Über welche Aufmachung bei Lebensmittel ärgern sich Verbraucherinnen und Verbraucher am meisten?
Dazu befragt das Portal Lebensmittel-Check.at des österreichischen Vereins für Konsumenteninformation (VKI) regelmäßig seine Leserinnen und Leser und kürt die „KONSUM-Ente des Jahres“. Für das Jahr 2020 wählten die 6000 Teilnehmenden das Tiefkühlgemüse „Iglo-Broccoli“ auf Platz eins. Sie ärgerten sich über die widersprüchlichen Herkunftsangaben auf der Homepage.
Herkunft: Aus dem Marchfeld – oder doch aus Ecuador?
Iglo bewirbt seine Gemüseprodukte auf der Homepage als „Erntefrisches Gemüse aus dem Marchfeld“. Die Region liegt östlich von Wien und gilt traditionell als Gemüselieferant Österreichs. Die Herkunftsangabe ist auch auf zahlreichen Iglo-Tiefkühlprodukten zu finden. Auf der Verpackung des tiefgekühlten Brokkolis ist zwar nur der Hinweis „Erntefrisch vom Feld tiefgefroren“ aufgedruckt. Doch erst ein Blick ins Kleingedruckte offenbart die tatsächliche Herkunft aus Ecuador.
Auch wenn Iglo die Herkunft auf der Verpackung korrekt ausgezeichnet habe, sei die Erwartungshaltung vieler Konsumentinnen und Konsumenten vor dem Hintergrund der Markenwerbung des Unternehmens ganz klar eine andere, erklärt der VKI. Nach Angaben des Konsumentenvereins zeigen die Anfragen an das Portal Lebensmittel-Check des vergangenen Jahres, dass die Frage der regionalen Herkunft von Lebensmitteln wesentlich an Bedeutung gewinne.
Chips in der Mogelpackung und „Thunfisch Natur“ mit Aromazusätzen
Auf Platz zwei der Abstimmung landete eine klassische „Mogelpackung“: Die Verpackung von Kelly’s „Pom-Bär“ wird mit einem Luftpolster verkauft, ist aber nur etwa zur Hälfte gefüllt, was von außen kaum zu erkennen ist. Darüber ärgerten sich zahlreiche Konsumentinnen und Konsumenten und wählten das Produkt auf Platz zwei.
Ebenfalls für Unmut sorgte der „Thunfisch Natur“ von Rio Mare. Dass dem Produkt laut Zutatenliste Sellerie- und Zwiebelaroma zugesetzt wurde, empfanden viele Teilnehmende als unangenehme Überraschung. Die Verbraucherinnen und Verbraucher gingen bei der Bezeichnung wohl davon aus, ungewürzten Thunfisch in eigener Lake zu erhalten, erklärte der VKI den Ärger – er sorgte für den dritten Platz im Ranking.
Bio-Suppe mit Palmfett und Fruchtgummi mit abführender Wirkung
Auf Platz drei der Abstimmung landete die „Klare Suppe aus kontrolliert biologischem Anbau“ von Vollkraft. Der Anbieter wirbt auf der Packung mit dem Hinweis „nach Hildegard von Bingen“. Umso mehr überraschte es Konsumentinnen und Konsumenten, dass sich an zweiter Stelle der Zutatenliste Palmfett als eine der Hauptzutaten fand. Es dürfe zu Recht bezweifelt werden, dass diese Zutat vor rund 1.000 Jahren in mittelalterlichen Klöstern gebräuchlich war, so der VKI.
Für Ärger sorgte auch die Verpackung der zuckerfreien Fruchtgummi-Häschen „Beauty Sweeties“, die in großer Schrift mit Hinweisen wie „zuckerfrei“ und „vegan“ wirbt. Wesentlich kleiner gehalten wurde dagegen die Angabe „Naschen in Maßen – kann bei übermäßigem Verzehr (ab ca. 5 Häschen) abführend wirken.“ Der Grund dafür: Den Häschen wurden als Zuckerersatz mehrwertige Alkohole zugesetzt, die besagte Wirkung entfalten können.
Weitere Ergebnisse der Abstimmung sowie die Stellungnahmen betroffener Unternehmen gibt es auf lebensmittel-check.at.