Holunderzeit: voller Kraft & voller Genuss

Schwarzer Holunder
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„Wir sitzen unterm Hollerbusch und machen alle husch husch husch …“ Kaum einer weiß heute noch, von welcher beliebten Pflanze dieser uralte Kinderreim handelt. Holler, Holder, Deutscher Flieder: viele Namen gibt es für den Schwarzen Holunder, einer Heilpflanze, die zu den bewährtesten Hausmitteln zählt.

Zwischen Wald und Feld

Der hohe Strauch oder bis zu 10 m große Baum kann ganze 100 Jahre alt werden. Nicht nur in den gemäßigten, sondern auch subtropischen Breiten ist Holunder heimisch und wächst an Waldrändern, Wegen und Gebüschen.

Leicht zu verwechseln ist das Gewächs mit dem Roten Holunder auch Berg- oder Traubenholunder genannt, der gut erkennbare rote Beeren trägt und mit dem deutlich ähnlicheren Zwergholunder, welcher ebenfalls schwarze Beeren trägt. Beide sind ungenießbar. Wichtig zur Unterscheidung: Beim Zwergholunder stehen die Beerendolden nach oben, beim genießbaren Schwarzen Holunder hingegen nach unten.

Früher wurden die kleinen violettschwarzen kugligen Holunderbeeren als Färbemittel von Haaren und Leder eingesetzt, seit jeher werden sie als Lebensmittel und natürliche Arznei verwendet. So heißt es im Volksmund berechtigt: Beeren, Rinde, Blatt und Blüte, jeder Teil ist voller Güte.

Ab Juni in voller Blüte

Die frisch fruchtig duftenden Blüten sind eine wahre Pracht im Frühsommer. Wer sie sammeln will, sollte dafür einen trockenen Tag in der Zeit von Anfang Juni bis Ende Juli wählen. Wichtig ist, nur die gelblich-weißen Blüten zu pflücken. Am besten werden sie im Garten oder Wald abseits befahrener Straßen gesammelt. Neben Tee lassen sich weitaus mehr leckere Dinge aus den Blüten zaubern. So eignen sie sich für Gelees und Marmeladen und darüber hinaus als Sirup – eine aromatische Zutat in Limonaden oder Sekt. Eine Spezialität in Süddeutschland sind zudem ausgebackene oder frittierte Blüten in Pfannkuchen-, Wein- oder Bierteig.

Vitaminreiches Wildobst

Die Früchte selbst stecken voll Vitamin C, Provitamin A, Vitamin B1 sowie B2 und eignen sich neben der Zubereitung als Tee oder Saft-Heißgetränk auch zur Herstellung von Wein, süßen Aufstrichen oder Kompott. Mit Gewürzen und Zucker ergeben die Beeren in Norddeutschland eine fruchtige „Fliederbeersuppe“ oder werden als Zutat der Roten Grütze beigegeben.

Vor allem in den Beeren ist das leicht giftige Sambunigrin enthalten, weshalb sie vor dem Genuss zwingend erhitzt werden müssen, um Magen-Darm-Beschwerden zu vermeiden. Zudem dürfen sie nur reif verzehrt werden, wenn die Beeren schwarz und die Fruchtstiele kräftig rot sind. Gut zu wissen: Sie lassen sich auch hervorragend einfrieren.

Wirkt nicht nur bei Erkältung

Holundersaft und -beeren wirken schweißtreibend und fiebersenkend. Tees aus den erhitzten Beeren und getrockneten Blüten unterstützen sowohl bei Erkältungen als auch bei Magenbeschwerden. Sie erweisen sich zudem als durchblutungsfördernd, harntreibend und entschlackend. Die ätherischen Öle fördern die Schleimbildung und das Abhusten. Aber auch die Rinde hat einen Nutzen, sie gilt als Abführmittel. Da die grünen Blätter, Stängel und Rinde Giftstoffe enthalten, ist generell davon abzuraten sie zu verzehren, ohne sie vorher gründlich und mindestens zehn Minuten aufzukochen.

Volksgut um den Holler

Holunder ist viel gepriesen und sagenumwoben. Sprüche, Geschichten und Weisheiten ragen um das Schwarze Gold. So soll nach einem Aberglauben das Beschneiden oder Fällen eines Holunders großes Unglück bringen, denn der Strauch gilt als Lebensbaum, in dem die guten Hausgeister wohnen, die das Heim beschützen. Zum Brauchtum zählt ebenso, dass ein ergrüntes Holunderkreuz auf dem Grab ein Zeichen ist, dass der Verstorbene selig das Jenseits erreichte. Übrigens: Der Verzehr einer in Butter gebratenen Holunderdolde um 12 Uhr mittags zur Sommersonnenwende galt als Maßnahme, um ein Jahr lang Fieber abzuwehren.

Autorin: Kati Voss

Quelle: Landeszentrum für Ernährung an der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) www.landeszentrum-bw.de