Gründe fürs Fasten: nicht nur auf Nahrung wird verzichtet

Viele Menschen verzichten zeitweise auf bestimmte Lebensmittel oder schränken ihr Konsumverhalten ein, um sich körperlich und seelisch besser zu fühlen. Dabei fasten Frauen deutlich häufiger als Männer, hat eine Untersuchung der Fern-Universität in Hagen gezeigt. Für die Studie wurden vor Ostern 2020 knapp 2.000 Menschen online befragt.

Fasten hat eine lange Tradition und ist Bestandteil aller Weltreligionen. Zwei Drittel der Deutschen fasten auch heute noch in den religiösen Fastenzeiten, also vor Ostern, im Advent oder im Ramadan. Durch den traditionellen Rahmen fällt der Verzicht leichter, vermutet Studienautor und Religionssoziologe Dr. Patrick Heiser.

Mehr als 70 Prozent der Befragten haben bereits Erfahrungen mit dem Fasten gesammelt, einmal (14 %) oder häufiger in ihrem Leben (59 %). Nur jeder zehnte Befragte hat kein Interesse an diesem Thema. Dabei wird nicht unbedingt komplett auf Nahrung verzichtet. In erster Linie sind es Genussmittel wie Süßigkeiten (61 %) und Alkohol (56 %), die Fastenerfahrene nach eigenen Angaben für mehrere Wochen gemieden haben. Andere streichen Fleisch (33 %), Kohlenhydrate (7 %) und tierische Produkte (3 %) vom Speiseplan oder nehmen für eine bestimmte Zeit gar keine feste Nahrung auf (3 %). Auch auf Gluten, Fett, Salz, Fastfood, Softdrinks, verarbeitete Lebensmittel, reichhaltiges Essen, Frühstück oder Abendbrot wird verzichtet.

Des Weiteren entstehen neue Formen des Fastens. So fasten junge Menschen häufig auch aus Umweltgründen. Wer tierische Produkte oder die private Internetnutzung meidet, verbindet damit nicht selten eine Konsumkritik und gibt dem Verzicht dadurch eine besondere Bedeutung. „Fasten bewegt sich zwischen individueller Gestaltung und religiöser Tradition“, resümiert Heiser.

Weitere Information: Fasten 2020 – Eine Studie zu spätmodernen Fastenzeiten

Quelle: Heike Kreutz, BZfE