Greenpeace-Recherche: Keime auf Abwegen – ISN: Offene Diskussion statt feiger Kampagnen!

Laut einer neuen Greenpeace-Recherche wurden Gülleproben aus Schweineställen in Niedersachsen analysiert – mit dem Ergebnis, dass resistente Keime und Antibiotikarückstände festgestellt wurden. Die Proben wurden Greenpeace angeblich zugespielt.

ISN: Wir bekennen uns schon seit Jahren zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika in der Tierhaltung und der erhebliche Reduktionserfolg von über 60 % gibt uns Recht. Die Kampagne, die Greenpeace hier fährt, ist aber mehr als abenteuerlich in der Argumentation, wenig belastbar und völlig durchschaubar. Hat Greenpeace das nötig?

Greenpeace hat heute eine neue Recherche veröffentlicht. Darin werden die Testergebnisse aus Analysen von elf Gülleproben aus Schweineställen in Niedersachsen dargestellt. Das Ergebnis: In sieben der elf untersuchten Proben seien (multi-)resistente Keime nachgewiesen worden und in allen Proben fänden sich Rückstände von Antibiotika-Wirkstoffen. Laut Greenpeace seien die Gülleproben der Organisation im Mai und Juni 2020 zugespielt worden. Die Proben sollen aus Schweineställen in Cappeln, Lastrup, Vahren, Essen (Oldenburg) und weiteren Standorten im Nordwesten Niedersachsens stammen –  Regionen, die für ihre Veredlungswirtschaft bekannt sind und in denen entsprechend viel Gülle anfällt.

Greenpeace schreibt, man habe die Angaben zu Ort und Zeit geprüft, bevor ein Labor mit der Untersuchung beauftragt wurde. Auf welcher Grundlage die Stichprobe gezogen wurde und warum die Ergebnisse gerade jetzt veröffentlicht werden, bleibt das Geheimnis von Greenpeace.  Im Zuge der Veröffentlichung fordert Greenpeace, dass in landwirtschaftlichen Betrieben nur so viel Tiere gehalten werden, wie mit Futtermitteln von der eigenen Fläche ernährt werden können, und ein Verbot von Reserve-Antibiotika in der Tierhaltung. Statt Güllelager und Aufbereitungsanlagen zu fördern, sollten öffentliche Gelder in den Ab- und Umbau der Tierhaltung fließen, fordert Greenpeace.

Antibiotikaeinsatz um über 60 % reduziert

Und täglich grüßt das Murmeltier – in regelmäßigen Abständen wird mit Scheinstudien zum Antibiotikaeinsatz in der Schweinehaltung versucht, das Thema zu skandalisieren. So auch in der jetzigen Recherche von Greenpeace – der vorherige Versuch der Organisation war erst im April diesen Jahres. Ohne Frage, das Auftreten von Antibiotikaresistenzen ist ein sehr ernst zu nehmendes Thema. Deshalb muss mit dem Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung (übrigens auch in der Humanmedizin) verantwortungsvoll umgegangen werden – nach dem Motto: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.

Übrigens: Tierhalter sind zur medizinischen Versorgung ihrer Tiere gesetzlich verpflichtet. Fakt ist somit, dass kranke Tiere entsprechend behandelt werden müssen, alles andere wäre ein Verstoß gegen den Tierschutz. Die bundesweiten Kennzahlen, die jedes Jahr vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) veröffentlicht werden, zeigen, dass dies seitens der Schweinehalter und deren Tierärzten auch in beeindruckender Weise z.B. durch Hygienekonzepte und Impfprogramme zur Vermeidung von Krankheiten getan wird. Deshalb ist der Antibiotikaeinsatz in der Schweinehaltung in den letzten Jahren sehr deutlich zurückgegangen und hat sich nachhaltig auf einem niedrigen Niveau eingependelt. Die Abgabemenge von Antibiotika in der Tiermedizin hat sich in den letzten zehn Jahren um mehr als 60 % von über 1.700 t auf 670 t im Jahr 2019 reduziert – das sind wohlgemerkt amtliche Zahlen! Und auch bei den sensiblen Antibiotika zeigt sich der Rückgang.

ISN: Greenpeace agiert unsachlich, feige und durchschaubar

Wir wollen das Thema keineswegs verharmlosen, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Im Gegenteil: Wir bekennen uns schon seit Jahren zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika in der Tierhaltung. Und wir scheuen hier auch nicht die offene Diskussion. Die Zahlen sprechen ganz klar für das Engagement der Bauern.

Die Kampagne spricht aber wenig für Greenpeace! Das auf undurchsichtige Weise produzierte Datenmaterial ist wenig belastbar und der damit verfolgte Zweck ist völlig durchschaubar – Hier geht es doch gar nicht um die Resistenzen, sondern darum, ein Zerrbild von der Tierhaltung zu zeichnen. Es wird wirklich alles herangezogen, was irgendwie als Argument gegen die Tierhaltung taugt, kommentiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.

So schreibt Greenpeace: „… Zudem kann jeder Transport von Gülle, Tieren oder Futtermitteln zwischen schweinehaltenden Betrieben die Verbreitung von Seuchen wie der Afrikanischen Schweinepest beschleunigen. Die Bedrohung durch diesen hochwiderstandsfähigen Erreger ist mit dem Auffinden infizierter Wildschweine in Brandenburg und Sachsen seit September 2020 noch konkreter geworden. …“

Gleichzeitig gibt man sich aber wie gesagt ahnungslos, was die Art und Weise der Probenbeschaffung angeht. Woher wissen wir denn, dass eine Verschleppung der ASP nicht durch eine Greenpeace-Recherche bzw. im Rahmen der Produktion von angeblich zugespielten Bildern erfolgt ist? Hat man deswegen Angst, Ross und Reiter zu nennen? Wir finden es schlicht feige, wenn man sich hinter einer solchen Aussage versteckt, die Proben seien zugespielt worden, kritisiert Staack die heute veröffentlichte Greenpeace-Recherche weiter.

Greenpeace muss doch wohl klar sein, dass die Daten hinterfragt werden. Ein vor der Haustür abgestelltes Körbchen mit einer Hand voll Proben kann wohl kaum einer sicheren Probeentnahme entsprechen. Entweder Greenpeace sagt hier nicht die Wahrheit oder sie haben keine Sicherheit über die ‚Vorgeschichte‘ der Proben.  Die Qualität der Ergebnisse ist allein schon deshalb in Frage zu stellen – ohne auf den Probenumfang die wissenschaftlichen Standards und Untersuchungsmethodik näher einzugehen.

Schon im April wurde das Thema von Greenpeace aufgenommen, auch hier waren die 15 untersuchten Proben aus mehreren Bundesländern zugespielt worden. Liebes Greenpeace-Team, was soll so ein halbseidenes Versteckspiel? Habt Ihr das wirklich nötig? Aus unserer Sicht nicht! Schluss mit der Feigheit und her mit einer offenen Diskussion! fordert Staack die Greenpeace-Studienersteller auf.

Quelle: ISN