Giftigkeit von Gentechnik-Bt-Pflanzen zwanzig Mal höher als angenommen?

EFSA ignoriert jahrzehntelang entscheidende Daten der Firma Monsanto.

Daten von Monsanto belegen, dass Bt-Toxine, die in Gentechnik-Pflanzen produziert werden, eine wesentlich höhere Giftigkeit aufweisen als natürliche Bt-Toxine. Wie schon 1990 erstmals gezeigt wurde, kann durch eine Mischung der Toxine mit pflanzlichem Material aus Soja, Baumwolle oder Mais die Giftigkeit um das bis zu 20-fache steigen. Der Grund dafür sind Enzyme, die natürlicherweise im Pflanzengewebe vorhanden sind. Diese Befunde wurden von der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) nie berücksichtigt. Sie scheint die entsprechenden Publikationen übersehen zu haben. Bei der Prüfung der Risiken von Gentechnik-Pflanzen akzeptiert die EFSA nach wie vor regelmäßig Untersuchungen mit isolierten Bt-Toxinen, die von Bakterien produziert werden.

Testbiotech wurde auf die 30 Jahre alte Publikation in Zusammenhang mit neuen Anträgen auf Marktzulassungen gentechnisch veränderter Pflanzen aufmerksam. Zudem liegen weitere Publikationen vor, die die ursprünglichen Ergebnisse von Monsanto bestätigen.

Bt-Proteine, die natürlicherweise in Bodenbakterien zu finden sind, wurden bei Gentechnik-Pflanzen eingeführt, um diese giftig für bestimmte Insekten zu machen. Gleichzeitig produzieren Pflanzen wie Soja, Baumwolle oder Mais aber natürlicherweise auch Enzyme, die Protease-Inhibitoren (PI) genannt werden und den Abbau von Eiweißstoffen verhindern. Was bisher in der Risikoprüfung vollständig übersehen wurde: Bereits in geringen Mengen können PI die Giftigkeit der Bt-Toxine um ein Vielfaches erhöhen. Möglicherweise verstärken die PI die Giftigkeit der Bt-Proteine, indem sie deren Abbau hemmen. Die meisten der vorliegenden Ergebnisse beziehen sich auf Insekten. Es gibt aber deutliche Hinweise darauf, dass Bt-Toxine aus Gentechnik-Pflanzen auch im Darm von Säugetieren wesentlich länger überdauern, als ursprünglich erwartet wurde.

In der Folge kann die Toxizität und Immunwirkung von Bt-Giften, die in Pflanzen wie Mais, Baumwolle oder Soja produziert werden, wesentlich höher sein als die der natürlichen Bt-Gifte. Diese Probleme betreffen alle Bt-Pflanzen, die derzeit angebaut oder importiert werden, ebenso wie Mischungen dieser Pflanzen in Lebens- und Futtermitteln.

Besonders betroffen von diesem Problem sind Gentechnik-Pflanzen, die gleich mehrere dieser Bt-Toxine gleichzeitig produzieren und dabei hohe Gesamtkonzentrationen erreichen können (sogenannte ‚Stacked Events‘). Aber weder die EFSA noch die Industrie haben jemals auf die dadurch verursachten Risiken für Mensch und Umwelt hingewiesen oder diese genauer untersucht. So hat die EFSA bis heute keine empirischen Untersuchungen zur Gesamttoxizität von ‚Stacked Events‘ verlangt, obwohl diese bis zu sechs Bt-Toxine gleichzeitig produzieren.

Die EU steht derzeit kurz vor weiteren Importzulassungen von Gentechnik-Pflanzen. Es handelt sich um fünf Neuzulassungen von Mais und Soja, die Bt-Insektengifte produzieren und/oder gegen Herbizide resistent gemacht sind. Die Antragsteller sind Bayer (Monsanto) und Syngenta.

Der Umweltausschuss des EU-Parlaments hat bereits mehrere Resolutionen gegen die anstehenden Zulassungen verabschiedet. Diese sollen bis Mitte Dezember auch im Plenum des Parlamentes abgestimmt werden, haben für die EU-Kommission allerdings keine bindende Wirkung. Doch nach Auffassung von Testbiotech kann der neuerliche Nachweis von großen Lücken bei der Prüfung von Gentechnik-Pflanzen nicht länger ignoriert werden. Deswegen fordert Testbiotech einen Stopp der jetzt anstehenden Zulassungen sowie eine gründliche Überprüfung der bisherigen Zulassungspraxis.

Weitere Informationen:

Kontakt: Christoph Then, info@testbiotech.org, Tel 0151 54638040

Quelle: Testbiotech