Start des Schlachtbetriebes bei Tönnies: Schluss mit der Hinhaltetaktik

Sicherheit mit Schnelligkeit statt Sicherheit vor Schnelligkeit.

Der Preisverfall lässt die ökonomische Misere auf den landwirtschaftlichen Betrieben unerträglich werden. Trotzdem gibt es vom Gütersloher Landrat Adenauer keine klaren Aussagen zur Wiederaufnahme von Tönnies in Rheda.

20 Mio. € Schaden entstehen den deutschen Schweinehaltern allein in dieser Woche vor allem dadurch, dass der Schlacht- und  Zerlegebetrieb bei Tönnies in Rheda nach wie vor ruht. Während die Stadt Rheda-Wiedenbrück ankündigte, dass die technischen Dienste ihren Betrieb wieder aufnehmen dürfen, um die vorbereitenden Maßnahmen auszuführen, lässt der verantwortliche Landrat Adenauer den Start des Schlacht- und Zerlegebetriebes bei Tönnies weiter offen.

ISN: Schluss mit der Hinhaltetaktik! Die deutschen Landwirte brauchen dringend Klarheit, wann der systemrelevante Schlacht- und Zerlegebetrieb in Rheda wieder startet. Mit jedem Tag verschärft sich die Situation auf den schweinehaltenden Betrieben nicht nur im Kreis Gütersloh, sondern in ganz Deutschland. Wir bleiben dabei, Landrat Adenauer kann keine Krise – im Gegenteil er bringt mit seiner vielleicht-vielleicht aber auch nicht-Hinhaltetaktik alle deutschen Schweinehalter in eine existenzbedrohende Situation. Dafür trägt er die Verantwortung. Jetzt darf es nicht nur heißen Sicherheit statt Schnelligkeit sondern Sicherheit mit Schnelligkeit!

Die Krise am Schlachtschweinemarkt spitzt sich mit jedem Tag des Stillstands am Schlacht- und Zerlegebetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück weiter zu. Ein dramatischer Preisrutsch der Schlachtschweinenotierung von 19 Cent seit vergangener Woche (6 Cent in der vergangenen und 13 Cent in dieser Woche) lässt die ökonomische Misere auf den landwirtschaftlichen Betrieben unerträglich werden. Doch statt mit konstruktiven Lösungen Abhilfe zu schaffen, schiebt der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer klare Aussagen zum Fahrplan zur Wiederaufnahme des Schlacht- und Zerlegebetriebes bei Tönnies in Rheda immer wieder weiter auf die lange Bank.

Während der oberste Krisenmanager vor Ort, Landrat Adenauer, öffentlich vermeldet, Rechnungen an das Unternehmen Tönnies weiterleiten zu wollen – geht die Verlustrechnung der Schweinehalter auf seine Kappe. Wie kann es sein, dass die Stadt Rheda-Wiedenbrück Details für die weiteren Schritte zum Neustart bei Tönnies benennen kann, bereits Techniker auf das Schlachthofgelände dürfen, um vorbereitende Maßnahmen zum Hygieneschutz zu treffen,  der zuständige Krisenmanager Landrat Adenauer aber nur mit der Achsel zuckt, wenn es um den Zeitpunkt der Wiederaufnahme des Schlachtbetriebes bei Tönnies geht. Er muss die Fäden vor Ort in der Hand halten! Kann er nicht oder will er nicht? In beiden Fällen ist er der falsche Mann auf dem Posten. Man kann es verstehen, wenn seine Behörde angesichts der zugegeben herausfordernden Situation überlastet ist, dann muss Adenauer aber auch ganz schnell Hilfe vom Land NRW dazu holen. So wie jetzt kann und darf es jedenfalls nicht laufen.

Sicherheit mit Schnelligkeit statt Sicherheit vor Schnelligkeit

Dass nach über drei Wochen Schließung bei Tönnies in Rheda immer noch nicht klar sein soll, wann der Schlacht- und Zerlegebetrieb weiter geht, ist komplett unglaubwürdig. Natürlich muss die Sicherheit einen entscheidenden Raum einnehmen, aber es darf nicht nur – wie die Regierungspräsidentin Juliane Pirscher sagt: Sicherheit vor Schnelligkeit gehen, sondern es muss heißen Sicherheit mit Schnelligkeit! In diesem Schneckentempo darf es nicht weitergehen.

Jetzt muss Landrat Adenauer endlich Gas geben, um den Betrieb in Rheda wieder in Gang zu bekommen, schimpft ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Hier wird eine ganze Branche pauschal stigmatisiert. Adenauer beschäftigt sich scheinbar erst mit strukturellen Fragen statt mit Krisenmanagement. Das ist die falsche Prioritätensetzung. Es kann doch nicht sein, dass der bäuerlichen Erzeugung vor Ort und dem gesamten Land ein derartiger volkswirtschaftlichen Schaden zugefügt wird, nur weil der Landrat offensichtlich erst noch offene Rechnungen mit Clemens Tönnies begleichen will – oder einfach Krise nicht kann. Die Lebensmittelerzeugung ist systemrelevant – und der Tönnies-Schlachthof in Rheda ist systemrelevant für die deutschen Schweinehalter. In dieser Woche gehen den deutschen Schweinehaltern 20 Mio. € verloren, in der nächsten Woche schon deutlich mehr. So kann und darf es nicht weiter gehen, so Staack weiter.

Immenser finanzieller Schaden für die Schweinehalter

Der finanzielle Schaden, der den Schweinehaltern durch die aktuelle Situation entsteht, ist immens. Denn diese verschärft den ohnehin schon drastischen Preisverfall in der Corona-Phase. Man darf nicht vergessen, dass die Schlachtschweinenotierung noch bei über 2 € je kg lag, als die Ferkel eingekauft wurden, die heute als Schlachtschweine verkauft wurden. Mit einer Notierung von inzwischen 1,47 € je kg wird für das gleiche Schwein heute also bereits ein Viertel weniger erlöst als es bei Einstallung in die Mast der Fall gewesen wäre.

Unter Berücksichtigung der hohen Ferkelpreise bei der Einstallung, der Futterkosten und den weiteren Kosten würde nun genau jenes Preisniveau um 2 € benötigt, um kostendeckend zu arbeiten. Das bedeutet, dass Schweinehalter aktuell bereits  einen Verlust von ca. 50 € je Mastschein machen. Ähnlich desaströs sieht die finanzielle Situation bei den Sauenhaltern aus, hier ist die Notierung im gleichen Zeitraum um ein Drittel zurückgegangen.

Dass diese Verluste existenzbedrohend für die Betriebe sind, muss man sich nicht lange ausmalen. Vor diesem Hintergrund ist der Notierungsverfall seit vergangener Woche um 19 Cent besonders schmerzhaft. Allein dieser Preisrückgang innerhalb einer Woche verursacht zusammen mit den zusätzlichen Abzügen für die zu spät und damit zu schwer abgelieferten Schweine insgesamt auf alle Schweinehalter in Deutschland bezogen einen Gesamtverlust von ca. 20 Mio. €. In nur einer Woche wohlgemerkt!

Quelle: ISN – Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V.