Menschen mit Übergewicht und Diabetes Typ 2 benötigen individualisierte Ernährungsberatung

Tag der gesunden Ernährung am 7. März.

Etwa acht Millionen Menschen hierzulande sind an Diabetes mellitus erkrankt, inklusive einer Dunkelziffer von noch nicht diagnostizierten zwei Millionen Betroffenen. Die meisten von ihnen leben mit Diabetes Typ 2. Als hohe Risikofaktoren für die Entwicklung der chronischen Stoffwechselerkrankung gelten Bewegungsmangel und Übergewicht. Beide nehmen gerade in der jungen Bevölkerung und seit Beginn der Corona-Pandemie besonders zu. Viele Menschen mit Übergewicht tun sich schwer, anhand allgemeiner Empfehlungen abzunehmen.

Erfolgversprechender sind Beratungsangebote, welche den Tagesablauf, aber auch Vorlieben und Abneigungen Betroffener berücksichtigen. Anlässlich des Tags der gesunden Ernährung am 7. März macht diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe darauf aufmerksam und fordert, dass individualisierte Ernährungscoachings seitens der gesetzlichen Krankenkassen zu 100 Prozent erstattungsfähig werden.

Diabetes Typ 2 entsteht unter anderem durch einen ungünstigen Lebensstil, der durch Über- und Fehlernährung, zu wenig Bewegung und ausgeprägtes Übergewicht gekennzeichnet ist. „25 Prozent der Deutschen haben bereits Adipositas, zusätzlich über 35 Prozent Übergewicht. Adipositas ist zudem die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter geworden“, erklärt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und niedergelassener Diabetologe aus Hamburg.

Aktuellen Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge bewegen sich 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht ausreichend. „Seit Monaten fallen Bewegungsangebote in Vereinen oder anderen Sporteinrichtungen aus. Die sozialen Kontaktbeschränkungen lassen die Motivation zu mehr Bewegung und gesunder Ernährung sinken.“

Darüber hinaus bleiben viele Abnehmversuche erfolglos, weil es Betroffenen nicht gelingt, Empfehlungen und Vorgaben umzusetzen, welche sich schlecht mit ihrem Berufsalltag, der familiären Situation oder Unverträglichkeiten sowie Vorlieben und Abneigungen vereinbaren lassen. Der 38-jährige Unternehmer Ümit Sahin ist selbst seit einigen Jahren an Diabetes Typ 2 erkrankt und weiß aus eigener Erfahrung, wie herausfordernd eine nachhaltige Gewichtsabnahme sein kann:

„Vom Arzt wurde mir keine Ernährungsberatung angeboten, also fing ich an, selbst zu recherchieren. Ich fand aber keine Beratung, die auf Typ 2 zugeschnitten ist und die mir meine individuellen praktischen Fragen beantwortet.“ Zunächst nahm er erfolgreich ab, doch mit wachsendem beruflichem Stress kamen die alten Gewohnheiten und somit auch die Kilos zurück. „Mir würde nur eine individualisierte Ernährungstherapie helfen, damit ich es schaffe, dauerhaft abzunehmen“, sagt Ümit Sahin, der sich in der Selbsthilfe engagiert. „Aber für mich ist das unbezahlbar, da es nicht zu 100 Prozent von den Krankenkassen übernommen wird.“

Wie sehr die Rolle der Selbsterfahrung im Rahmen eines individualisierten Ernährungs- und Bewegungscoachings ein Ansatz zur Motivationssteigerung sein, betont auch Dr. Kröger: „Zum Beispiel ermöglichen standardisierte Mahlzeitentests mithilfe von kontinuierlich gemessenen Glukosewerten, postprandiale Glukoseverläufe von bestimmten Nahrungsmitteln oder Mahlzeiten individuell zu bewerten.

Für Betroffene mit Übergewicht und einem hohen Diabetesrisiko oder einem bereits bestehenden Diabetes Typ 2 kann dann nach dieser Selbsterfahrung individuell eine passende Ernährung gewählt werden.“ Wer die Reaktionen des Körpers auf einzelne Nahrungsmittel oder Mahlzeiten verstehe, sei viel motivierter, seine Ernährung zu verändern. „Bislang wird eine individualisierte Ernährungsberatung noch nicht generell und immer vollständig von den Krankenkassen erstattet“, bedauert Dr. Kröger. Dies müsse sich ändern, damit die Zahl der an Typ-2-Diabetes Erkrankten nicht weiter steige.

Quellen:

Quelle: diabetesDE