Schweiz: Adipositas-Netzwerk diskutiert steigende Adipositas- und Diabetes-Fallzahlen und den Ansatz der multimodalen Therapie

Die Anzahl Menschen mit Adipositas und Diabetes nimmt weltweit und in der Schweiz stetig zu. Je höher der Adipositas-Grad, desto mehr Begleiterkrankungen entwickelt ein Patient.

Die Experten des Adipositas-Netzwerks klärten am kürzlich durchgeführten Webinar über das komplexe Krankheitsbild der morbiden Adipositas auf und waren sich einig: Bei schwerer Adipositas hilft nur eine multimodale Therapie.

Jede zehnte Person in der Schweiz ist adipös, rund eine halbe Million Menschen in der Schweiz ist von Diabetes betroffen. Dabei gilt Adipositas als eine der Hauptursachen für Diabetes. Adipositas und Diabetes führen zu zahlreichen Begleit- und Folgeerkrankungen, wie z.B. das Schlafapnoe-Syndrom, Herzkreislauf-Probleme, Gelenkbeschwerden, Inkontinenz, Depressionen oder Krebs.

Je höher der Adipositas-Grad, desto komplexer das Krankheitsbild des Patienten (morbider Patient). Mit Lebensstiländerungen allein können schwer adipöse Patienten die zur Genesung notwendige Gewichtsreduktion nicht erreichen. Ernährungs- und Verhaltensänderungen sind jedoch ein zwingender Bestandteil jedes Präventions- und Behandlungskonzeptes. Die bariatrische Chirurgie gilt heute als erfolgreichste Massnahme zur Therapie von Adipositas und Typ-2 Diabetes. An einem Webinar für Ärzte klärten die Experten des Adipositas-Netzwerks über das komplexe Krankheitsbild des morbiden Adipositas-Patienten und über die multimodale Therapie auf.

Prognose 2022: rund 100’000 Menschen in der Schweiz sind morbid adipös und haben Diabetes

Dr. med. Rainer Brydniak, Leitender Arzt der Klinik für Chirurgie und Orthopädie der Spitäler Schaffhausen und Experte des Adipositas-Netzwerks führte aus: «Nach Hochrechnungen der Zahlen des Bundesamtes für Statistik sind im Jahr 2022 in der Schweiz rund 100000 Menschen morbid adipös und leiden an Diabetes. Diese Patienten sind schwer krank. Ihnen hilft nur eine multimodale Therapie, bei der die Gewichtsreduktion im Fokus steht.»

Gewichtsreduktion durch Chirurgie ist beim morbiden Adipositas-Patient die einzige Option

«Durch konservative Therapien lassen sich bis zu 11 kg abnehmen, mit einer Magenbypass- oder einer Schlauchmagen-Operation sind es zwischen 30 – 76 kg.», erklärte PD Dr. med. Daniel M. Frey, Chefarzt und Departementsvorsteher der Chirurgie am GZO Spital Wetzikon und Experte des Adipositas-Netzwerks. «Für Patienten mit schwerer Adipositas ist eine Operation die einzige Chance, Gewicht zu reduzieren. Mit der Operation verschwindet zudem in ca. 80 Prozent der Fälle der Diabetes. Allerdings muss der Patient auf das Leben nach der Operation vorbereitet sein. Die konservativen Therapien bieten die dazu notwendige Unterstützung.», führte Daniel Frey weiter aus.

Konservative Behandlungsmethoden sind Bestandteil jeder Adipositas-Therapie

Bei einem BMI unter 35 werden zur Gewichtsreduktion konservative Therapiemethoden angewandt. Ab einem BMI von 35 wird eine Operation zur Gewichtsreduktion von der Krankenversicherung übernommen. Aber auch Patienten, die sich für einen chirurgischen Eingriff zum Abnehmen entscheiden, müssen ihre Ernährung und ihre Verhaltensweisen umstellen. Dominique Rémy, Ernährungsberaterin SVDE, erklärt: «Ernährungsberatung, Physiotherapie und körperzentrierte Psychotherapie können massgeblich zum Therapieerfolg beitragen. Auch die Begleitung durch den Hausarzt spielt für Adipositas-Patienten eine wichtige Rolle.»

Über Adipositas

Der Begriff «Adipositas» kommt aus dem Lateinischen und bedeutet starkes oder krankhaftes Übergewicht. Oft wird er auch mit «Fettleibigkeit» oder «Fettsucht» übersetzt. Von Adipositas spricht die Weltgesundheitsorganisation WHO ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30. Die Anzahl adipöser Menschen hat sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet Adipositas als grösstes chronisches Gesundheitsproblem überhaupt.

Über das Adipositas-Netzwerk

Das Adipositas-Netzwerk ist aus einer Kooperation der Spitäler Schaffhausen, des Kantonsspitals Winterthur und des GZO Spital Wetzikon entstanden. Es wurde 2015 gegründet und besteht seit 2019 als Verein. Im Adipositas-Netzwerk begleitet und behandelt ein interdisziplinäres Expertenteam adipöse Patienten von der Erstberatung über die Therapiewahl bis hin zur Nachsorge einer bariatrischen Operation. Gestärkt wird das Netzwerk durch die enge und koordinierte Zusammenarbeit mit Zuweisern und Partnern, die die Vision des Netzwerks teilen.

Weitere Informationen: adipositas-netzwerk.ch
Programm Adipositas-Webinar vom 19.11.2020: adipositas-netzwerk.ch/webinar

Referenzen: Bundesamt für Gesundheit 

Medienkontakt:
Susanne Thost, Leiterin Geschäftsstelle Verein Adipositas-Netzwerk
Tel. +41 (0) 79 356 23 84; kontakt@adipositas-netzwerk.ch

Quelle: Adipositas-Netzwerk, Schweiz