Hafer sorgt für einen stabilen Blutzuckerspiegel

In welchen Hafer-Portionen sind 3 Gramm Beta-Glucan enthalten?

Erfolgreiche Prävention gegen Diabetes Typ 2 mit der täglichen Portion Haferflocken – Hafertage als Therapie mit Langzeiteffekt

Die steigende Zahl an Diabetes mellitus Typ 2-Erkrankungen machen Änderungen im Ernährungsverhalten und bei Gesundheitsangeboten erforderlich: mehr Ernährungsforschung, bessere Ernährungsbildung, adäquate Angebote für Prävention und Therapie. Ernährung und Bewegung führen hier die Liste an Maßnahmen sicher an.

Lebensmittel aus Hafer sind Basislebensmittel für die tägliche Ernährung in der Prävention sowie für eine Kurzzeit-Intervention in der Therapie eines Diabetes mellitus Typ 2. Zahlreiche wissenschaftliche Studien bestätigen unmittelbare Effekte des haferspezifischen Ballaststoffs Beta-Glucan auf die Blutzuckerkonzentrationen und die Glucosespitzen sowie Wirkungen auf den Langzeit-Blutzuckerwert.

Erfolgreiche Prävention mit der täglichen Portion Haferflocken

Wissenschaftliche Studien zeigen: Nach dem Verzehr von Hafer steigt der postprandiale Blutglucosespiegel, das heißt der Blutzucker nach der Mahlzeit, auf ein eher niedriges Niveau an. Je nach Art der Vergleichs-Mahlzeiten ist der Blutzuckerwert nach einer Hafermahlzeit mehr als 30 Prozent niedriger.

Wissenschaft:
In einer kanadischen Studie (1) wurde festgestellt, dass sich bereits mit 1,6 Gramm Beta-Glucan (davon 1,2 g Beta-Glucan aus ca. 27 g Haferflocken und 0,4 g aus ca. 6,5 g Haferkleie) der maximale Glucoseanstieg, also der höchste Wert nach dem Essen, um 20 Prozent reduzierte.
In dieser sowie zahlreichen weiteren Studien wurde herausgestellt, dass die glykämische Antwort, also die Erhöhung der Glucosekonzentration im Blut, mit steigendem Beta-Glucan-Gehalt der Mahlzeit weniger stark ausfällt.

Daraus folgt: Jedes Gramm Hafer-Beta-Glucan zählt – und hält den Blutzuckerspiegel im Zaum.

Zur Prävention eignen sich die – auch zur Senkung des Cholesterinspiegels empfohlenen – 3 Gramm Hafer-Beta-Glucan täglich. Die „3 = 2 + 1 – Formel“ erleichtert die Umsetzung im Alltag: zwei Gramm Beta-Glucan zum Frühstück und ein Gramm im weiteren Verlauf des Tages.

Verzehrtipps:
Mit einem Müsli, mit Overnight-Oats oder Porridge gelingt ein ballaststoffreiches Frühstück, das lange satt hält. Egal, ob über Nacht eingeweicht oder morgens frisch gemischt oder gekocht, für 2 Gramm Hafer-Beta-Glucan sind folgende Portionen notwendig:

  • 45 g Haferflocken
  • oder 20 g Haferflocken mit 10 g Haferkleie gemischt.

Für den Snack zwischendurch mit 1 Gramm Beta-Glucan sind geeignet:

  • ein Joghurt oder Quark, in den gut 20 g Haferflocken hineingerührt werden, oder auch 10 g Haferflocken + 10 g Haferkleie,
  • ein cremiger Smoothie mit der Lieblingsfrucht und 15 g löslichen Haferkleieflocken oder gut 20 g Haferflocken
  • Wer den Nachmittag gerne mit Gebäck oder Kuchen süß unterbricht, kann ein Rezept für einen Hafer-Cookie oder einen Hafer-Muffin ausprobieren und dabei darauf achten, dass pro Stück die für 1 Gramm Beta-Glucan erforderliche Hafermenge enthalten ist (23 g Haferflocken oder 17 g Haferkleie).
Zur leichten Orientierung: In diesen Portionen sind 1 Gramm Beta-Glucan enthalten.

Hafertage als Therapie mit Langzeiteffekt

Neben der medikamentösen Therapie bei Diabetes mellitus Typ 2 und Insulinresistenz sind Lebensstiländerung und Ernährungsumstellung zwingend erforderlich. Für die dauerhafte Ernährungsumstellung sind unter anderem eine Reduzierung der täglichen Energieaufnahme sowie eine Erhöhung von Ballaststoff- und Beta-Glucan-Zufuhr, wie bei der Prävention beschrieben, empfehlenswert.

In der Therapie können darüber hinaus kurzzeitige Diäten genutzt werden, wie zum Beispiel die Hafertage, die seit über 100 Jahren in der Therapie des Typ 2-Diabetes eingesetzt werden. Wesentliches Ziel ist das Unterbrechen des Teufelskreises aus hohem Blutglucose- und hohem Insulinspiegel, von den Fachleuten als Insulinresistenz bezeichnet. Insulinresistenz entsteht unter anderem, wenn die Bauchspeicheldrüse Insulin zum Ausgleich eines hohen Blutglucosespiegels im Übermaß ausschüttet und gleichzeitig das Insulin die Glucose aber nicht in die Körperzellen schleusen kann, da diese dem Insulin gegenüber nicht mehr aufnahmefähig, sondern „resistent“ sind. Sowohl Insulin- als auch Glucosespiegel bleiben dann erhöht.

In mehreren Studien wurden bei Probanden nach den Hafertagen erheblich reduzierte Blutglucose- und Insulinspiegel gemessen. Die Effekte zeigten sich teilweise bereits nach dem ersten Hafertag und teilweise auch noch Wochen nach Abschluss der Hafertage.

Wissenschaft:
In einer deutschen Studie von Medizinern in Heidelberg und Mannheim (2) zeigte sich bei den insulinpflichtigen Probanden im Mittel eine Senkung der Insulinzufuhr um 27 Prozent nach Hafertag 1 und um 37 Prozent nach Hafertag 2. Hinzu kam ein positiver Langzeiteffekt: Auch acht Wochen später war der HbA1c der Probanden noch reduziert.
Die Hafertage-Therapie war auch Gegenstand von Untersuchungen einer Klinik in Filderstadt (3). In ihrem Review stellen die Autoren Evidenzen dafür fest, dass mit den Hafertagen Blutzuckerkonzentrationen und Insulindosis signifikant gesenkt werden.

Für erfolgreiche Hafertage ist eine gründliche Vorbereitung durch die ernährungsberatende Fachkraft zusammen mit den Patienten von großer Bedeutung.

Hafertage-Plan:
An jedem der 2 oder 3 Tage nehmen die Patienten drei Hauptmahlzeiten (süß oder herzhaft) zu sich. Diese bestehen aus 225 Gramm Haferflocken, die in Wasser oder Gemüsebrühe aufgekocht und mit wenigen Zutaten (Beeren, Porree, andere Gemüse, Kräuter, Mandeln, Zimt, Kurkuma) verfeinert werden. Mit ca. 1000 kcal pro Tag sind die Mahlzeiten sehr energiereduziert, außer den hafereigenen sind keine Fette und keine Proteine enthalten. Dabei sind sie jedoch ballaststoffbetont: 23 Gramm Ballaststoffe und davon 10 Gramm Beta-Glucan. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr mit Wasser und ungesüßtem Tee ist daher wichtig.

Als diätetische Kurzzeit-Intervention sind Hafertage ohne großen Aufwand umzusetzen: Der teure Einsatz medizinischer Geräte ist nicht erforderlich und die Mahlzeiten sind schnell zuzubereiten, was für die Krankenhausküche und für die eigenständige Durchführung zuhause gilt. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt ist die Kosteneffizienz, denn die Ausgaben für die Hafermahlzeiten für zwei Tage liegen unter 10 Euro.

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(1) Wolever TMS et al. Effect of adding oat bran to instant oatmeal on glycaemic response in humans – a study to establish the minimum effective dose of oat β-glucan. Food Funct. (2018) 9(3):1692-1700. doi: 10.1039/c7fo01768e2018.

(2) Delgado G, Kleber ME, Krämer BK, et al.: Dietary Intervention with Oatmeal in Patients with uncontrolled Type 2 Diabetes Mellitus – A Crossover Study. Exp Clin Endocrinol Diabetes. 2019; 127(9): 623-629. doi:10.1055/a-0677-6068.

(3) Storz, M und Küster, O: Hypocaloric, plant-based oatmeal interventions in the treatment of poorly controlled type 2 diabetes: A review. Nutrition and Health 2019, Vol. 25(4) 281–290.