Zum Schutz vor Infektionen in der Schwangerschaft Fisch immer erhitzen

Fisch
Foto: Dieny Portinanni on Unsplash

Lieber keinen geräucherten oder gebeizten Fisch zum Fest.

Infektionen mit Listerien, sogenannte Listeriosen, sind meldepflichtig. Die Bakterien finden sich in der Natur auf Pflanzen und in der Erde und im Wasser, im Fleisch von Tieren und Fischen und zum Beispiel im Tierkot. Sie werden beim Melken, beim Schlachten oder drch eine Kontamination über die Umwelt auf den Menschen übertragen.

Listerien* in Nahrungsmitteln verursachen bei Erwachsenen meist keine schweren Erkrankung, sondern nur gelegentlich eine kurze, heftige Magen-Darm-Reaktion und leichtes Fieber. Sie können bei Schwangeren jedoch durch die Plazenta zum ungeborenen Baby gelangen. Wird das Baby infiziert, kann es zu schweren Entzündungen im Gehirn und in anderen Organen kommen, da das Immunsystem des Ungeborenen Keime noch nicht abwehren kann. Nicht immer überlebt das Kind diese Infektion, und oft bleiben dauerhafte Schädigungen.

Die gute Nachricht Nummer Eins ist folgende: da Listerien weit verbreitet sind, haben fast alle Frauen vor dem Eintritt einer Schwangerschaft schon eine Immunität entwickelt, so dass eine Infektion des ungeborenen Babys durch die körpereigenen Antikörper verhindert werden kann.

Und die gute Nachricht Nummer Zwei: Listerien können sich zwar sogar bei Kühlschranktemperatur vermehren. Aber sie vertragen keine Hitze. Eine Erwärmung auf 70 Grad tötet die Keime in Lebensmitteln ab.

Vor wenigen Tagen hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Gesamtergebnisse des Jahres 2019 zu Lebensmittelverkeimungen aus tierischen Quellen (Zoonose-Monitoring) vorgestellt. Einer der Schwerpunkte in dem Bericht betraf Listerien, die vor allem in Fisch, aber auch in Milch- und Fleischprodukten und auf verzehrsfertig zubereiteten Salaten und Obst häufiger auftreten als allgemein bekannt ist:

Jedes zehnte Lebensmittel aus Rohmilch und sogar jeder dritte importierte Fisch aus einer Aquakultur – erwähnt wurden in dem Monitoring vor allem Tilapia und Pangasius – ist mit Listerien* kontaminiert. Listerien sind gegenüber Räuchern, Einsalzen und Beizen leider unempfindlich: jede sechste Probe von kalt geräuchertem oder gebeiztem Fisch („Graved Lachs“) enthält die krankmachenden Bakterien, so das Ergebnis aus der Lebensmittelüberwachung in Deutschland in den Jahren 2007 bis 2017. Immer wieder kommt es deshalb nach Lebensmittelkontrollen zu Rückruf-Aktionen im Handel. Nur Erhitzen oder das Einlegen in starker Essigsäure kann die Keime sicher vernichten; Tiefgefrieren hemmt nur vorübergehend ihr Wachstum, tötet sie aber nicht ab.

Auch Tiefgefrieren tötet die Keime nicht ab

Während der Kontakt mit Listerien weit verbreitet ist, werden Listerien Infektionen in Deutschland bisher noch sehr selten diagnostiziert; die Zahlen nehmen aber kontinuierlich zu. „Auf der sicheren Seite ist eine schwangere Frau nur, wenn sie während der Schwangerschaft komplett auf Fische und Meeresfrüchte verzichtet, die nicht erhitzt wurden und auch sonst alle Quellen einer Infektion sorgfältig vermeidet“, so fasst Dr. med. Christian Albring zusammen, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. „Die meisten Frauen wissen, dass sie keine Produkte aus Rohmilch essen dürfen und auch kein rohes Fleisch wie etwa Mett oder Salami, auch wegen der Gefahr, dass sie selbst und das Kind sich mit der gefährlichen Toxoplasmose infizieren könnten.

Listerien-Infektionen durch Fisch und andere Lebensmittel werden bisher jedoch zu wenig beachtet, obwohl sie das ungeborene Baby schwer schädigen können. Andererseits ist Fisch während der Schwangerschaft ein wichtiges Lebensmittel als Lieferant von Jod und Omega Fettsäuren. Er sollte jedoch immer gründlich durchhitzt werden.“ Da die Diagnose meist erst spät gestellt wird und so die Behandlung mit Antibiotika nicht immer rechtzeitig erfolgt, ist Vorbeugung die wichtigste Maßnahme, um das ungeborene Kind vor dieser gefährlichen Infektion zu schützen.

*) Hier ist immer der Keim Listeria monocytogenes gemeint

Quelle: BVF