Stellungnahme zu Berichten und Kampagne von Foodwatch über Einflussnahme des Lebensmittelverbands auf den Nutri-Score

Die Kampagnenorganisation Foodwatch veröffentlichte auf ihrer Webseite einen Beitrag mit dem Titel „So will die Lebensmittellobby den Nutri-Score verwässern“. Darin wird u.a. behauptet, interne Dokumente des Max-Rubner-Institut (MRI) belegten, dass der Lebensmittelverband mit Hochdruck daran arbeite, die Berechnungsgrundlagen des Nutri-Score zu verändern und dabei mit unwissenschaftlichen Forderungen operiere.

Der Lebensmittelverband Deutschland nimmt dazu wie folgt Stellung:

Unsere Forderungen zur Nachbesserung des Nutri-Score haben wir bereits Ende 2019 öffentlich gemacht – von „Hochdruck“ oder „internen Vorgängen“ kann keine Rede sein. Ein zentrales Anliegen war und ist dabei, dass die Nutri-Score-Bewertungen gängigen Ernährungsempfehlungen entsprechen und ihnen vor allem nicht widersprechen dürfen.

Anders als von Foodwatch insinuiert, hat das MRI in den unveröffentlichten und uns bislang nicht bekannten Dokumenten das zentrale Anliegen des Lebensmittelverbandes, Widersprüche zu allgemeinen Ernährungsempfehlungen aufzulösen, grundsätzlich und weitgehend unterstützt. So zum Beispiel die Forderungen, mehr Pflanzenöle zu berücksichtigen, Vollkornprodukte differenziert zu betrachten, energiefreie Getränke wie etwa ungesüßte Kräuter- und Früchtetees mit Wasser gleichzustellen, und ungesättigte Fettsäuren zu berücksichtigen. Manche Forderungen wurden allerdings auch nicht unterstützt, wie Kartoffeln als Gemüsekomponente zu berücksichtigen, Saftschorlen besser zu bewerten sowie tierische Proteinquellen gleich zu behandeln.

In einer Stellungnahme vom 2. Dezember 2019 stellt das MRI erneut klar, dass die erweiterte Nährwertkennzeichnung der Differenzierung innerhalb einer Produktgruppe dient und keine Orientierung über die Ausgewogenheit der gesamten Ernährung gibt. Das MRI spricht sich auch nicht grundsätzlich gegen Anpassungen des Algorithmus aus. Im Bericht heißt es vielmehr: „Eine regelmäßige Evaluation des Nutri-Score-Algorithmus sollte ebenso wie daraus abgeleiteter Modifizierungsbedarf mittel- bis langfristig gemeinsam mit anderen Nutzerländern angegangen werden.“

Der Lebensmittelverband Deutschland arbeitet nicht daran, den Nutri-Score-Algorithmus aufzuweichen. Vielmehr sollen begründete Forderungen nach Anpassungen des Algorithmus von einem unabhängigen wissenschaftlichen Gremium beraten werden, das aus Vertretern all jener Mitgliedstaaten besteht, die den Nutri-Score empfehlen wollen, und in denen vergleichbarer Änderungsbedarf angemeldet worden ist. So hat beispielsweise die niederländische Regierung entschieden, den Nutri-Score erst zu empfehlen, wenn die entsprechenden Anpassungen des Algorithmus erfolgt sind.

ANLAGE: Im Detail hat das MRI wie folgt zu den Forderungen des Lebensmittelverbandes Stellung genommen:

Quelle: Lebensmittelverband Deutschland

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