Seit 10 Jahren: Netzwerk Gesund ins Leben stellt Weichen für gesundes Aufwachsen

Das Netzwerk Gesund ins Leben feierte 2020 seinen ersten runden Geburtstag.

Angesiedelt im Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) ist es eine Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), von dem es als IN FORM-Projekt gegründet wurde. Vor zehn Jahren startete es mit der Aufgabe, frühestmöglich die Weichen für ein gesundes Aufwachsen von Kindern zu stellen, und holte die wichtigen Berufsgruppen an einen Tisch, die Schwangere und Familien mit Babys aus allen sozialen Schichten begleiten: Hebammen, Frauen- sowie Kinder- und Jugendärztinnen und ‑ärzte. Bis dahin erreichte eine umfassende strukturierte Gesundheitsförderung Kinder erst später im Leben, etwa in Kita und Schule.

Fast 800.000 Geburten gibt es jährlich in Deutschland. Während der Familiengründung sind Eltern besonders offen für Lebensstiländerungen und Ernährungsthemen. „Eine große Chance, hier gemeinsam zu wirken“, sagt Maria Flothkötter, Leiterin des Netzwerks Gesund ins Leben. „Besonders freue ich mich, dass unsere Themen mittlerweile ganz oben auf der politischen Agenda angekommen sind!“ Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung hat 2018 erstmals den Fokus auf die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes bei der Förderung einer gesunden Ernährung festgeschrieben.

Viele Eltern kennen das: In der Schwangerschaft und mit Baby kommen von allen Seiten gut gemeinte Ratschläge. Die Schwiegermutter sagt dies, die Nachbarin das, der Freund würde es anders machen. Auch von Fachleuten kann es verschiedene Hinweise geben auf Fragen von jungen Eltern. Hier setzt die Aufklärungsarbeit des Netzwerks an mit eindeutigen, alltagspraktischen Informationen, damit Familien ihren Alltag selbstbestimmt und gut informiert gestalten können.

Einheitliche Handlungsempfehlungen geben Eltern Sicherheit

Herzstück der Netzwerkarbeit sind die nationalen Handlungsempfehlungen zu Ernährung, Bewegung und Lebensstil für die Zeit zwischen Kinderwunsch und Kleinkindalter. Alle Berufsgruppen, die hier Berührungspunkte haben, entwickeln als Netzwerk gemeinsam Maßnahmen, um die frühkindliche Ernährung und Gesundheit deutschlandweit zu verbessern: etwa Fortbildungen für Fachkräfte, Medien und weitere Kommunikationsangebote. Grundlage hierfür sind immer die Handlungsempfehlungen. Nur wenn alle beteiligten Akteur*innen mit den Inhalten einverstanden sind, werden sie festgeschrieben, veröffentlicht und aktualisiert. „Das ist einzigartig im europäischen Vergleich“, sagt Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). „Das Netzwerk leistet eine überragende koordinierende Arbeit und ich bin sehr stolz darauf, dass es heute ein fester Bestandteil unseres Bundeszentrums für Ernährung in der BLE ist.“

Vom Projekt zur dauerhaften Institution

Zunächst startete das Netzwerk als dreijähriges Projekt im Rahmen der Aktionspläne der Bundesregierung gegen Allergien und „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ – initiiert und finanziert vom BMEL. Eine zweite Phase lief anschließend bis 2015, bevor das Netzwerk als feste, dauerhafte Institution zunächst beim aid infodienst e. V. und später im BZfE eingerichtet wurde. Die einheitlichen Handlungsempfehlungen, erstmals veröffentlicht 2010, haben sich in den Fachkreisen als Beratungsstandard etabliert und geben Eltern und Fachkräften Sicherheit.

Vielfalt an Akteurinnen und Akteuren

Zahlreiche Akteur*innen wirken mit im Netzwerk Gesund ins Leben, neben den Berufsverbänden auch Ernährungs- und Stillberatende, ärztliche Praxen und Krankenhäuser, Familienberatungsstellen, wissenschaftliche Einrichtungen und Fachgesellschaften, Kommunen und die Netzwerke der Frühen Hilfen.

Flothkötter: „Die Beteiligung dieser Akteurinnen und Akteure ist fruchtbar und wichtig – vor allem, um mit einer einheitlichen Stimme zu sprechen. Der Weg dahin dauert manchmal – aber er ist immer geprägt von offenen Diskussionen und konstruktivem Austausch. Ich danke allen herzlich, die seit zehn Jahren diesen Weg mitgehen! Jede Familie in Deutschland soll bestmögliche Unterstützung erfahren. Wir nutzen die bestehenden Strukturen – etwa durch die üblichen Vorsorgeuntersuchungen bei Schwangeren, Babys und Kleinkindern – für die frühkindliche Gesundheitsförderung.“

International gedacht, national gemacht

Auch auf internationaler Ebene wirkt Gesund ins Leben in Forschungsprojekten und Bündnissen wie der European Public Health Nutrition Alliance (EPHNA) mit und lässt Erkenntnisse in die nationale Arbeit einfließen. So hat es Deutschland im EU-Projekt Early Interventions zur frühkindlichen Prävention vertreten und zwischen 2017 und 2019 mit der Universität Yale (USA) und der Nationalen Stillkommission das Forschungsprojekt Becoming Breastfeeding Friendly durchgeführt, das die Stillförderung in Deutschland systematisch unter die Lupe genommen hat. Auf Grundlage dieser Ergebnisse – Deutschland ist nur moderat stillfreundlich – hat das BMEL die Entwicklung einer Nationalen Stillstrategie auf den Weg gebracht, um die Bedingungen für das Stillen hierzulande zu verbessern. Teil dessen ist eine Kommunikationsstrategie zur Stillförderung, mit der das BMEL das Netzwerk Gesund ins Leben beauftragt hat. Deshalb steht das Thema Stillen derzeit ganz oben auf der Netzwerk-Agenda.

Meilensteine, einen Rückblick und mehr finden Sie hier.

Quelle: BLE