Bio in Europa weiterhin auf Wachstumskurs

Biomarkt beläuft sich auf 45 Milliarden Euro.

Der Biomarkt in Europa wächst weiter; er legte 2019 um weitere 8 Prozent auf 45,0 Milliarden Euro zu. Manche Märkte verzeichneten zweistellige Wachstumsraten. Anlässlich der diesjährigen digitalen Ausgabe der BIOFACH, der Weltleitmesse für Biolebensmittel, stellen das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft AMI und Partner die Auswertung der Zahlen des europäischen Biosektors vor. Die Daten werden am 17. Februar von 17 bis 18 Uhr am BIOFACH eSPECIAL präsentiert (Livestream 5).

Auch im Jahr 2019 verzeichnete der europäische Biosektor ein starkes Flächen- und Marktwachstum.

16,5 Millionen Hektar Fläche wurden biologisch bewirtschaftet, in der Europäischen Union 14,6 Millionen Hektar. Mit fast 2,4 Millionen Hektar ist Spanien nach wie vor das Land mit der grössten Biofläche in Europa, gefolgt von Frankreich (2,2 Millionen Hektar) und Italien (2,0 Millionen Hektar).

Biolandwirtschaftsfläche um fast eine Million Hektar ausgeweitet

Die Biofläche nahm in Europa um über 0,9 Millionen Hektar und in der Europäischen Union um über 0,8 Millionen Hektar zu, was einem Zuwachs von jeweils 5,9 Prozent entspricht. Das Wachstum im Jahr 2019 war somit langsamer als im Jahr zuvor, aber dennoch höher als zu Beginn der 2010er Jahre. Im Jahr 2019 kamen in Frankreich fast 206’000 Hektar Biofläche hinzu, in der Ukraine fast 159’000 Hektar und in Spanien mehr als 108’000 Hektar.

Liechtenstein hat den höchsten Bioanteil weltweit

Die Biofläche machte 2019 in Europa 3,3 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche und in der Europäischen Union 8,1 Prozent aus. In Europa (und weltweit) wies Liechtenstein mit 41,0 Prozent den höchsten Bioanteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf, gefolgt von Österreich, dem Land in der Europäischen Union mit dem höchsten Bioanteil (26,1 Prozent). Zwölf europäische Länder gaben an, dass mindestens zehn Prozent ihrer Landwirtschaftsfläche biologisch bewirtschaftet werden.

Fast 430‘000 Bioproduzent*innen

In Europa gab es fast 430’000 Bioproduzent*innen und in der Europäischen Union über 343’000. Die Türkei ist das Land mit den meisten Betrieben (74‘545), gefolgt von Italien (70’561). Die Anzahl der Produzent*innen in Europa wuchs 2019 um 2,8 Prozent und um 5,0 Prozent in der Europäischen Union.

Weitergehendes Wachstum bei Verarbeitungsbetrieben und Importeuren

Es gab fast 82’000 Bioverarbeitungsbetriebe in Europa und über 78’000 in der Europäischen Union. Über 6’500 Importeure wurden in Europa gezählt und fast 5’800 in der Europäischen Union. Das Land mit der grössten Anzahl an Bioverarbeitungsbetrieben war Italien (fast 22’000), während Deutschland die meisten Importeure aufwies (über 1’800).

Einzelhandelsumsätze von 45,0 Milliarden Euro

Die Einzelhandelsumsätze in Europa beliefen sich auf 45,0 Milliarden Euro und 41,4 Milliarden Euro in der Europäischen Union. Die Europäische Union ist nach den Vereinigten Staaten (44,7 Milliarden Euro) der zweitgrösste Binnenmarkt für Bioprodukte. Das europäische Land mit dem grössten Biomarkt ist Deutschland (12,0 Milliarden Euro).

Stetiges Wachstum beim Einzelhandelsumsatz

Der europäische Markt verzeichnete 2019 ein Wachstum von 8,0 Prozent. Das grösste Wachstum wurde in Frankreich (13,4 Prozent) verzeichnet. Im Jahrzehnt 2010-2019 hat sich der Einzelhandelsumsatz in Europa und der Europäischen Union mehr als verdoppelt.

Europäische Verbraucher*innen geben mehr für biologische Lebensmittel aus

In Europa gaben die Verbraucher*innen 2019 pro Person 56 Euro für Biolebensmittel aus, in der Europäischen Union 84 Euro. Die Pro-Kopf-Verbraucherausgaben für Biolebensmittel haben sich zwischen 2010 und 2019 verdoppelt. 2019 gaben die Dän*innen und die Schweizer*innen am meisten für Biolebensmittel aus (344 und 338 Euro pro Kopf).

Dänemark hat mit 12,1 Prozent den höchsten Biomarktanteil weltweit

In den europäischen Ländern erreichen die Bioumsätze einen hohen Anteil am jeweiligen Gesamtmarkt. Dänemark hat mit 12,1 Prozent den höchsten Bioanteil weltweit, gefolgt von der Schweiz mit einem Bioanteil von 10,4 Prozent und Österreich mit einem Bioanteil von 9,3 Prozent.

Die Zahlen von 2019 zeigen laut Helga Willer, die am FiBL zuständig für die Datensammlung ist, ein erfreuliches Wachstum der Biofläche und des Biomarktes. „Dennoch wird die Biofläche in den nächsten Jahren weiterwachsen müssen, wenn wir das von der Europäischen Kommission gesetzte Ziel eines Bioflächenanteils von 25 Prozent bis 2030 erreichen wollen.“

Eduardo Cuoco, Direktor von IFOAM Organics Europe, sagt dazu: „Die Daten zeigen das Potenzial des europäischen Ökomarktes, dieses Ziel zu erreichen, welches in den beiden EU-Strategien Biodiversität und Farm-to-Fork (Vom-Hof-auf-den-Tisch-Strategie) vorgelegt wurde. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht der Biosektor politische Unterstützung auf allen Ebenen. Dazu gehören ein guter gesetzlicher Rahmen und eine angemessene Unterstützung im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik – mit klarer Unterstützung für den ökologischen Landbau in den nationalen strategischen Massnahmenplänen. Ausserdem ist ein starker europäischer Öko-Aktionsplan mit konkreten Massnahmen zur Unterstützung der Umstellung und der Marktentwicklung notwendig. Wir werden eng mit allen Akteuren zusammenarbeiten, um Instrumente zur Messung und Unterstützung des Wachstums zu entwickeln.“

AMI-Marktanalystin Diana Schaack ergänzt: „Wir sind schon gespannt auf die konsolidierten Marktzahlen für 2020. Letztes Jahr ist der Biomarkt aufgrund der Pandemie in vielen Ländern stärker gewachsen als zuvor. Falls sich dieser positive Trend fortsetzt, müssen Produktion und Verarbeitung nachziehen. Die Farm-to-fork-Strategie der Europäischen Union kann diese Entwicklung mit ihren Massnahmen unterstützen.“

Datensammlung zum Biolandbau in Europa

Die Erhebung zum biologischen Landbau in Europa wird von FiBL und AMI durchgeführt. Die Datensammlung des FiBL erfolgt im Rahmen der globalen Erhebung zum biologischen Landbau, welche vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, dem Internationalen Handelszentrum ITC, dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit, der NürnbergMesse und IFOAM – Organics International unterstützt wird.

Weitere Informationen

Quelle: FiBL