Vorstellung des Ökomonitoringberichts 2019 / Bio-Produkte tragen die Auslobung „Bio“ zu Recht

„Die Nachfrage der Deutschen nach Öko-Lebensmitteln und ökologisch produzierter Ware ist ungebrochen groß. Dies zeigt sich daran, dass die Verbraucher im Jahr 2019 knapp zehn Prozent mehr und fast 12 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel und Bio-Getränke ausgegeben haben. Verbraucher sollen auf die angebotenen Bio-Produkte vertrauen können. Mit dem Ökomonitoring führen wir deshalb für ökologisch erzeugte Lebensmittel in Baden-Württemberg bereits seit 2002 ein spezielles Untersuchungsprogramm durch“, sagte Verbraucherschutzminister Peter Hauk MdL am Mittwoch (1. Juli) anlässlich der Vorstellung des Ökomonitoringberichtes 2019 in Stuttgart.

Die Globalisierung macht die Welt kleiner – Waren aus der ganzen Welt gelangen zu uns. So werden inzwischen zunehmend auch Öko-Lebensmittel aus verschiedensten Ländern in unseren Läden angeboten. Häufig fragen sich Verbraucher, ob bio drin ist, wo bio draufsteht. Denn sie legen großen Wert auf die Echtheit und Rückstandsfreiheit der Produkte.

Die Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter Baden-Württembergs (CVUAs) haben 2019 mehr als 500 Öko-Produkte untersucht – von Obst und Gemüse unterschiedlichster Herkunft bis hin zu geräucherten Fleischerzeugnissen. Das Untersuchungsspektrum des Ökomonitorings reicht von Pflanzenschutzmittel-Rückständen über gentechnisch veränderte Organismen bis zu Prozesskontaminanten oder der Art der Fütterung bei der Milchgewinnung. Ziel dieses Programms ist es, in dem weiter stark expandierenden Öko-Marksegment Verbrauchertäuschungen besser zu erkennen und das Verbrauchervertrauen in die Qualität ökologisch erzeugter Lebensmittel zu stärken. „Das Ökomonitoring 2019 zeigt: Bio-Produkte entsprechen grundsätzlich den Vorschriften der EU-Öko-Verordnung. In den wenigen Fällen, in denen das Ökomonitoring Schwachstellen aufgezeigt hatte, hat die Branche schnell reagiert und die Mängel abgestellt“, sagte der Minister.

Erneut nur vereinzelt Rückstände von Pflanzenschutzmitteln

Die EU-Öko-Verordnung erlaubt praktisch keinen Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Deshalb untersucht das CVUA Stuttgart, ob solche Pflanzenschutzmittel-Rückstände gefunden werden, die darauf hindeuten, dass die Anbauregeln des ökologischen Landbaus nicht eingehalten wurden. Von den rund 360 Öko-Produkten, die 2019 auf Pflanzenschutzmittel-Rückstände untersucht worden sind, wurden nur sieben Proben wegen der irreführenden Öko-Kennzeichnung beanstandet, da überhöhte Rückstandsgehalte in diesen Proben gefunden wurden. Das heißt, dass 98 Prozent aller risikoorientiert entnommenen Proben im Handel das Öko-Siegel hinsichtlich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln zu Recht tragen. In diesem Bereich ist die Beanstandungsquote im Verlauf des Ökomonitorings deutlich gesunken und hält sich seit Jahren stabil auf niedrigem Niveau. Die Vorgabe, keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel einzusetzen, wird hier weitgehend eingehalten.

Echtheit von Bio-Milch

Bio-Milch steht bei Verbrauchern hoch im Kurs. Die Prüfung, ob sie tatsächlich von Kühen aus ökologischer Haltung stammt, ist anhand des Speiseplans der Kühe möglich: Konventionell gehaltenes Milchvieh erhält häufig Futter mit mehr Maissilage und Kraftfutter zur Steigerung der Milchleistung. Dagegen bekommen Bio-Milchkühe aufgrund der Weidehaltung eher Grünfutter bzw. Heu. Konventionell erzeugte Milch kann durch die unterschiedliche Futtergrundlage des Milchviehs von ökologisch erzeugter Milch mit hoher Wahrscheinlichkeit auch analytisch unterschieden werden.

Seit 2014 wurden 170 Milchproben aus ökologischer Erzeugung untersucht. Lediglich zwei Öko-Proben (aus 2019 und 2017) waren analytisch auffällig und wiesen für konventionell erzeugte Milch typische Werte auf. Hier bestand zunächst der Verdacht einer irreführenden Auslobung. In beiden Fällen ergaben die Ermittlungen der Ökokontrolle bei den Erzeugerbetrieben, dass zur Fütterung zulässigerweise auch Bio-Maissilage eingesetzt wurde; der Verdacht wurde dadurch ausgeräumt. „Das zeigt, wie wichtig das Zusammenarbeiten des wissenschaftlichen Personals im Labor und des Kontrollpersonals bzw. der Kontrollbehörden vor Ort ist. Die Laboruntersuchungen zur Echtheit bzw. Herkunft von Lebensmitteln lassen allein für sich keine hundertprozentige Aussage zu“, sagte der Minister.

Hintergrundinformationen

In Baden-Württemberg gibt es rund 4.500 landwirtschaftliche Öko-Betriebe, die insgesamt 13,2 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaften. Ende 2019 waren im Land über 12.800 Unternehmen in der Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von Öko-Produkten tätig. Die Öko-Branche hat sich somit zu einem soliden Wirtschaftszweig in Baden-Württemberg entwickelt, der besonders ressourcenschonend mit den natürlichen Lebensgrundlagen haushaltet und viele Menschen beschäftigt.

Durch den konsequenten Verzicht auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln ist der ökologische Landbau gut für die Umwelt und für die Böden. Der Öko-Landbau unterstützt die Landesregierung aktiv bei der Umsetzung zur geplanten Änderung des Naturschutzgesetzes und des Landwirtschafts- und Landeskulturgesetzes (Biodiversitätsgesetz), wonach geplant ist, den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel bis 2030 um 40 Prozent bis 50 Prozent in der Menge zu reduzieren.

Das geplante Biodiversitätsgesetz zum ‚Schutz der Insekten in Baden-Württemberg‘ sieht weiterhin vor – unter Berücksichtigung der Nachfrageentwicklung – den Anteil der ökologischen Landwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030 auszubauen. Auch wenn die Ursachen des Insektensterbens vielfältig sind, helfen die zwei genannten Punkte – Pflanzenschutzmittel-Reduktion und Ausbau der ökologischen Landwirtschaft – sicherlich bei der Bekämpfung des Insekten- und Artensterbens.

Und nicht zuletzt leisten unsere landwirtschaftlichen Öko-Betriebe gerade in Zeiten der Corona-Pandemie einen Beitrag zur Versorgung der Bürger mit Lebensmitteln aus der Region.

Weitere Informationen:

Quelle: Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg