Veggie oder Fleisch? Beim Nährwert-Check gewinnen pflanzliche Würstchen

In der Grill- und Picknicksaison sind Würstchen der Hit – unkompliziert, mehrheitsfähig und mit allen möglichen Beilagen kombinierbar. Dabei muss es kein Fleisch sein.

Der Handel bietet eine beachtliche Auswahl an veganen und vegetarischen Produkten. Doch was taugen Veggie-Würstchen? Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein (VZSH) hat Nährwerte, Zusatzstoffe und Preise bei 96 Würstchen mit und ohne Fleisch verglichen. Das Ergebnis: Veggie-Würstchen sind im Schnitt etwas teurer als die Klassiker aus Fleisch. Dafür punkten sie im Vergleich mit hohem Proteingehalt und wenig Fett.

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„In Würstchen gehört Fleisch und nichts Anderes!“ Das schrieb eine empörte Schleswig-Holsteinerin kürzlich in einer Email an die Verbraucherzentrale, weil sie sich beim Einkauf vergriffen und versehentlich vegetarische Würstchen gekauft hatte. Fleisch oder nicht – diese Frage sorgt oft für hitzige Diskussionen. Auf der einen Seite entdecken vor allem junge Menschen die vegetarische Ernährung für sich, auf der anderen Seite schwören Fleischfans auf Tradition und die vermeintlichen Vorteile von Fleisch.

Fakt ist: Mit rund 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr essen die Deutschen mehr als doppelt so viel Fleisch, wie gesund ist. „Grund genug, auch als Fleischfan öfter mal zur vegetarischen Alternative zu greifen“, sagt Saskia Vetter, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Von Bratwurst über Wiener bis hin zu Salami-Snacks bietet der Handel die gesamte Würstchen-Auswahl auch als pflanzliche Variante.

Bei den Nährwerten schneiden Veggie-Produkte sehr gut ab

Klassische Würstchen besteht größtenteils aus Fleisch vom Schwein, Geflügel oder Rind. Bei veganen und vegetarischen Alternativen bilden Lupine, Algen, Soja, Weizen oder Eier die Basis. Im Nährwertvergleich schneiden Veggie-Würstchen um einiges besser ab als die Klassiker aus Fleisch. Veggie-Würstchen enthalten im Schnitt weniger Kalorien und Fett, dafür mehr Eiweiß und sogar eine kleine Portion Ballaststoffe. „Das ist nicht nur gut für die schlanke Linie, sondern macht auch länger satt und unterstützt die Verdauung“, sagt Oecotrophologin Saskia Vetter.

Veggie-Produkte punkten mit rund 20 Prozent Eiweißanteil und nur rund 14 Prozent Fett. Dagegen bestehen die Würstchen mit Fleisch im Schnitt zu einem Viertel aus Fett und liefern rund 15 Prozent Eiweiß. Vor allem die ungesunden gesättigten Fettsäuren machen hier den Unterschied: Veggie-Produkte enthalten meist nur etwa zwei Gramm pro 100 Gramm, die Fleischprodukte zehn Gramm. Zusätzlich entfallen bei Veggie-Produkten die Nachteile des roten Fleisches: Untersuchungen zeigen, dass ein regelmäßiger Verzehr von rotem Fleisch wie Rind oder Schwein das Risiko für Schlaganfälle, Herzerkrankungen und Diabetes erhöht.

Fast alle Würstchen enthalten Zusatzstoffe

Fleischliebhaber bemängeln bei Veggie-Produkten häufig eine künstliche Zusammensetzung und Zusatzstoffe. Der direkte Vergleich zeigt: Ob mit oder ohne Fleisch, die meisten Würstchen enthalten Zusatzstoffe wie Verdickungsmittel, Konservierungsstoffe und Stabilisatoren. Auch Antioxidationsmittel, Gerinnungsmittel und Säuerungsmittel sind häufig in der Zutatenliste zu finden.

Bei den Veggie-Produkten sind in mehr als der Hälfte der Produkte unbedenkliche Verdickungsmittel wie Johannisbrotkernmehl, Xanthan oder Methylcellulose im Einsatz. Neun Produkte enthalten Carrageen, von dessen häufigem Verzehr vorsorglich abgeraten wird. Bei den Würstchen mit Fleisch sind größtenteils unerwünschte Zusatzstoffe zu finden. So enthalten zwei Drittel der Produkte Stabilisatoren wie Natriumcitrat und die Hälfte Konservierungsstoffe wie Natriumnitrit. Vom Verzehr größerer Mengen sowie vom häufigen Verzehr wird abgeraten. Die gute Nachricht ist, dass es auch ganz ohne geht: Fünf von 44 Würstchen mit Fleisch (vier davon in Bioqualität) kommen ohne Zusatzstoffe aus. Bei den fleischfreien Alternativen sind zehn von 52 Würstchen (davon sechs in Bioqualität) frei von Zusatzstoffen.

Problematische Belastung mit Mineralöl

Leider gibt es kritische Inhaltsstoffe, die nicht auf der Zutatenliste stehen: Mineralölbestandteile. Diese Schadstoffe gelangen bei der Verarbeitung und Herstellung in die Produkte. Erst kürzlich hat ein Test der Zeitschrift Ökotest gezeigt, dass vegetarische und vegane Würstchen zu großen Teilen mit Mineralölen belastet sind. Auch bei Würstchen mit Fleisch gab es in der Vergangenheit Testergebnisse, die Schadstoffbelastungen und Antibiotikarückstände offengelegt haben.

Fazit: Punktsieg für Veggie-Würstchen

Im Handel gibt es viele gute Veggie-Alternativen zu Grillwürstchen, Wiener Würstchen und Salami-Snacks. Im Schnitt kosten sie etwa 50 Cent mehr pro Kilogramm, glänzen dafür mit Proteingehalt und liefern sogar Ballaststoffe. Auch durch den Vergleich der Nährwerttabellen lässt sich leicht die gesündere Wahl treffen. Wie immer lohnt sich der Blick auf die Zutatenlisten, um unerwünschte Zusatzstoffe zu vermeiden. Faustregel für Zutatenlisten: je kürzer, desto besser.

Quelle: Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein