Obst, Gemüse, Wein und Hopfen – Wirtschaften unter strengen Corona-Auflagen

DBV: Eine durchschnittliche Erntebilanz.

2020 stellte den Obst- und Gemüsebau vor bisher ungeahnte Herausforderungen. Die Corona-Pandemie führte zur Grenzschließung, zunächst auch für Saisonarbeitskräfte. Für die im Obst- und Gemüsebereich dringend benötigten Erntehelfer aus dem Ausland konnte eine besondere Einreiseregelung gefunden werden. Aufwands- und kostenintensive Hygienekonzepte mussten in kürzester Zeit umgesetzt werden. Hinzu kommen zunehmende Wetterextreme. Besonders der Gemüsebau hat auch dieses Jahr wieder mit Trockenheit zu kämpfen.

In Deutschland wird bei Äpfeln in diesem Jahr eine gute Ernte erwartet. So ist in Deutschland von rund 951.000 Tonnen auszugehen und damit rund 4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Frühapfelernte ist bereits im vollen Gange, die Haupternte wird Ende August beginnen.

Die Erntemenge der Süßkirschen hat in diesem Jahr frostbedingt mit ca. 40.000 Tonnen nicht ganz das Niveau der Vorjahre erreicht und auch bei den Sauerkirschen mussten Einbußen von ca. 25 Prozent einer Normalernte in Kauf genommen werden. Die Ernte von Pflaumen und Zwetschen ist noch nicht abgeschlossen, aber auch hier berichten die Erzeuger aus den Anbauregionen im Osten und Westen von Frostschäden.

Die Erdbeersaison war witterungsbedingt auch in diesem Jahr schwierig. Die Spätfröste und Trockenheit waren für die Kulturführung schwierig und 2020 gab es mit 18.800 Hektar die geringste Erdbeeranbaufläche seit 2003. Gegenüber dem Vorjahr wird mengenmäßig eine etwas geringere Erntemenge von rund 99.000 Tonnen erwartet.

Beim Gemüse begann die Erntesaison 2020 bei fast allen Kulturen früher als im letzten Jahr, allerdings verzögerte sich dann im April und Mai das Wachstum durch die kühleren Temperaturen wieder. Stark- und Extremniederschläge haben vielen Gemüsekulturen auch in diesem Jahr wieder zugesetzt. Die Trockenheit war für die Betriebe auch in diesem Jahr bei der Bewässerung der Kulturen eine große Herausforderung.

Insgesamt war die Spargelsaison durch einen sehr frühen Beginn gekennzeichnet, der aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie vor enorme Herausforderungen gestellt wurde. Es ist von einer vorläufig geschätzten Erntemenge von 106.400 Tonnen auszugehen. Diese liegt 14 Prozent unter dem 6-jährigen Durchschnitt von 123.700 Tonnen.

Bei Zwiebeln ist von einer Erntemenge von knapp 500.000 Tonnen auszugehen. Die Möhrenernte dürfte wieder um ca. 700.000 Tonnen liegen. Bei Weißkohl wird eine Erntemenge von 449.000 Tonnen erwartet und bei Rotkohl von 125.000 Tonnen. Schwache Standorte ohne Bewässerung zeigen dabei Ertragsdepressionen. Insgesamt ist aber von einer guten Kohlernte in diesem Jahr auszugehen und bei Salaten (Kopfsalat, bunte Salate, Eissalat) haben wir eine gleichmäßige, wenn auch hitzebedingt kleinere Ernte zu erwarten.

Beim Wein wird eine durchschnittliche Ernte von 9 Millionen Hektolitern erwartet. Allerdings ist für den Ernteverlauf das Wetter der nächsten Wochen entscheidend.

Beim Hopfen wird eine Ernte von 48.800 Tonnen erwartet. Die Ernte startet hier Ende August.

Im Obst- und Gemüsebau führte die Trockenheit auch 2020 zu höheren Kosten durch die Bewässerung der Kulturen. Durchschnittlich ist auch in diesem Jahr allein von Bewässerungskosten in Höhe von 10 bis 15 Prozent des Umsatzes auszugehen. Rund 80 Prozent der Obst- und Gemüseflächen können und müssen bewässert werden.

Der Deutsche Bauernverband fordert, den Bereich der Sonderkulturen politisch stärker zu unterstützen. Besonders die zusätzlich entstandenen Kosten für die Unterbringung der Saisonarbeiter, Hygienekonzepte, Flüge etc. stellen Betriebe vor große Herausforderungen. Die in dieser Woche in Kraft tretende SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel verschärft die Situation für die Betriebe nochmals. In Kombination mit steigenden Mindestlöhnen, Diskussionen um Wassernutzung und dem Insektenschutzgesetz ist die Wettbewerbsfähigkeit in Frage gestellt.

Quelle: DBV