Honig als Zuckerersatz – wie sinnvoll ist das?

Honig
Foto: PollyDot auf Pixabay

Seit der Steinzeit gehört Honig zum menschlichen Speiseplan – über Jahrtausende galt das Bienenprodukt als einziges Süßungsmittel für Süßigkeiten und Naschereien.

Heutzutage wird Honig gern als natürliche und gesündere Alternative zum weißen Haushaltszucker vermarktet. Doch birgt Honig tatsächlich ernährungsphysiologische Vorteile im Vergleich zum Streuzucker? Wie sinnvoll ist das überhaupt?

Honig: ein Plus an Natur-Inhaltsstoffen

Im Gegensatz zum Kristallzucker, der ausschließlich Fruktose und Glukose enthält, liefert Honig als Naturprodukt darüber hinaus noch weitere wertvolle Inhaltsstoffe (wenn auch nur in geringen Mengen vorhandene): Sein Anteil an Vitaminen und Enzymen beträgt etwa 2,2 Prozent, Aminosäuren und freien Säuren sind zu 0,8 Prozent enthalten und 0,4 Prozent bestehen in Mineralstoffen. Hervorzuheben sind die Vitamine B1, B2, B6, Vitamin C, Kalium und Zink.

Einige Honigsorten erreichen dabei sogar Spitzenwerte: Der Honig brasilianischer Arabica-Kaffeepflanzen liefert z.B. rund 294mg Vitamin C.1 Polyphenole und Flavonoide, die aus den Blüten in den Honig übergehen, haben zumindest im Laborversuch eine antioxidative Wirkung – genauso wie sein natürlicher Gehalt an Wasserstoffperoxid. Inwieweit diese Inhaltsstoffe eine positive Wirkung im menschlichen Organismus oder auf der Haut entfalten könnten, prüfen Wissenschaftler derzeit in verschiedenen Studien.

Honig als Zuckerersatz – energiereich und aromatisch

Mit 330 Kalorien pro 100 Gramm enthält Honig nur unwesentlich weniger Energie als weißer Haushaltszucker (400 kcal pro 100 Gramm). Dennoch kann das Bienenprodukt dabei helfen, kalorienärmer zu süßen: Weil Honig relativ viel Fruktose enthält, ist seine Süßkraft je nach Sorte bis zu 1,8-mal stärker als die von Zucker. Vom geschmackvollen Bienenprodukt braucht man also weniger für ein angenehm süßes Aroma im Smoothie, Tee oder Müsli.

Im direkten Vergleich der Frühstücks-Brotbeläge gewinnt Honig zumindest die Inhaltsstoff- und Energiebilanz gegen fettreiche Varianten wie Nussnugatcreme oder Salami. Und schließlich harmoniert er optimal mit einem gesunden Müsli aus frischem Obst, Vollkorngetreide und Nüssen. In dieser Kombination liefert der Honig Körper und Kopf schnell verfügbare Kohlenhydrate, die sofort Energie spenden, bis die langkettigen Stärkemoleküle, Proteine und Fette verdaut sind.

Ein Argument für Feinschmecker: Ob milder Rapshonig, lieblicher Lindenblütenhonig oder herber Waldhonig – der Sortenreichtum in der Honigwelt sorgt neben seiner Süße für geschmackliche Abwechslung.

Für wen ist Honig als Zuckeralternative besonders geeignet?

Nichts spricht für gesunde Menschen dagegen, im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung Honig als Süßungsmittel einzusetzen. Doch wie sieht es mit Menschen aus, die streng auf ihren Zuckerkonsum achten sollten; zum Beispiel Diabetiker? Hier legen Studien nahe, dass Honig zumindest einen geringeren Blutzuckeranstieg erzeugt als reine Glukose.2 Im Laufe eines 8-Woche-Versuchs registrierten Wissenschaftler bei Diabetikern, die täglich Honig konsumierten, zusätzlich eine Reduktion der Blutfette und des LDL-Cholesterin-Spiegels sowie einen Anstieg des „guten“ HDL-Cholesterins.3 Ob Honig positiv auf Gefäße und Kreislaufsystem einwirken könnte, ist mit derart kleinen Versuchsreihen natürlich nicht belegt. Einige Fachleute mutmaßen, die Polyphenole und Flavonoide im Bienenprodukt – etwa Quercetin und Galangin – könnten ihre antioxidativen Kräfte im Herz-Kreislaufsystem positiv einbringen. 4

Roher Honig: nicht für Babys geeignet

Absolut tabu ist roher Honig für Säuglinge und Babys unter 12 Monaten. Der Grund: In Honig als Naturprodukt können sich Sporen des Botulinum-Bakteriums befinden. Sie kommen in unserer Umwelt im Erdreich und in Gewässern vor. Bienen schleppen sie gelegentlich mit Nektar und Honigtau in den Bienenstock ein, wo sie in den Honig übergehen. Für größere Kinder und Erwachsenen sind Botulismus-Sporen ungefährlich, da ihr Verdauungssystem sie abwehrt.

Babys, die noch keine widerstandsfähige Darmflora besitzen, können jedoch schwer an einer Infektion erkranken, die letztendlich zu Muskellähmungen und einem Atemstillstand führen kann. Zwar sind Honigproben nur selten belastet (etwa eine von 100 getesteten Proben) – dennoch empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung5, Honig in der Säuglingsernährung und als Brustwarzenpflege für Stillende strikt zu meiden. Eine Ausnahme bilden hoch erhitzte und gebackene Lebensmittel – hier sterben die Keime bei der Zubereitung ab.

Ist das süße Bienenprodukt schlecht für die Zähne?

Kohlenhydrate und Zucker bilden die ideale Nahrungsgrundlage für Karies-Bakterien, daher gilt die Empfehlung, sich nach dem Genuss süßer Speisen die Zähne zu putzen. Kleine Versuchsreihen weisen jedoch darauf hin, dass gerade eine spezielle Honigsorte eine wirksame Rolle in der Mundhygiene spielen könnte: Der australische Manukahonig in Kombination mit der täglichen Zahnputzroutine konnte in Studien mit Kindern das Karies-Bakterium Streptococcus mutans im Speichel deutlich stärker reduzieren als das Zähneputzen allein.6 Ähnliche Effekte offenbarte ein Versuch, in dem sich die Versuchspersonen drei Tage lang nicht die Zähne putzen durften. Hier konnte eine Mundspülung mit Manukahonig dem Zahnbelag genauso effektiv entgegenwirken wie die medizinische Mundspüllösung Chlorhexidin und wesentlich besser als Kaugummis auf Xylit-Basis.7

Beim Kauf: Auf Bio-Herkunft und Qualitätsprodukte achten!

Die deutsche Honigverordnung & die EU BIO Verordnung garantieren, dass bei der Bienenhaltung, der Produktion und der Lagerung des Honigs gewisse Standards eingehalten werden. Bei Produkten, die als „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“ deklariert sind, kann der Verbraucher dagegen weder das Herkunftsland erkennen, noch erfahren, welche Standards dort gelten.

Wer ausschließen will, ein Produkt mit Pestizid- oder Chemierückständen zu verzehren, greift deshalb am besten zu BIO-Honig mit ausgewiesener Herkunft. Hier besteht für den Imker die Pflicht, seine Bienen in Behausungen aus unbehandelten und natürlichen Rohstoffen zu halten, und ein Verbot, die Tiere mit Medikamenten oder Chemikalien gegen Parasiten zu behandeln. Bio-Bienenstöcke stehen nur in Umgebungen, in denen die Landwirtschaft im 3-Kilometer-Umkreis ökologisch betrieben wird.

Wer garantiert, was im Honigglas landet?

Verantwortungsvolle Händler analysieren ihre Ware stichprobenartig, um Pestizid-Rückstände auszuschließen und die geografische Herkunft zu bestätigen. Im Idealfall sind die Labor-Zertifikate für den Verbraucher transparent und nachverfolgbar.

Quellen:

1 Kadri SM, Zaluski R, Pereira Lima GP, Mazzafera P, de Oliveira Orsi R. Characterization of Coffea arabica monofloral honey from Espírito Santo, Brazil. Food Chem. 2016 Jul 15;203:252-257. doi: 10.1016/j.foodchem.2016.02.074. Epub 2016 Feb 10. PMID: 26948612.

2 Al-Waili NS. Natural honey lowers plasma glucose, C-reactive protein, homocysteine, and blood lipids in healthy, diabetic, and hyperlipidemic subjects: comparison with dextrose and sucrosQualitätse. J Med Food. 2004 Spring;7(1):100-7. PubMed PMID: 15117561

3 Bahrami M, Ataie-Jafari A, Hosseini S, Foruzanfar MH, Rahmani M, Pajouhi M. Effects of natural honey consumption in diabetic patients: an 8-week randomized clinical trial. Int J Food Sci Nutr. 2009 Nov;60(7):618-26. doi: 10.3109/09637480801990389. PubMed PMID: 19817641

4 Khalil MI, Tanvir EM, Afroz R, Sulaiman SA, Gan SH. Cardioprotective Effects of Tualang Honey: Amelioration of Cholesterol and Cardiac Enzymes Levels. Biomed Res Int. 2015;2015:286051. doi: 10.1155/2015/286051. Epub 2015 May 3. PubMed PMID: 26064893

6 Rupesh S, Winnier JJ, Nayak UA, Rao AP, Reddy NV, Peter J. Evaluation of the effects of manuka honey on salivary levels of mutans streptococci in children: a pilot study. J Indian Soc Pedod Prev Dent. 2014 Jul-Sep;32(3):212-9. doi:10.4103/0970-4388.135827. PubMed PMID: 25001440

7 Nayak PA, Nayak UA, Mythili R. Effect of Manuka honey, chlorhexidine gluconate and xylitol on the clinical levels of dental plaque. Contemp Clin Dent. 2010 Oct;1(4):214-7. doi: 10.4103/0976-237X.76386. PubMed PMID: 22114423