Lebensmittel mit einer Extraportion Protein: überflüssig und teuer

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Protein-Pulver, -Drinks und -Riegel oder Eiweiß-Brot gibt es schön länger auf dem Markt.

Neuerdings kommen auch von Natur aus eiweißreiche Lebensmittel wie Fisch-, Fleisch- und Milchprodukte und sogar Bier, Wasser, Pizza und Süßigkeiten als „High-Protein“-Produkte daher. „Was soll das?, fragte sich auch ein hessischer Verbraucher, der neben Skyr, Quark und Joghurt ein Produkt mit der Aufschrift „High Protein Natur“ im Kühlregal fand. „Das ist eine reine Verkaufsmasche“, ärgert sich Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. „Natürliche Eiweißlieferanten sind in Deutschland keine Mangelware.“

„Protein*“-Käse und „Protein*“-Fisch legen die Erwartung nahe, dass in ihnen mehr Eiweiß steckt als in herkömmlichem Käse und Fisch. Das ist nicht der Fall. Die Lebensmittelhersteller nutzen ein rechtliches Schlupfloch. Hinter das Wort „Protein“ kommt ein Sternchen. Die Auflösung „*von Natur aus“ steht jedoch erst im Kleingedruckten auf der Rückseite. „Sternchenhinweise sind eine beliebte Masche, um dem Vorwurf der verbotenen Werbung mit Selbstverständlichkeiten zu entgehen“, meint Franz.

Neue Namen für bekannte Produkte

High-Protein-Varianten von Käse und Wurst sind zudem nicht immer neue Produktkreationen. Bei einigen ist nur der Name neu. Sie lagen bereits zuvor identisch zusammengesetzt als Light-Versionen in den Regalen. “Der Hersteller ist also nicht innovativ, sondern nur daran interessiert, seinen Umsatz zu steigern“, so Franz.

Weniger Zucker und Fett – mehr Süßstoffe und Bindemittel

Auch bei Eiscreme, Pudding, Keksen und Bonbons setzen Hersteller inzwischen auf eine Extraportion Protein, um die Nährstoffzusammensetzung ihrer Produkte zu verbessern. Verbraucher sollten jedoch genau hinschauen: Meist enthalten die Lebensmittel tatsächlich weniger Zucker, Fett und Energie. Dafür sorgen aber häufig Süßstoffe und Bindemittel für süßen Geschmack und die gewohnte Konsistenz.

Muskelwachstum und Low-Carb-Diäten: geht auch ohne angereicherte Lebensmittel
„Zweifelsohne benötigen Muskeln neben Training Eiweiß, um zu wachsen, aber viel weniger als oft vermutet“, sagt Franz. Sportlich Aktive essen mehr. Mit der zusätzlichen Nahrung steigt automatisch auch die Eiweißzufuhr. Daher reicht es selbst für Kraft- und Ausdauersportler im Leistungssport aus, eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse zu essen.

Eiweißreiche Nahrung sättigt besser als eiweißarme. Low-Carb-Diäten & Co. werden daher mit einer stärkeren Gewichtsreduktion in Verbindung gebracht. Wer mit einer eiweißreichen Diät Pfunde verlieren möchte, benötigt ebenfalls keine Produkte, die mit zusätzlichen Proteinen angereichert sind.

Quelle: VZ Hessen