BUND zu Kükentöten: Klöckner handelt, aber die Umsetzung lässt auf sich warten

Zur Vorstellung des Gesetzentwurfs zum Verbot des massenhaften Kükentötens ab Ende 2021 durch Bundesministerin Julia Klöckner erklärt Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):

„Jährlich werden 45 Millionen Küken getötet. Es ist gut, dass Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner handelt, aber sie handelt sehr spät. Ein gesetzliches Verbot ist längst überfällig. Leider verpasst Julia Klöckner erneut die Chance, den längst fälligen gesellschaftlich gewollten Umbau der Geflügelhaltung anzugehen. Es braucht mehr als nur ein Verbot des Kükentötens.

Die analytische Geschlechtsbestimmung bereits im Ei darf nur eine Zwischenlösung sein. Auch die Mast von Bruderhähnen kann nur für einen Übergangszeitraum sinnvoll sein, da diese Tiere sehr viel Futter benötigen und die männlichen Tiere kaum Fleisch ansetzen. Statt Zeit und Geld in technische Lösungen zu investieren, müssen die politisch Verantwortlichen jetzt den Umbau angehen und fördern, damit die Betriebe tatsächlich andere Tiere im Stall haben.

Das Töten wird verhindert, wenn die männlichen Küken nicht mehr wertlos sind. Die bessere Alternative für die Branche liegt im Zweinutzungshuhn, auf die die Geflügelwirtschaft umstellen muss. Die Haltung von Zweinutzungsrassen würde nicht nur das sinnlose Kükentöten beenden, diese Hühner sind generell robuster, gesünder und benötigen in der Folge weniger Medikamente. Das spart den Einsatz von Antibiotika und nützt wiederum der menschlichen Gesundheit.

Derzeit haben Betriebe mit Zweinutzungshühnern nur Leuchtturmcharakter. Stattdessen haben sie das Potential als Blaupause für den Umbau der deutschen Geflügelwirtschaft zu dienen. Hierfür braucht es aber eine Strategie für den Umbau, in der der Staat Betriebe und die Züchter bei der Umstellung unterstützen sollte. Frau Klöckner kann erst von einem Durchbruch in der Geflügelwirtschaft reden, wenn sie hier liefert.“

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Mit Zweinutzungshühnern sind Rassen gemeint, die sowohl zur Eier-, als auch zur Fleischproduktion geeignet sind. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Zweinutzungshühner entspannter zu halten sind. Auch mit einem unkupierten, also ungekürzten Schnabel kommen sie besser zurecht. Zudem sind diese Hühner generell gesünder und benötigen weniger Medikamente.

An der Aufzucht von Zweinutzungshühnern können sich Verbraucher*innen aktiv beteiligen – auch wenn sie kein Fleisch kaufen. Die Aufzuchtskosten werden bei der Bruderhahn-Initiative mit vier Cent pro Ei auch auf die Eier-Preise umgelegt. Die gute Nachricht: Laut BMEL wären 88 Prozent der Verbraucher*innen bereit, einen höheren Preis für Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung zu zahlen.

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Quelle: BUND