Gesund essen – trotz Corona! Themenschwerpunkt „Ernährung im Kindesalter“

Wie haben sich die Ess-, Trink- und Bewegungsgewohnheiten von Kindern seit Beginn der Corona-Pandemie verändert?

Diesem Thema haben sich Experten des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der Technischen Universität München (TUM) gewidmet. Rund die Hälfte der zehn- bis 14-jährigen Kinder bewegen sich der Studie zufolge weniger. Vor allem die älteren Kinder essen seit dem Lockdown auch mehr Süßes und Salziges. Die Studie markiert den Startpunkt für den neuen Themenschwerpunkt „Ernährung im Kindesalter“ am EKFZ.

Seit Beginn der Corona-Pandemie essen Kinder mehr Süßigkeiten wie Schokolade, Gummibärchen, Kekse und Eis aber auch Obst. Dies ist eines der Ergebnisse einer Umfrage, die das EKFZ gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt hat.

Vor allem Jungen konsumieren demnach häufiger als vor der Pandemie Knabberartikel (20 Prozent), Süßigkeiten (22 Prozent) und Softdrinks (12 Prozent). Insbesondere zehn- bis zwölfjährige Kinder konnten während des Lockdowns süßen (23 Prozent) oder salzigen (28 Prozent) Versuchungen seltener widerstehen.

Das Forschungsteam befragte im September 2020 für die Studie 1.000 Elternteile von Kindern bis 14 Jahren. 38 Prozent geben an, ihr Kind habe sich seit Beginn der Pandemie weniger bewegt. Besonders häufig (57 Prozent) ist dies bei zehn- bis 14-Jährigen der Fall. Eine Zunahme des Körpergewichts ist besonders bei zehn- bis zwölfjährigen Kindern zu beobachten, wobei Jungen doppelt so häufig (27 Prozent) betroffen sind wie Mädchen (14 Prozent).

Bedeutung der Ernährungsmedizin in Zeiten von Corona

„Wenn Kalorienaufnahme und -verbrauch langfristig auseinanderklaffen, kann dies Übergewicht begünstigen, weshalb die Entwicklung des Körpergewichts von Kindern im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie beobachtet werden sollte“, sagt Hans Hauner, Professor für Ernährungsmedizin an der TUM und Direktor des EKFZ. Dies sei vor allem vor dem Hintergrund zu sehen, dass in Deutschland mindestens jedes sechste Kind übergewichtig ist und sich der Anteil von Kindern mit Adipositas in den vergangenen Jahrzehnten stark erhöht hat.

„Unser Lebensstil spielt eine entscheidende Rolle bei ernährungs-mitbedingten Erkrankungen“, sagt Heiko Witt, Professor für Pädiatrische Ernährungsmedizin an der TUM. Auch unter Pandemiebedingungen hat die Stoffwechsel- und Ernährungsforschung neben der Infektiologie eine besondere Bedeutung.

Neuer Forschungsschwerpunkt: Ernährung im Kindesalter

Das EKFZ für Ernährungsmedizin bündelt nun das ernährungsmedizinische Know-how in der Metropolregion München. Im Rahmen einer neuen Kooperation zwischen der TUM und dem Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München unter dem Dach des EKFZ werden in Zukunft aktuelle Fragen der Ernährungsmedizin vertieft erforscht.

Seit Oktober wird das Team des EKFZ durch eine enge Kooperation mit Prof. Berthold Koletzko, Else Kröner Senior-Professur (Dr. von Haunersches Kinderspital des LMU Klinikums), verstärkt. In seinen Arbeiten geht es Prof. Koletzko um frühkindliche Risikofaktoren für später entstehendes Übergewicht und Adipositas sowie damit assoziierte Erkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall.

In einem ersten Projekt des Themenschwerpunkts „Ernährung im Kindesalter“ werden Prof. Hauner und Prof. Koletzko gemeinsam Blutproben von schwangeren Frauen mit und ohne Adipositas sowie mit und ohne Schwangerschaftsdiabetes auswerten. Damit ist die Hoffnung verbunden, neue Biomarker für den Schwangerschaftsdiabetes zu finden. Um den Einfluss der Ernährung im zweiten Lebensjahr auf Wachstum und Stoffwechsel des Kindes geht es in einem gemeinsamen Projekt von Prof. Witt und Prof. Koletzko.

Martin Klingenspor, Professor für Molekulare Ernährungsmedizin an der TUM, untersucht im Rahmen der neuen Kooperation mit Prof. Koletzko den Einfluss der Ernährung von werdenden Müttern auf die Fettgewebsentwicklung des Kindes: „Die Ernährung der Mutter während Schwangerschaft und Stillzeit beeinflusst die Entwicklung des kindlichen Nervensystems. Diese frühen Einflüsse prägen den Schaltplan für Hunger, Sättigung und Belohnung im Gehirn. Dies führt zu einer lebenslangen Programmierung des Energiehaushalts, also der Regulation von Energieaufnahme, Verbrauch und Speicherung.“

Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert Ernährungswissenschaften weiter

Erneut fördert die Else Kröner-Fresenius-Stiftung die ernährungsmedizinische Wissenschaft in der Metropolregion München an den Standorten Freising-Weihenstephan und München. Eine Million Euro fließen in die neue Else Kröner Senior-Professur an der LMU und somit in die Kooperationsprojekte mit dem EKFZ. Das übergeordnete Ziel: Die Aufklärung der breiten Bevölkerung über eine gesunde Ernährung.

Mehr Informationen: Die Zusammenfassung der Studienergebnisse findet sich unter www.ekfz.tum.de.

Das EKFZ ist zugleich an der TUM School of Life Sciences und der Medizinfakultät der TUM angesiedelt – ein Ausdruck des innovativen Ansatzes, klassische Ernährungswissenschaften mit moderner medizinischer Forschung zu verbinden. Dass dieses Konzept erfolgreich ist, zeigen wegweisende Studien zu Themen wie Ernährung in der Schwangerschaft, Erkrankungen von Verdauungsorganen oder braunen Fettzellen. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung hat den Aufbau des EKFZ initiiert und mit 11 Millionen Euro finanziert. 2018 schloss sich eine weitere Förderung für fünf Jahre mit insgesamt 5 Millionen Euro an.

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung wurde im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner, geb. Fernau, gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung dient der Förderung medizinischer Wissenschaft und unterstützt medizinisch-humanitäre Projekte. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Die Stiftung fördert satzungsgemäß nur solche Forschungsaufgaben, deren Ergebnisse der Allgemeinheit zugänglich sind. Bis heute hat die Stiftung mehr als 2.000 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell rund 60 Millionen Euro ist sie die größte Medizin fördernde Stiftung Deutschlands.

Quelle: TUM