Patentiert für Lebensmittel- und Kosmetikindustrie: Ein Gel aus Apfelschalen mit antioxidativen Eigenschaften

Die Freie Universität Bozen hat ihr erstes Patent angemeldet: Aus Rückständen der Apfelverarbeitung hat die Forschungsgruppe von Prof. Matteo Scampicchio ein Wachs gewonnen, das unter bestimmten Bedingungen eine antioxidative Wirkung aufweist. Verwendbar ist es künftig als Ersatz für synthetische Inhaltsstoffe in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie.

Das erste Patent, das von der Freien Universität Bozen beim Ministerium für Wirtschaftsentwicklung angemeldet worden ist, hat das Forscherteam von Matteo Scampicchio in den Labors am NOI Techpark entwickelt. Scampicchio ist Professor für Lebensmitteltechnologie an der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik. Die Forscher*innen haben ein Oleogel mit antioxidativen Eigenschaften hergestellt, das sowohl von der Lebensmittelindustrie als natürlicher Ersatzstoff für synthetische Verbindungen als auch von der Kosmetikindustrie verwendet werden kann. Zudem könnte das Gel bei der Futtermittelherstellung für Haustiere zum Einsatz kommen (siehe Video).

„Vergangenes Jahr konnte die unibz mit Ontopic ihr erstes Spinoff-Unternehmen lancieren, dieses Jahr blicken wir auf unser erstes Patent. Als Präsidentin begrüße ich diese unternehmerische Ausrichtung sehr“, unterstreicht Präsidentin Prof. Ulrike Tappeiner.

Wie bei vergangenen Studien haben Matteo Scampicchio und sein Forscherteam neue Wertstoffe aus Rückständen gewonnen, die bei der Verarbeitung lokaler Produkte anfallen – Stoffe, die sonst entsorgt werden müssten und den Unternehmen Kosten verursachen. Ausgangspunkt der Entdeckung waren Apfelschalen, die als Verarbeitungsrückstand in der Südtiroler Lebensmittelindustrie zurückbleiben.

„Unsere Entdeckung ist das Ergebnis eines Zufalls“, erläutert Matteo Scampicchio. „Die Forscherin Giovanna Ferrentino hat geprüft, wie man antioxidative Verbindungen, so genannte Polyphenole, mit Hilfe von überkritischem CO2 aus Apfelschalen extrahieren kann. Nach dem Extraktionsvorgang verstopften stets Wachse den Zylinder, mit dem sie gearbeitet hatte. Bei der Analyse dieser Wachse stellten wir fest, dass sie ein beträchtliches Potenzial aufweisen.“ Durch die Zugabe von Ölen, die reich an ungesättigten Fettsäuren sind, wie etwa Leinöl, erhielt das Forschungsteam ein Gel, das Oxidationsprozesse verlangsamt. Eine Funktion, die sehr nützlich für die Lebensmittelproduktion ist, wo das Gel bisher verwendete chemische Antioxidantien wie BHT (Butylhydroxytoluol) und BHA (Butylhydroxyanisol) ersetzen kann. Dasselbe gilt für kosmetische Produkte, wo das Gel beispielsweise statt Propylgallat eingesetzt werden könnte.

Eine weitere Erkenntnis besteht darin, dass die von Wachs-Oleogelen erworbene antioxidative Wirkung in Abhängigkeit von der Abkühlungsgeschwindigkeit der Mischung zunimmt, die die ungesättigte Fettsäure-Matrix in flüssiger Form und das Wachs nach Erhitzen und Mischen enthält.

„Dass wir unser erstes Patent im Sinne der Nachhaltigkeit anmelden konnten, freut uns besonders“, betont Prof. Paolo Lugli. „Die Krisen in diesem Jahr haben die Bedeutung einer Kreislaufwirtschaft deutlicher denn je unterstrichen.“

Das in Italien angemeldete Patent bezieht sich sowohl auf das gewonnene Produkt, das Oleogel, als auch auf den Extraktionsprozess mittels überkritischem CO2: ein Vorgang ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt.

Derzeit prüfen die Forscher*innen der unibz in ihren Labors die Möglichkeit, Oleogel auch aus anderen Nebenprodukten verschiedener Getreidesorten, Sonnenblumenkernen, Traubenschalen, Olivenkernen, Sojabohnen oder Wachsplatten, die von Honigproduzenten verwendet werden, zu extrahieren.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Matteo Scampicchio matteo.scampicchio@unibz.it (Englisch, Italienisch)
Giovanna Ferrentino giovanna.ferrentino@unibz.it (Englisch, Italienisch)

Quelle: Vicky Rabensteiner Presse und Veranstaltungsmanagement
Freie Universität Bozen