Bienenschutz: eine neue Vorgehensweise für Risikobewertungen

Die EFSA ist bemüht, einen Beitrag dazu zu leisten, dass dem Rückgang von bestäubenden Insekten in Europa entgegengewirkt wird. Mit dem Vorschlag eines neuen Ansatzes für Umweltrisikobewertungen für Honigbienen ist sie hierbei nun einen entscheidenen Schritt vorangekommen.

In einem neuen wissenschaftlichen Gutachten, das auf Ersuchen des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) des Europäischen Parlaments ausgearbeitet wurde, wird ein integrierter, ganzheitlicher Rahmen für die Bewertung der kombinierten Effekte multipler Stressoren bei Honigbienen („MUST-B“) dargelegt.

Bernard Url, geschäftsführender Direktor der EFSA, erklärte: „Hierbei handelt es sich um einen wichtigen Bericht für jeden, der Europas vielfältige Ökosysteme erhalten möchte, für die Bienen und sämtliche bestäubende Insekten von zentraler Bedeutung sind. In dem Bericht wird klar beschrieben, wie wir die Vorgehensweise zur Bewertung der Umweltrisiken für bestäubende Insekten in der EU verändern können.

Wir bedanken uns beim Europäischen Parlament für die Gelegenheit, diesen wichtigen Beitrag zu den ehrgeizigen Strategien der EU für die Förderung von Nachhaltigkeit und Vielfalt leisten zu dürfen.“

Simon More, Vorsitzender der MUST-B-Arbeitsgruppe, sagte dazu: „Wir haben hart dafür gearbeitet, diesen – wie wir finden – zukunftsorientierten, innovativen Vorschlag vorstellen zu können, mit dem sowohl die Theorie als auch – was noch wichtiger ist – die Praxis der Umweltrisikobewertungen vorangebracht wird. Besonders erfreulich ist, dass wir dies in Zusammenarbeit mit wichtigen Interessenvertretern wie Imkern erreichen konnten.“

In dem Gutachten der EFSA wird ein systembasierter Ansatz vorgeschlagen, bei dem Modellierungs- und Überwachungssysteme für die Umweltrisikobewertung von multiplen Stressoren wie Pestiziden und anderen Umweltchemikalien, Parasiten und Krankheiten sowie Faktoren wie Nahrungsverfügbarkeit, Klima und Bewirtschaftungspraktiken in der Bienenhaltung kombiniert werden.

Modellierung und Daten

Das Modell basiert auf einem Bienenkoloniensimulator namens ApisRAM, der entweder einzelne oder mehrere Pestizide in Wechselwirkung mit anderen Stressoren und Faktoren bewertet. ApisRAM befindet sich noch in der Entwicklung, soll aber in den nächsten zwei oder drei Jahren für den Einsatz in der Risikobewertung von Pestiziden bereit sein.

Auf längere Sicht wird ApisRAM es ermöglichen, Effekte der Exposition gegenüber komplexeren chemischen Gemischen zu bewerten und über den Bewertungsansatz „eine Pflanze, ein Pflanzenschutzmittel“ hinauszugehen, sodass der Komplexität des Umfelds, in dem Bienen leben, Rechnung getragen wird. Damit wird es außerdem möglich, die Effekte von mehreren Chemikalien auf chronischer, subletaler und Kolonie-Ebene auf Grundlage der Leitlinien der EFSA zur Risikobewertung von chemischen Gemischen zu bewerten.

Das Modell wird in Zukunft mit in Echtzeit erhobenen Daten versorgt, die aus mit Sensoren ausgestatteten Wächter-Bienenstöcken stammen. Zu Beginn wird das Modell Daten verwenden, die im Rahmen von durch die EFSA finanzierten Feldsammlungsprojekten in Dänemark und Portugal – die jeweils nord- und südeuropäische Klimazonen repräsentieren sollen – erhoben wurden und noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen werden.

Interessenvertreter

Interessenvertreter werden bei der Erhebung und dem Austausch von zugänglichen, zuverlässigen und harmonisierten Daten eine zentrale Rolle spielen. Ihre Beteiligung erfolgt unter der Leitung der EU-Bienenpartnerschaft, die in den nächsten Monaten den auf dem Konzept des „Bee Hub“ basierenden Prototyp ihrer Datenplattform einführen wird.

Die Partnerschaft umfasst Vertreter von Imkerei-, tierärztlichen und landwirtschaftlichen Verbänden, aus der Wissenschaft, von NRO und aus der Industrie.

Neben der Einbeziehung der Standpunkte von Interessenvertretern über die EU-Bienenpartnerschaft wird in dem Gutachten von MUST-B durch gezielte, mit Imkern in ausgewählten EU-Ländern betriebene Forschung auch der breitere gesellschaftliche Kontext berücksichtigt.

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Quelle: EFSA