Mehr als 270 europäische Wissenschaftler*innen fordern EU-weite Einführung des Nutri-Score

273 namhafte europäische Wissenschaftler*innen sowie 26 medizinische Fachverbände haben die Europäische Kommission dazu aufgefordert, den Nutri-Score verbindlich in Europa einzuführen.

Die Expert*innen aus den Fachbereichen Ernährung, öffentliche Gesundheit und Medizin warnten am Dienstag vor den Bemühungen der Lebensmittellobby und einiger EU-Mitgliedstaaten, eine verpflichtende Ampel-Kennzeichnung auf europäischer Ebene zu verhindern. Die Verbraucherorganisation foodwatch begrüßte die Initiative der Wissenschaftler*innen: „Der Nutri-Score ist unter Beschuss: Die Hersteller unausgewogener Lebensmittel versuchen die verbraucherfreundliche Ampelkennzeichnung mit aller Macht zu verhindern. Die EU-Kommission muss beweisen, dass sie den Kampf gegen Fehlernährung ernst nimmt und den Nutri-Score verpflichtend in ganz Europa einführen“, sagte Luise Molling von foodwatch.

Deutschland hat den Nutri-Score im Herbst vergangenen Jahres eingeführt, auch die Regierungen von Frankreich, Belgien, Spanien, Luxemburg und den Niederlanden haben sich für die Nährwertampel entschieden. Weil eine gesetzliche Verpflichtung allein auf nationaler Ebene nach europäischem Recht nicht möglich ist, bleibt die Kennzeichnung jedoch rein freiwillig. Die EU-Kommission will bis Ende 2022 ein verpflichtendes Nährwertkennzeichnungsmodell vorschlagen.

Wissenschaftler*innen und Fachgesellschaften aus 31 europäischen Ländern unterzeichneten den Appell. Aus Deutschland beteiligten sich unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Prof. Dr. Monika Kellerer, sowie der Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin, Prof. Dr. Hans Hauner.

Die Wissenschaftler*innen warnten vor dem Einfluss von Lobbyinteressen auf die Nährwertkennzeichnung: Der Nutri-Score sei immer wieder Ziel unbegründeter Angriffe mit der Absicht, die Ampel zu diskreditieren und zu verhindern. Die Entscheidung für ein Modell müsse einzig und allein auf Basis unabhängiger wissenschaftlicher Expertise getroffen werden. Hier überzeuge der Nutri-Score wie kein anderes Modell: So sei er das einzige Nährwertlabel in Europa, das seine Wirksamkeit in zahlreichen peer-reviewten Studien unter Beweis gestellt habe, heißt es in dem Aufruf.

Der ursprünglich von französischen Wissenschaftler*innen entwickelte Nutri-Score bezieht neben dem Gehalt an Zucker, Fett und Salz empfehlenswerte Bestandteile wie Ballaststoffe und bestimmte Proteine in die Bewertung ein. Er gibt einen einzigen Wert für das jeweilige Lebensmittel an – auf einer fünfstufigen Skala von „A“ auf dunkelgrünem Feld für die günstigste Bilanz über ein gelbes „C“ bis zum roten „E“ für die ungünstigste. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass der Nutri-Score die verständlichste Form der Nährwertkennzeichnung ist und Verbraucherinnen und Verbrauchern zu gesünderen Produkten greifen lässt.

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Quelle: foodwatch