Öko-Lebensmittelhersteller zwischen Bio-Boom und politischer Rückwärtsrolle

Den Bio-Hunger stillen.

Die Corona-Pandemie hat den ohnehin steigenden Appetit der Deutschen auf Bio-Lebensmittel weiter angeregt. Bei der Vorstellung des Öko-Barometers 2020 spricht Ministerin Julia Klöckner von Rekordumsätzen und einer steigenden Anzahl von Bio-Gewohnheitskäufern. Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL) sieht diese Ergebnisse im Kontext politischer Entscheidungen als richtungsweisend.

Acht von zehn Befragten, meist jüngere Verbraucher*innen mit höherem Bildungsabschluss aus Großstädten oder dem ländlichen Raum kaufen vorzugsweise im Supermarkt Bio-Lebensmittel. Sie greifen am häufigsten zu Bio-Eiern, -Gemüse oder -Obst, und geben als Hauptbeweggründe artgerechte Tierhaltung, möglichst naturbelasse Lebensmittel und die Unterstützung regionaler Betriebe an. Sie informieren sich aus eigener Initiative und sehen beim Kauf von Bio-Produkten Aspekte, wie den Schutz von Umwelt, Klima und Tieren sowie faire Produktions- und Handelsbedingungen als Vorteile.

Corona verstärkt diese Tendenzen weiter: es wird mehr Zuhause selbstgekocht und häufiger regional sowie biologisch eingekauft, was viele der Befragten auch nach Ende der Pandemie beibehalten möchten. Die Nachfrage nach Bio wird weiter steigen. Soweit die zusammengefassten Ergebnisse des Öko-Barometers 2020. Diese stimmen mit den Erfahrungen der AöL-Unternehmen überein. Sie berichten von einer dynamischen Entwicklung des Absatzmarkts in 2020.

Der Anteil ökologischer Rohwaren, die von außerhalb der EU nach Deutschland importiert werden, ist jedoch noch immer hoch. Welche Rahmenbedingungen braucht die deutsche Öko-Landwirtschaft, um mit der seit Jahren dynamisch steigenden Nachfrage nach Bio Lebensmitteln schritthalten zu können?  Fragen, die auch in den jetzt vorliegenden Beschlüssen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nicht beantwortet werden. Um eine marktgerechte Produktion zu etablieren, muss die GAP so umgesetzt werden, dass diese die einheimische Bioproduktion viel deutlicher fördert.

„Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass sich die Menschen gerade in Krisensituationen, wie wir sie derzeit erleben ­­­­­verstärkt für Bio-Lebensmittel entscheiden. Beim Blick auf die GAP wird klar, dass die aktuell politisch Verantwortlichen die Wünsche der Bürger und damit der Gesellschaft nicht verstanden haben. Es bleibt zu hoffen, dass das zügig korrigiert wird.“, so Dr. Alexander Beck, geschäftsführender Vorstand der AöL.

AöL

Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL) repräsentiert die Interessen der verarbeitenden Lebensmittelindustrie im deutschsprachigen europäischen Raum. Das Aufgabengebiet der AöL umfasst die politische Interessensvertretung sowie die Förderung von Austausch und Kooperation unter den Mitgliedern. Die über 120 AöL-Unternehmen, von klein- und mittelständischen bis hin zu international tätigen Betrieben, erwirtschaften einen Umsatz von über 4 Milliarden Euro. Die AöL ist in sämtlichen Belangen der ökologischen Lebensmittelverarbeitung Gesprächspartner für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien.

Quelle:  Aöl