Power fürs Immunsystem im Kampf gegen Erkältungsviren

Besonders in der kalten Jahreszeit haben Erkältungsviren Hochsaison. Denn die kalte und trockene Luft macht Viren stabiler und begünstigt deren Verbreitung.

Hinzu kommt: Trockene Heizungsluft macht die Atemwege anfälliger für Infektionen. Durch den vermehrten Aufenthalt in schlecht oder nicht belüfteten Räumen steigt zudem das Ansteckungsrisiko. Eine ausreichende Versorgung mit immunrelevanten Mikronährstoffen, wie Vitamin C, D, Zink und Selen, hält das Abwehrsystem leistungsfähig und ist wichtig für die Prävention und Therapie von viralen Atemwegserkrankungen. Epidemiologische Studien deuten auf Versorgungslücken mit diesen Mikronährstoffen hin.

Reduzierte Immunität bei Hypovitaminose C

Vitamin C ist nicht nur ein wirkungsvolles Antioxidans und schützt den Körper als solches vor oxidativem Umweltstress, sondern ist auch für die adaptive und erworbene Immunität von großer Bedeutung. So steigert Vitamin C etwa die Phagozytoseaktivität und die Bewegung der Phagozyten an den Ort der Infektion (Chemotaxis). Phagozyten sind eine Gruppe von weißen Blutkörperchen, deren Hauptaufgabe darin besteht, Fremdpartikel wie Viren oder Bakterien aufzunehmen und zu zerstören. Das Vitamin regt außerdem die Reifung und Proliferation von Lymphozyten an – eine weitere Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die für die spezifische Immunabwehr verantwortlich ist [1].

Ein Vitamin-C-Mangel wird mit einer reduzierten Immunität und einer höheren Anfälligkeit für Infektionen in Verbindung gebracht [1]. Auch das Risiko für oxidative Membranschäden und übermäßige Entzündungsreaktionen ist erhöht [2]. Durch eine tägliche Aufnahme von 100 bis 200 Milligramm wird eine weitgehende Sättigung des Blutplasmas und immunkompetenter Zellen erreicht, wodurch sowohl respiratorische als auch systemische Infektionen besser verhindert werden können [1]. Um diese Dosen zu erreichen, muss ein gesunder Mensch täglich etwa fünf Portionen Obst und Gemüse verzehren oder 200 Milligramm Vitamin C supplementieren [3].

Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass Hypovitaminose C in der westlichen Gesellschaft immer noch häufig vorkommt. Gründe dafür sind eine reduzierte Aufnahme in Kombination mit begrenzten Körperspeichern. Ein erhöhter Bedarf entsteht durch Umweltverschmutzung und Rauchen sowie durch die Bekämpfung von Infektionen und Krankheiten mit oxidativen und entzündlichen Komponenten, beispielsweise Typ-2-Diabetes [1].

Selen: Oxidativer Schutzschild

Selen ist ein essenzielles Spurenelement, das als funktioneller Bestandteil einer ganzen Reihe von Proteinen an einer Vielzahl von Körperprozessen beteiligt ist. Der Mineralstoff trägt mit dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur normalen Funktion des Immunsystems. Dementsprechend schwächt ein Selenmangel im Allgemeinen die Immunfunktion und reduziert damit die Chance des Körpers, mit viralen Atemwegserkrankungen fertigzuwerden. Bei einem Selenmangel können Viren sich schneller im Körper vermehren und ausbreiten, was im Ernstfall schwere Krankheitsverläufe zur Folge haben kann [4,5].

Die durchschnittliche Selenaufnahme in Deutschland liegt bei 38 Mikrogramm für Frauen und 47 Mikrogramm für Männer, also weit unterhalb der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die eine Tagesdosis von 60 Mikrogram für Frauen und 70 Mikrogramm für Männer empfiehlt [6].

In einer klinischen Studie führte die Aufnahme von täglich 297 Mikrogramm Selen über selenreiche Lebensmittel und eine Dauer von etwa drei Monaten zu einer nachweislichen Verbesserung verschiedener Aspekte der Immunfunktion beim Menschen [7].

In höheren Dosen kann Selen jedoch auch toxisch wirken. 300 Mikrogramm Selen pro Tag ist laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ohne Risiko für schädliche Nebenwirkungen für Erwachsene. Die meisten Nahrungsergänzungsmittel enthalten maximal 200 Mikrogramm (Gesamtmenge pro Tag). „Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass in Europa negative Effekte durch die Einnahme von Präparaten auftreten, wenn sie vorschriftsmäßig eingenommen werden“, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) [8].

Antivirale Wirkung von Zink

Wichtig für ein gut funktionierendes Immunsystem ist auch eine adäquate Zinkhomöostase. Sowohl ein Zinkmangel als auch ein Zinküberschuss führen zu einer Fehlfunktion des adaptiven und angeborenen Immunsystems, und begünstigt somit die Entwicklung zahlreicher Immunkrankheiten. So ist bei einem Zinkmangel die Aktivität verschiedener Immunzellen stark beeinträchtigt. Die Folge ist eine allgemeine Abwehrschwäche, die mit einer erhöhten Anfälligkeit für virale und auch allergisch bedingte Erkrankungen einhergeht [3]. Ein solcher Mangel kommt insbesondere in Entwicklungsländern sehr häufig vor, ist aber auch hierzulande nicht selten. Vor allem ältere Menschen – nahezu 30 Prozent – sind von Zinkmangel betroffen. Neben diesen zählen aber auch Vegetarier oder Veganer zur Risikogruppe [9].

Außerdem scheint Zink eine direkt antivirale Wirkung gegen eine Reihe von viralen Spezies zu besitzen, so auch gegen Coronaviren: unter anderem hemmt das Spurenelement die Anheftung des Virus an die Zelloberfläche einer Wirtszelle und dessen Vermehrungsfähigkeit (virale Replikation) [10].

Eine Studie untersuchte die Wirkung einer täglichen, über ein Jahr andauernden Supplementierung von 45 Milligramm Zink an älteren Probanden im Alter von 55 bis 87 Jahren. Das Ergebnis: Die Häufigkeit von Infekten reduzierte sich signifikant. Während sich lediglich 29 Prozent der Verum-Gruppe infizierten, waren es in der Vergleichsgruppe mit Placebo-Präparat 88 Prozent. Auch das oxidative Stresslevel sank durch die Gabe von Zink [11].

Vitamin D hemmt virale Vermehrungsrate

Ein weiterer Mikronährstoff, der eine bedeutende Rolle für die Immunfunktion einnimmt, ist das Vitamin D. Das Sonnenvitamin regt die Bildung von antimikrobiellen Peptiden an, welche die Vermehrungsrate der Viren senken können. Ferner mindert es überschüssige Entzündungsreaktionen [12].

In der Regel bildet der Körper in der Haut 80 bis 90 Prozent des Vitamins selbst – mithilfe von UV-B-Strahlung. Wer viel Zeit in Innenräumen verbringt, bekommt wenig Sonnenlicht ab – das kann zu Vitamin-D-Mangel führen. Zudem nehmen die Intensität und Dauer von adäquater Strahlung im Winter ab und die körpereigene Vitamin-D-Bildung findet nur noch begrenzt statt. Daher kann es insbesondere in der dunklen Jahreszeit zu niedrigen Vitamin-D-Spiegeln kommen. In einer Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurde bei rund 7.000 Teilnehmern die Vitamin-D-Versorgung gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass der Vitamin-D-Status von Erwachsenen in Deutschland nicht optimal ist und zudem starken saisonalen Schwankungen unterliegt. Während beispielsweise im Sommer 8,3 Prozent der Erwachsenen einen mangelhaften Vitamin-D-Status aufweisen, sind es im Winter 52 Prozent [13].

Fazit

Mikronährstoffe beeinflussen verschiedene Stoffwechselbereiche, die unmittelbar mit den Immunfunktionen zusammenhängen. Entsprechend führen nutritive Defizite zu einer eingeschränkten Immunkompetenz. Umso wichtiger ist es, eine adäquate Versorgung mit immunrelevanten Mikronährstoffen sicherzustellen, um gegen Krankheitserreger besser gewappnet zu sein.

[1] Carr AC, Maggini S. Vitamin C and Immune Function. Nutrients. 2017;9(11):1211. Published 2017 Nov 3. doi:10.3390/nu9111211

[2] Hemilä H. Vitamin C and SARS coronavirus. J Antimicrob Chemother. 2003;52(6):1049-1050. doi:10.1093/jac/dkh002

[3] Gröber, U., Holzhauer, P., & Kisters, K. (2020). Immunrelevante Mikronährstoffe bei viralen Atemwegsinfektionen. Deutsche Zeitschrift Für Onkologie, 52(02), 51–56. doi:10.1055/a-1162-2469

[4] Guillin OM, Vindry C, Ohlmann T, Chavatte L. Selenium, Selenoproteins and Viral Infection. Nutrients. 2019;11(9):2101. Published 2019 Sep 4. doi:10.3390/nu11092101

[5] Steinbrenner H, Al-Quraishy S, Dkhil MA, Wunderlich F, Sies H. Dietary selenium in adjuvant therapy of viral and bacterial infections. Adv Nutr. 2015;6(1):73-82. Published 2015 Jan 15. doi:10.3945/an.114.007575

[6] Schweizer U, Köhrle J, Schweizer S. Supplementieren oder nicht? Das Spurenelement Selen. Perspectives in Medicine. 2014;2(1-4):72-78. https://doi.org/10.1016/j.permed.2013.11.001

[7] Hawkes WC, Kelley DS, Taylor PC. The effects of dietary selenium on the immune system in healthy men. Biol Trace Elem Res. 2001;81(3):189-213. doi:10.1385/BTER:81:3:189

[8] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Selen, Stand: 2015 (abgerufen am 05.01.2020)

[9] Wessels I, Maywald M, Rink L. Zinc as a Gatekeeper of Immune Function. Nutrients. 2017;9(12):1286. Published 2017 Nov 25. doi:10.3390/nu9121286

[10] Read SA, Obeid S, Ahlenstiel C, Ahlenstiel G. The Role of Zinc in Antiviral Immunity. Adv Nutr. 2019;10(4):696-710. doi:10.1093/advances/nmz013; te Velthuis AJ, van den Worm SH, Sims AC, Baric RS, Snijder EJ, van Hemert MJ. Zn(2+) inhibits coronavirus and arterivirus RNA polymerase activity in vitro and zinc ionophores block the replication of these viruses in cell culture. PLoS Pathog. 2010;6(11):e1001176. Published 2010 Nov 4. doi:10.1371/journal.ppat.1001176

[11] Prasad AS, Beck FW, Bao B, et al. Zinc supplementation decreases incidence of infections in the elderly: effect of zinc on generation of cytokines and oxidative stress. Am J Clin Nutr. 2007;85(3):837-844. doi:10.1093/ajcn/85.3.837

[12] Grant WB, Lahore H, McDonnell SL, et al. Evidence that Vitamin D Supplementation Could Reduce Risk of Influenza and COVID-19 Infections and Deaths. Nutrients. 2020;12(4):988. Published 2020 Apr 2. doi:10.3390/nu12040988

[13] Rabenberg M, Mensink G. Vitamin-D-Status in Deutschland. Journal of Health Monitoring. 2016 1(2). doi:10.17886/RKI-GBE-2016-036

Quelle: GIVE e.V.