Startschuss für den Nutri-Score in Deutschland

Nationale Regelungen schaffen Klarheit für die Verwendung.

In Deutschland ist es ab November 2020 möglich, den Nutri-Score, eine vereinfachte, farblich unterlegte Darstellung der Nährwertqualität von Lebensmitteln zusätzlich auf dem Etikett abzubilden. Der Bundesrat hat am 9. Oktober 2020 einer Verordnung der Bundesregierung zugestimmt, die Lebensmittelunternehmen künftig die rechtssichere Verwendung des Nutri-Score ermöglicht. Auf diese Weise ist der Weg dafür geebnet, dass das freiwillige Logo künftig auf immer mehr Lebensmitteletiketten zu finden sein wird. Der Sinn und Zweck dahinter: Der Nutri-Score ermöglicht Verbrauchern einen Nährwertvergleich auf einen Blick und dient als schnelle Entscheidungshilfe beim Einkauf.

Welcher Fruchtjoghurt hat im Vergleich den günstigeren Nährwert? Verbessern Trockenfrüchte im Müsli dessen Nährwertqualität? Für solche Produktvergleiche innerhalb einer Lebensmittelkategorie liefert der Nutri-Score leicht verständliche Antworten in fünf Stufen: Ist ein Lebensmittel reich an günstigen Nährwerteigenschaften erhält es ein grün unterlegtes A – den positivsten Nutri-Score. Eine mittlere Nährwertqualität zeigt ein gelb unterlegtes C an. Das Schlusslicht der Bewertung bildet ein rot unterlegtes E für Lebensmittel, die den vergleichsweise ungünstigsten Nährwert aufweisen und sparsam verzehrt werden sollten.

Der Nutri-Score ergänzt die Nährwerttabelle, die für nahezu alle verpackten Lebensmittel nach der EU-Lebensmittel-Informationsverordnung vorgeschrieben ist. Lebensmittel, die keine Nähwerttabelle tragen müssen – etwa Äpfel in Fertigpackungen oder Unverpacktes beim Bäcker oder auf dem Wochenmarkt – dürfen den Nutri-Score auch tragen. Allerdings nur, wenn sie auf freiwilliger Basis mit einer Nährwerttabelle ausgestattet sind. Auch in der Werbung, etwa im Onlinehandel, darf der Nutri-Score genutzt werden – jedoch nur für Lebensmittel, die das Logo tatsächlich auch auf dem Etikett tragen.

Platziert werden muss der Nutri-Score auf der Produktvorderseite im unteren Drittel der Packung. Das bestimmt die neue nationale Regelung mit Verweis auf die im europäischen Markenrecht verankerten Nutzungsbedingungen des Logos. Diese bestimmen eine weitere wichtige Regel für jedes Unternehmen, das den Nutri-Score nutzen will – egal, ob in Deutschland, Frankreich oder anderswo: Wer den Nutri-Score für eine seiner Produktmarken nutzt, muss nach einer Übergangsphase alle Produkte dieser Marke damit kennzeichnen – egal, wie das Nährwerturteil ausfällt. Es dürfen nicht allein diejenigen Produkte einer Marke gekennzeichnet werden, deren Nährwertzusammensetzung ohnehin günstig ist.

Einkaufen mit dem Nutri-Score: schneller Nährwertvergleich ohne viel Kopfarbeit

Viele Menschen haben den Vorsatz, Lebensmittel bewusster und ausgewogener einzukaufen. Nur: Wer nimmt sich denn wirklich die dafür nötige Zeit? Rund die Hälfte der Verbraucher wendet gerade nicht einmal eine Sekunde für eine Kaufentscheidung innerhalb eines Sortiments auf. Zu wenig, um Nährwerttabellen zu studieren. Dieses Dilemma kann der Nutri-Score lösen. Die fünfstufige Skala mit der in Ampelfarben unterlegten Buchstabenfolge von A bis E ermöglicht einen Nährwertvergleich auf die Schnelle: Ein grün unterlegtes A steht für den günstigsten Gesamtnährwert. Sparsam verzehrt werden sollten Lebensmittel mit einem rot unterlegten E.

Ein unverarbeitetes Seelachs-Filet beispielsweise erhält ein grün unterlegtes A. Beim panierten Filet kann die Bewertung auf ein hellgrün unterlegtes B rücken, je nachdem wie die Panade zusammengesetzt ist. Ist deren Salzgehalt vergleichsweise gering, kann aber das Produkt die A-Wertung trotz Panade behalten. Das ist jedoch längst nicht bei jedem Produkt jeder Marke der Fall. Der Nutri-Score ermöglicht einen schnellen Nährwertvergleich zwischen verschiedenen Produkten, die das Label tragen. Was der Nutri-Score allerdings nicht abbilden kann: Eine zusätzliche Fettaufnahme des Fisch-Produktes bei der Zubereitung. Das hat allein der Verbraucher in der Hand.

Detailinformationen zu Nährwerten, etwa zum Energie- oder Fettgehalt liefert der Nutri-Score ebenfalls nicht. Wozu auch, schließlich ergänzt der Nutri-Score die Nährwerttabelle auf dem Etikett. Dort stehen die genauen Informationen zum Energie- und Fettgehalt und fünf weiteren Nährstoffgehalten. Weitere Informationen zur Nährwertqualität eines Lebensmittels bietet außerdem die Zutatenliste. Gerade bei Getränken lohnt sich der Blick ins vergleichsweise Kleingedruckte. So besticht nämlich manch ein Erfrischungsgetränk auf den ersten Blick mit einer grün unterlegten B-Wertung und erst die Zutatenliste offenbart, dass es anstelle von Zucker Süßungsmittel enthält. Ein Tausch, der vielleicht nicht allen Menschen schmeckt.

Quelle: Dr. Christina Rempe, BZfE