Ernährung und die planetaren Grenzen

Wissen und Werkzeuge für ein nachhaltiges Ernährungssystem nutzen.

Wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen und dafür sorgen, dass sich alle Menschen gut ernähren können, dann braucht es eine umfassende Kehrtwende. Wir wissen auch, was wir tun können, um diese Kehrtwende zu gestalten. So lässt sich die Botschaft von Professor Dr. Dieter Gerten anlässlich des 4. BZfE-Forums zusammenfassen.

In seinem Vortrag „Ernährung als Teil des Problems: Einfluss unseres Ernährungssystems auf die planetaren Grenzen“ erläuterte der Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, wie es um den Zustand der Erde bestellt ist: Vier von neun planetaren Belastungsgrenzen gelten durch die Einflüsse des Menschen bereits als überschritten: Klimawandel, Entwaldung, Stickstoff- und Phosphoreintrag sowie Artenverlust. Für weitere wie den Wasserverbrauch sieht es in einigen Regionen der Erde kritisch aus.

Wir bedrohen unsere eigene Lebensgrundlage, wenn wir nicht bald umsteuern, so Gerten. Denn wie eine neue Studie unter der Leitung von Professor Gerten zeigt, geht fast die Hälfte der weltweiten Nahrungsmittelproduktion heute auf Kosten der planetaren Belastungsgrenzen. Sie zeigt aber auch: Durch eine technologische und kulturelle Kehrtwende könnten genug Nahrungsmittel für zehn Milliarden Menschen bereitgestellt werden.

So liege im Problem zugleich die Lösung: Wenn wir unsere Nahrungserzeugung so ausrichten, dass wir die planetaren Grenzen einhalten, aber die heutigen Praktiken beibehalten, dann würde das einen globalen Ertragsverlust von etwa 50 % bedeuten. Wenn wir gleichzeitig allerdings das Wissen und die Werkzeuge einsetzen, die uns heute schon zur Verfügung stehen, dann, können wir über 50 % mehr Nahrung als heute bereitstellen und damit die Verluste mehr als ausgleichen – genug also, um zehn Milliarden Menschen zu ernähren.

„Dafür müssen wir die Werkzeuge, die die Menschheit in der Hand hält, tatsächlich auch alle nutzen“, so Gerten. Wichtige Ansatzpunkte seien die Reduktion des Fleischkonsums und die Halbierung der Lebensmittelverluste entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die größte Veränderung stehe auf Seiten der Lebensmittelproduktion an, so Gerten. Hier gehe es um eine Flächenumverteilung in einer Weise, dass die Umwelt nicht geschädigt wird, sowie um besseres Wasser- und Nährstoff-Management.

Vortrag von Professor Gerten:

Weitere Videos vom 4. BZfE-Forum „Essen wird anders – Ernährung und die planetaren Grenzen“ folgen.

Weitere Informationen:

Quelle: Gabriela Freitag-Ziegler, Dr. Gesa Maschkowski, BZfE