Gute Fruchtfolge im Hausgarten fördert die Bodenqualität

Gemüsegarten
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Die „Fruchtfolge beachten“ – was heißt das eigentlich? Was ist der Zweck eines Fruchtwechsels? Und lohnt sich das auch im Hausgarten?

Wer mit dem Gärtnern gerade erst anfängt, sät und pflanzt meist erst einmal das, was zu den persönlichen Favoriten gehört. Wo im Beet, ist zunächst zweitrangig, und so landet der Rosenkohl vielleicht dort, wo gerade der Kohlrabi seinen Platz geräumt hat, oder die Stangenbohnen stehen stets in der Beetmitte, weil sie dort optisch einfach super hinpassen.

Früher oder später stoßen viele Gartenfans dann auf das Stichwort Fruchtfolge. Die Fruchtfolge beschreibt die zeitliche Abfolge der auf einer Fläche angebauten Nutzpflanzen. Allerdings nicht irgendeine Abfolge, sondern eine, die ganz bestimmte Ziele verfolgt.

Eine durchdachte Fruchtfolge

  • reduziert das Risiko für den Befall mit Krankheitserregern
  • reduziert den Unkrautdruck
  • nutzt die im Boden enthaltene Nährstoffe optimal aus
  • reichert den Boden mit Humus an und erhält dauerhaft die Bodenfruchtbarkeit

Wichtigste Regel: Familienzwist vermeiden

Die Grundregel jeder Fruchtfolge lautet: Arten derselben Pflanzenfamilie sollten nicht direkt nacheinander am selben Platz wachsen.

Eine Familie, der zahlreiche Nutzpflanzen angehören, sind beispielsweise die Kreuzblütler (Brassicaceae). Zu dieser Familie gehören unter anderem die zahlreichen Kohlgewächse wie Kohlrabi, Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Wirsing, Weiß- und Rotkohl, Grünkohl, Chinakohl und Pak Choi, aber auch Kresse, Radieschen und Rettich.

Sie alle sind anfällig für die Kohlhernie, eine durch Einzeller verursachte Pflanzenkrankheit, die zum Absterben der Pflanzen führt. Wo über längere Zeit Kreuzblütler am selben Platz wachsen, steigt das Kohlhernie-Risiko stetig an, bis sich der Anbau auf dieser Fläche schließlich überhaupt nicht mehr lohnt.

Bis zu zehn Jahre kann es dauern, bis sich eine solch „verseuchte“ Fläche wieder erholt hat. Damit sich die Erreger gar nicht erst im Beet breitmachen, sollten Kreuzblütler daher nur alle drei bis fünf Jahre am selben Platz wachsen.

Ganz nebenbei beugen häufige Fruchtwechsel außer Krankheitserregern auch zunehmendem Unkrautaufwuchs vor. Während etwa Unkräuter im Umfeld eher licht wachsender Gemüse leichtes Spiel haben, können sie im Folgejahr durch schattenwerfende Arten wie Kürbis wieder ausgebremst werden.

Nährstoffbedarf berücksichtigen

Neben den familiären Verhältnissen der Pflanzen gilt es auch den Nährstoffbedarf der verschiedenen Pflanzenarten zu berücksichtigen. Zucchini beispielsweise gehören zu den Starkzehrern. Ist gerade eine Grundversorgung erfolgt, zum Beispiel mit Kompost, dürfen sie als Erste ans Buffet, sprich ins Beet.

Danach folgen die weniger hungrigen Mittelzehrer, etwa Möhren, und zuletzt die genügsamen Schwachzehrer, zu denen unter anderem Radieschen zählen. Auf diese Weise werden die Nährstoffe im Beet bestmöglich ausgenutzt. Das spart Dünger und reduziert Nährstoffauswaschungen, die das Grundwasser beeinträchtigen

Immer eine gute Idee: Gründüngung

Unter einer Gründüngung versteht man die Einsaat von Pflanzenarten, die gezielt die Bodenqualität verbessern sollen. Je nach Art, indem sie den Boden lockern, ihn mit Stickstoff anreichern, indem sie Stickstoffauswaschungen, Bodenerosion oder Verschlämmen über den Winter vorbeugen oder schädliche Nematoden vertreiben; immer aber, indem sie den Boden mit Humus anreichern, denn am Ende wird die Pflanzenmasse zerkleinert und in den Boden eingearbeitet.

Für den Gemüsegarten ist Bienenfreund (Phacelia tanacetifolia) besonders geeignet. Diese einjährige Pflanze ist mit keiner gängigen Gemüseart verwandt und kann somit nach jeder beliebigen Kultur eingesät werden. Ihre attraktiven blauen Blüten sind zudem ein echter Insektenmagnet.

Fruchtfolge – auch im Garten?

In der Landwirtschaft werden immer gleich ganze Felder gewechselt – ein relativ überschaubares System. Im Garten jedoch haben viele Menschen heute kaum noch Platz für mehrere Gemüsebeete. Lohnt es sich da überhaupt noch, den Platz zu wechseln?

Es lohnt sich tatsächlich, selbst wenn es sich nur um einzelne Reihen handelt. Sogar die klassische Vierfelderwirtschaft lässt sich auf einem kleinen Beet nachahmen, indem man die Fläche mit Holzlatten in Rechtecke unterteilt. Von diesen wird dann je eines mit Stark-, Mittel- oder Schwachzehrern unterschiedlicher Familien bestückt; eines bleibt für Gründüngungspflanzen reserviert.

Auf Verwandtschaftsverhältnisse und Nährstoffbedarf achten

Gut zu wissen: Auch bei der im Garten üblichen Mischkultur ist es wesentlich effektiver, auf die Verwandtschaftsverhältnisse und den Nährstoffbedarf zu achten, als auf die vermeintliche Förderwirkung von Pflanzen untereinander zu setzen.

Traditionell gelten zum Beispiel Möhren und Zwiebeln als gute Nachbarn, die sich wechselseitig die Möhren- beziehungsweise die Zwiebelfliege vom Hals halten sollen. Zwiebeln benötigen allerdings mehr Nährstoffe und Wasser, um sich optimal entwickeln zu können. Das zu berücksichtigen, trägt in der Regel deutlich mehr zur Ertragssicherung bei – und gegen die Schädlinge helfen Pflanzenschutznetze.

Broschüre „Von Apfel bis Zucchini – Das Jahr im Garten“

Wer Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten ernten will, braucht das richtige Timing.

Die Broschüre leitet durchs Gartenjahr und erklärt, welche Aufgaben Monat für Monat im Garten anliegen und was wann gesät oder gepflanzt werden kann.

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Quelle: BLE