foodwatch-Statement: Das „Schweinesystem“ muss umgekrempelt werden  

Die Supermarktkette Aldi fordert laut Bericht der Lebensmittel Zeitung unter Verweis auf die gesunkenen Preise für Schweinefleisch eine rasche Preissenkungen bei Wurstprodukten.

Dazu erklärt Matthias Wolfschmidt, internationaler Kampagnendirektor bei foodwatch:

„Die Marktpreise für Schweinefleisch sind in den vergangenen Wochen deutlich gesunken, weil aufgrund der Corona-Krise der Export von Schweinefleisch massiv eingebrochen ist. Die Corona-Krise offenbart nicht nur, dass das Geschäftsmodell der deutschen Fleischindustrie auf der widerwärtigen Ausbeutung von  Leiharbeitern  fußt, sondern auch ihre massive Abhängigkeit vom Exportgeschäft. Wenn die Fleisch-Exporte einbrechen, fallen auch die Preise im Inland – ganz einfach, weil zu viel Fleisch im Markt ist. Deshalb ist es nur fair, wenn Aldi diesen Preisvorteil an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergibt. Preisaufschläge bei Obst und Gemüse wurden ja ebenfalls an die Kundinnen und Kunden weitergetragen.

Das Geschäftsmodell der deutschen Fleischindustrie ist seit etwa zwanzig Jahren, billiger als die ausländische Konkurrenz zu produzieren und damit mehr Ware innerhalb der EU und weltweit abzusetzen. Und alle politischen Parteien und Regierungen machen dabei mit, indem sie das systematische Einzwängen von Millionen Muttersauen, die Ferkelkastration, massenhafte Erkrankungen bei Mastschweinen, aber auch verzweifelte Bauern und Leiharbeiter hinnehmen.

Es ist überfällig, dieses kranke System grundlegend umzukrempeln und dabei natürlich auch die mächtigen Handelskonzerne in die Pflicht zu nehmen. Mit  absurden Debattenbeiträgen wie der Forderung nach einem ,Mindestpreis‘ für Fleisch oder nach einem ,Verbot der Massentierhaltung‘ wird das sicher nicht gelingen. Die Wurzel des Übels liegt viel tiefer: ein Großteil der Kosten, die von Natur, Tieren und im agrarindustriellen Komplex arbeitenden Menschen tragen, wird ausgeblendet und verschwiegen.“

Lebensmittel Zeitung: Aldi fordert Preissenkung für Wurstprodukte

Quelle: foodwatch