Sechs spannende und ungewöhnliche Food Festivals

Tomaten
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Wie oft haben Sie sich als Kind anhören müssen, dass Sie nicht mit dem Essen spielen sollen? Natürlich waren es gute Ratschläge Ihrer Eltern, denn diese haben mit dem Kauf und mit der Zubereitung einiges an Geld, Zeit und Mühe investiert.

Aber entgegen dieser guten Tipps können heutzutage unterschiedliche Nahrungsmittel auch großartige Utensilien sein, um Unterhaltung zu schaffen und auch den menschlichen Spiel- und Gestaltungstrieb zu befriedigen. Essen kann geformt, gestaltet, in Massenproduktion hergestellt oder sogar geworfen und gerollt werden, und zu alle dem kann es auch hervorragend schmecken.

Seit geraumer Zeit haben sich viele Regionen und Festivals, aber auch Restaurants innovative und unterhaltsame Möglichkeiten ausgedacht, um den unterschiedlichsten Nahrungsmitteln neue Verwendungsmöglichkeiten zu geben. In diesem Artikel möchten wir Ihnen einige dieser ungewöhnlichsten Events vorstellen.

La Tomatina, Spanien

Vielleicht haben Sie als Kind, gelangweilt am Esstisch sitzend, davon geträumt, mit all dem nicht schmeckenden Gemüse eine ordentliche Schlacht zu veranstalten. In einem Vorort des spanischen Valencia wird jedes Jahr in der letzten Augustwoche dieser Kindheitstraum verwirklicht, nur leider nicht in diesem Jahr, da diese Tomatenschlacht auf Grund der COVID-19 Pandemie für 2020 abgesagt werden musste.

La Tomatina gibt es seit den 1940er Jahren und hat weder religiöse noch politische Hintergründe. Verschiedene Versionen ranken sich um ihren Ursprung, aber der exakte Anlassfall ist nicht gesichert überliefert. Jedes Jahr versammeln sich bis zu 20.000 Menschen, die meisten davon Touristen aus allen Herrn Länder, und bewerfen sich mit zerquetschten und überreifen Tomaten, die in LKW-Ladung aus dem Umland in das kleine Städtchen Buñol  gekarrt wurden. Die größte Lebensmittelschlacht der Welt dauert exakt eine Stunde, so der Brauch.

Zwar wurde die Veranstaltung Anfang der 50er Jahre behördlich verboten, aber 1957 auf vielfachen Wunsch wieder aufgenommen. Heute helfen nach der Schlacht hilfsbereite Anwohner die Touristen per Gartenschlauch von den Tomatenstücken zu befreien und die durch die Straßen der Stadt sich ergießenden Flüsse von Tomatensaft zu säubern.

Spam Jam, Minnesota (und Hawaii)

Wahrscheinlich kennen Sie nicht allzu viele Anekdoten aus dem US-Bundesstaat Minnesota. Hier können wir Ihnen eine ganz spezielle Eigenart dieses Landstriches vorstellen. Eines der beliebtesten Lebensmittel des US-Bundesstaates nennt sich „Spam“ und wird vom US-amerikanischen Nahrungsmittelproduzenten Hormel hergestellt. Die Minnesotaner lieben dieses Frühstücksfleisch, das aus zerkleinertem, gepökelten, im eigenen Saft gegartem, gepressten und gewürztem Schweinefleisch besteht, so sehr, dass sie ihm sogar ein mehrtägiges Festival gewidmet haben.

Zur Festivalzeit bieten viele lokale Restaurants von Spam inspirierte Gerichte an, die von einer Spam-Pizza bis zu Spam-Cupcakes reichen. Eine ganze Woche lang dauert diese Veranstaltung, sodass Sie genügend Zeit haben werden, alle lokalen Köstlichkeiten auszuprobieren.

Eine ähnliche Schwesterveranstaltung findet aber auch in Waikiki auf Hawaii statt, die zwar nur einen einzigen Tag dauert, aber jährlich immerhin bis zu 25.000 Interessierte anzieht und bei der sich auch alles ums Dosenfleisch dreht, und dies inmitten des Pazifiks in tropisch, heißer Umgebung.

Die Nacht der Radieschen, Mexico

In unseren Breiten werden ja zumeist Kürbisse zu Halloween dazu verwendet gruselige Gesichter in dieses Lebensmittel zu schnitzen, aber in der mexikanischen Stadt Oaxaca werden an jedem 23. Dezember unzählige Radieschen mittels eine speziellen Schnitzkunst künstlerisch verarbeitet. Diese Veranstaltung hat ihren Ursprung in der Kolonialzeit, als die Spanier die Radieschen ins Land brachten und nun schon seit mehr als 100 Jahren verbringen die Einheimischen viel Zeit und Mühe damit, verschiedenste Skulpturen aus diesem Gemüse zu zaubern.

Damit diese Rettiche überhaupt in der gewünschten Größe wachsen, werden sie stark gedüngt und chemisch behandelt und sind keinesfalls zum Verzehr gedacht. Nur so können sie monumentale Größen erreichen und mehrere Pfunde auf die Waage bringen. Nach deren Ernte werden sie dann von den bis zu 100 ausgewählten Einheimischen mit den speziellen Schnitzwerkzeugen in schnell verwelkende Kunstwerke verwandelt.

So wie in den Ursprüngen dieser Tradition, so dient auch heute dieses eintägige Festival dazu, neue Kunden für die Landwirte der Gegend anzulocken. Die Noche de los Rábanos, wie dieser Food-Event auf Spanisch genannt wird, hat sich zu einem der wichtigen Festivals für Essen und Volkskunst in Mittelamerika entwickelt.

Food Casino, London

Obwohl diese Veranstaltung im Jahr 2015 ein einmaliges Ereignis war, verbarg sich jedoch dahinter die interessante Idee, die jederzeit sicher wiederholt werden kann, Essen und Glücksspiel miteinander zu kombinieren. Das Londoner Restaurant „The Diner“ kreierte ein kulinarisches Erlebnis namens „Raise the Steaks“, bei dem die kulinarisch Interessierten anstelle von Standard-Casino-Chips gebratene Kartoffel-“Chips“ oder Pommes serviert bekamen. Dieses eigens angefertigte „Spielgeld“ konnte dann an einer Reihe beliebter Tischspiele wie Roulette und Blackjack eingesetzt werden und je nach dem vom Glück begünstigtes Abschneiden konnten verschiedene Mahlzeiten gewonnen werden. Das bedeutete natürlich auch, dass großartige Blackjack-Strategien sogar mit einem Prime Cut oder mit einem wohlschmeckenden Steak belohnt wurden.

So eine Veranstaltung war natürlich die perfekte Gelegenheit für alle begeisterten Spieler, zwei unterhaltsame Dinge gleichzeitig genießen zu können, obwohl selbstverständlich auch die Gefahr bestand, auf Grund einer Pechsträhne auch hungrig nach Hause gehen zu müssen!

Das Käserennen – Gloucestershire, England

Der „The Cooper’s Hill Cheese-Rolling and Wake“-Event, so wie sich diese viertägige Unterhaltungsveranstaltung im Original nennt, geht ursprünglich sogar bis in die Römerzeit zurück. Und jedes Jahr stürzen sich bei dieser Veranstaltung bis zu 4.000 Draufgänger kopfüber einen immens steilen Hügel hinunter um einem 3,5 kg schwerem Käserad nach zu hetzen.

Das kreisförmige Molkereiprodukt, das speziell für diese Aufgabe geformt wird, kann am Weg ins Tal Geschwindigkeiten von bis zu 110 km/h erreichen und nicht alle „Sportler“ kommen auf der Jagd nach diesem Käse auch heil im Ziel an. Verstauchungen sind die häufigste Verletzung, aber auch diverse Knochenbrüche sind bei einigen Unglücklichen jedes Jahr zu beklagen.

Aufgrund von Lebensmittel-Rationierungen wurde von 1941 bis 1954 eine Holzattrappe statt dem echten Käse verwendet um diesen Event dennoch durchführen zu können. Wenn Sie also Lust haben, Leib und Leben zu riskieren, um einem Käselaib hinterher zu hetzen, so sind sie in Cooper’s Hill, Gloucestershire, genau richtig.

Die Tage der Kartoffel, Minnesota

Und jetzt stellen wir Ihnen eine weitere Vorliebe der Minnesotaner vor. Nicht nur das zuvor erwähnte Dosenfleisch hat es diesem US-Bundesstaat angetan, sondern auch der Kartoffel wird jeden August gedacht. Ihnen sind die gängigsten Zubereitungsarten dieser Feldfrucht sicher bekannt: pürieren, braten, formen, frittieren oder kochen. Aber wussten Sie, dass sich die Teilnehmer während dieser „Potato-Days“ in den zerstampften Kartoffeln auch darin raufen und herumalbern? An zwei Tagen findet dieser außergewöhnliche Event in Barnesville statt und neben einem Wrestling-Sportkampf in einem Meer zerstampfter Erdäpfeln können nicht so sportliche Festivalbesucher eine Vielzahl weiterer Kartoffelvariationen ausprobieren, die von der Kartoffelwurst hin bis zum Kartoffelkrapfen reichen.

Einige der 20.000 Kartoffelfans lassen sich sogar eine Kartoffel-Gesichtsmaske verpassen, die sich durch besondere therapeutische Eigenschaften hervortun soll, und Menschen jeden Alters genießen die unterschiedlichen Angebote der Kartoffelgerichte. Auch die schönste Kartoffelpüree-Skulptur erhält eine angemessene Auszeichnung. Praktisch alles, was mit einer Kartoffel gemacht werden kann, wird in den zwei Tagen auch gemacht …