Offener Brief an ärztliche Verbände und Standesorganisationen: COVID-19 und Ernährung

Sehr geehrte Damen und Herren Ärztinnen und Ärzte,

die Gefahr durch das neuartige Corona-Virus ist längst nicht gebannt, derzeit befinden wir uns mitten in der zweiten Infektionswelle. Wissenschaftler sind weltweit dabei, die Krankheit besser zu verstehen und Behandlungsansätze zu finden. Was sich herauskristallisiert:

  • Schwere COVID-19-Verläufe sind mit bestimmten Risikofaktoren assoziiert, neben dem Alter sind das ernährungs(mit)bedingte Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Leber- und Nierenerkrankungen.
  • Tatsächlich werden leichte bis schwere Verläufe von massiven Schluckstörungen, Appetitlosigkeit und häufig gastrointestinalen Symptomen begleitet, so dass im Verlauf der Krankheit nicht selten massive Gewichtsverluste und Mangelernährung auftreten – Risiken, die einer guten Prognose entgegenstehen.

Damit rückt die Ernährungstherapie als ein sehr wichtiger Baustein zur Vorbeugung schwerer Verläufe in den Fokus, ist aber auch ein wichtiges Element der Therapie, um die Genesung erkrankter Patienten voranzutreiben.

Zu keinem anderen Lebensstilfaktor ist ein solcher Zusammenhang bekannt. Hinzu kommt, dass die ernährungsassoziierte Risikokonstellation – anders als beispielsweise das Alter oder das Vorliegen von vielen Vorerkrankungen – proaktiv beeinflusst werden kann. Darüber hinaus bietet die aktuelle Situation gute Gründe und somit auch eine große Chance, Patient*innen zu einer Optimierung ihres Ernährungszustandes mit professioneller Unterstützung zu motivieren.

Dieses Potential wird nach unserer Wahrnehmung nach längst noch nicht ausreichend genutzt. Ärzt*innen, insbesondere niedergelassene Ärzt*innen spielen hierbei eine entscheidende Rolle, da Ernährungstherapie auf An- und Verordnung erfolgen muss, d. h. von den niedergelassen Ärzt*innen z. B. per Notwendigkeitsbescheinigung initiiert werden muss.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass Ernährungsberatung und –therapie auch unter Pandemiebedingungen in Form von Telefon- und Videoberatung sowie – sofern medizinisch begründet – in Form von physischen Beratungsterminen möglich ist.

Gerne möchten wir als die maßgeblichen Verbände der Leistungserbringer Ernährungstherapie mit Ihnen ins Gespräch kommen und gemeinsam überlegen, wie wir v. a. niedergelassene Ärzt*innen über die Möglichkeiten der Ernährungstherapie informieren können. Vielleicht wären Veröffentlichungen in den Verbandsmedien eine Option. Darin könnten wir z. B. darüber informieren, wer Ernährungstherapie anbietet, wie Patienten ggf. eine Bezuschussung von der Krankenkasse erhalten können und dass Ärzt*innen ohne Belastung ihres Budgets Notwendigkeitsbescheinigungen ausstellen können.

Hierzu verweisen wir auch auf die im gemeinsam mit der KBV erstellte und im Februar veröffentlichte Broschüre „Ernährung“ aus der KBV-Reihe PraxisWissen, die unter folgendem Link zum Download bereit steht: https://www.kbv.de/media/sp/PraxisWissen_Ernaehrung.pdf

Wir würden uns über gemeinsame Aktivitäten zum Wohle der Patienten sehr freuen und stehen für Rückfragen und Anregungen gerne unter vdoe@vdoe.de zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

#geradejetztgemeinsam
(Unter diesem Hashtag kommunizieren VDD, VDOE, VFED und QUETHEB, die maßgeblichen Verbände der Heilmittelerbringer Ernährungstherapie, gemeinsam.)

Uta Köpcke, Präsidentin VDD

Monika Bischoff, Vorstandsvorsitzende VDOE
Axel-Günther Hugot, 2. Vorsitzender VFED

Prof. Dr. med. Johannes Erdmann, Vorsitzender QUETHEB

Quelle: VDOE