatsachen von „bloßer Imagepflege“ spricht, verkennt die Realität.

Kritikpunkt Verbrauchertäuschung: Bei den Hinweisen auf Fleischverpackungen zur Initiative Tierwohl handelt es sich um Verbrauchertäuschung

Unser gelbes Initiative Tierwohl (ITW)-Siegel macht ganz klar, wenn ein Fleischprodukt aus einem teilnehmenden Betrieb stammt. Manchmal findet man  auf einigen Verpackungen noch diesen Hinweis:

Dieser wurde vor der Einführung des Siegels im April 2018 von teilnehmenden Handelsunternehmen verwendet, um so über ihr Engagement informieren zu können. Er wird ab 2021 von dem gelben ITW-Siegel vollständig abgelöst.

Quelle: Initiative Tierwohl

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