Es muss nicht immer Brei sein: So funktioniert ein breifreier Beikoststart

Baby
Foto: Christian Hermann on Unsplash

Sobald ein Baby die richtigen Reifezeichen für den Beikoststart aufzeigt, kann man mit dem Zufüttern beginnen.

Oft gibt es jedoch Probleme bei der Umstellung von Muttermilch auf feste Nahrung. Babys nehmen aus diversen Gründen den Brei nicht an. Dieser Ratgeber gibt Aufschluss darüber, woran die Verweigerung von Brei liegen kann und welche Alternativen es zum Brei gibt.

Warum verweigern einige Babys den Babybrei?

Der Hauptgrund für die Verweigerung von Brei ist, dass das Kind noch nicht bereit für Beikost ist. Die WHO empfiehlt, ein Baby sechs Monate lang ausschließlich mit Muttermilch zu versorgen. Danach kann je nach Reife des Kindes schrittweise mit dem Zufüttern begonnen werden. Folgende Beikost-Reifezeichen sollten bestenfalls gleichzeitig vorliegen, bevor mit der Einführung von Beikost begonnen wird:

  • Das Baby kann im unteren Rücken aufrecht sitzen (eventuell mit etwas Unterstützung)
  • Es kann seinen Kopf alleine halten.
  • Das Baby kann selbstständig Nahrung greifen und zu seinem Mund führen.
  • Der Zungenstoßreflex (schiebt Nahrung aus dem Mund) ist nicht mehr vorhanden.
  • Wirkliches Interesse des Kindes am Essen, nicht nur an Löffel oder Nahrung als Spielzeug
  • Kaubewegungen des Babys

Wird anhand der genannten Zeichen festgestellt, dass das Kind bereit für Beikost ist, darf es losgehen.

Verweigert das Kind die Aufnahme von Babybrei, können vielerlei Gründe vorliegen:

  1. Das Baby hat keinen Hunger. Liegt die letzte Mahlzeit nicht lange zurück, ist das Kind eventuell nicht hungrig.
  2. Das Essen schmeckt nicht. Die einfache Lösung ist das Verwenden anderer Zutaten. Babys müssen sich erst an diverse Lebensmittel und deren Geschmäcker gewöhnen. Bieten Sie ein ungeliebtes Lebensmittel immer mal wieder an.
  3. Ist das Kind zu hungrig, bevorzugt es häufig Milchnahrung aus Brust oder Flasche, da diese Art der Nahrungsaufnahme schneller satt macht und für das Kind unkomplizierter ist.
  4. Manche Babys mögen die Konsistenz von Brei nicht. Es bietet sich das Reichen handgerechter Stücke an, auf dem das Baby herumkauen und lutschen kann.
  5. Wenn ein Baby krank ist oder war, bevorzugt es meist die bekannte Milchnahrung aus Brust oder Flasche.
  6. Während der Mahlzeiten sollte das Kind nicht überfordert werden. Das heißt, Spielzeuge, Fernseher oder Radio sollten nicht vom Essen ablenken.

Generell ist es wichtig, dem Baby Zeit zu geben, sich mit der neuen Situation anzufreunden. Zu Beginn der Beikosteinführung ist das Essen mehr Spiel als Nahrungsaufnahme. Das Baby sollte sich ausprobieren können und die Nahrung mit allen Sinnen erforschen dürfen. Essen soll ihm Spaß machen, ganz ohne Druck. Um sicher zu gehen, dass es tatsächlich genug Nahrung aufnimmt, wird weiterhin zusätzlich Milchnahrung angeboten.

BLW im Trend – Was ist Baby Led Weaning?

Haben Sie alles probiert und Ihr Kind verweigert trotz Beikostreife das Essen von Brei, probieren Sie doch mal BLW aus. Was genau das ist und wie und wann man diese Art der Beikosteinführung anwendet, wird folgend ausführlich geklärt.

Definition und Forschungslage

BLW ist die Kurzform für „Baby-Led Weaning“, was übersetzt „Vom Baby geführte Entwöhnung“ bedeutet.

Im deutschsprachigen Raum ist BLW (Baby Led Weaning) unter auch unter „Beikost nach Bedarf“ bekannt. Die Lebensmittel werden hierbei in handgerechte Stücke geschnitten und notfalls weichgekocht. Babys nehmen an Familienmahlzeiten teil, dürfen selbst zugreifen und die Lebensmittel erleben.

Bisher gibt es wenige Studien, die sich mit dieser Beikost-Methode befassen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 leiden Kinder, die mittels BLW an feste Nahrung herangeführt wurden, im späteren Leben seltener an Übergewicht. (1)

Eine Studie der Universität von Glasgow besagt, dass 6% der BLW-Babys an Nährstoffmangel leiden könnten, sollten sie nicht zusätzlich mit Milchnahrung ernährt werden. (2) Die BLW-Methode sieht jedoch vor, die Kinder weiterhin mit Milchnahrung zu füttern. Von daher kann ein Nährstoffmangel aufgrund der Beikostmethode allein ausgeschlossen werden.

Von 2013 bis 2016 wurde in Neuseeland eine Studie durchgeführt, die sich mit der BLISS-Methode („Baby-Led Introduction to SolidS“) befasste, die dem BLW sehr ähnlich ist. Laut dieser Studie ist die Erstickungsgefahr von BLW-Kindern im Vergleich zu Breikindern gleichbleibend. So würgen BLW-Babys im Alter von 6 Monaten häufiger als Breikinder, mit 8 Monaten jedoch viel seltener.

Andere Studien zeigen keinen Unterschied in der Aufnahme von Eisen, in Größe und Entwicklung. Dennoch wurde herausgefunden, dass Breikinder oft schwerer sind.

Voraussetzungen

Die Voraussetzungen für die Einführung von Baby-Led Weaning sind die gleichen oben genannten Reifezeichen, die auch Voraussetzungen für die Einführung von Brei sind. Das Baby sollte also weitgehend alleine sitzen, das Essen selbst greifen und in den Mund führen können sowie keinen Zungenstoßreflex mehr haben.

Vorteile

Bei Baby Led Weaning wird das Thema Essen meist entspannter und mit Spaß angegangen. Babys dürfen sich in ihrem eigenen Tempo an die feste Nahrung gewöhnen. Das Kaufen oder Kochen von Brei fällt weg, was Zeit und Geld spart. Babys essen meist das gleiche Essen, was andere Familienmitglieder am Tisch essen. Sie essen viel Obst und Gemüse, das weniger verarbeitet ist und somit einen höheren Nährstoffwert hat.

Nachteile

Die Umstellung von Milchnahrung auf feste Nahrung kann länger dauern und die Kinder benötigen weiterhin viele Milchmahlzeiten neben der Beikost, da sie oft weniger Nahrung zu sich nehmen.

Literatur-Quellen:

  1. Townsend E, Pitchford NJ. Baby knows best? The impact of weaning style on food preferences and body mass index in early childhood in a case-controlled sample. BMJ open. 2012
  2. Charlotte M. Wright „Baby-Led Weaning Is Feasible but Could Cause Nutritional Problems for Minority of Infants“ Science Daily. January 14, 2011