Bundesministerin stellt Erntebericht 2021 und Ackerbaustrategie vor

Sichere Ernten sind keine Selbstverständlichkeit. Bundesministerin stellt Erntebericht 2021 und Ackerbaustrategie vor. Klimaanpassung ist dringend notwendig, Instrumentenkasten aus der Ackerbaustrategie soll helfen.

Das Dürrejahr 2018, fehlende Niederschläge auch 2019 und 2020 und in diesem Sommer Hagel, Starkregen und die Flut – kaum ein Wirtschaftsbereich ist Extremwetter so ausgesetzt wie die Landwirtschaft. Der Klimawandel stellt die Branche vor große Herausforderungen. Das zeigt auch der aktuelle Erntebericht, den die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, heute vorgestellt hat. Ebenso präsentiert die Ministerin ihre Ackerbaustrategie als Anpassungsstrategie der Landwirtschaft an den Klimawandel.

Julia Klöckner: „Die Erwartungen für die Ernte waren lange optimistisch. Vielerorts wurden und werden die Erntearbeiten aber durch Schauer und Gewitter ausgebremst, darunter leiden Erträge und Qualität. Das spiegelt sich auch im Ergebnis wider und verdeutlicht, dass sichere Ernten nicht selbstverständlich sind.“

Die Bundesministerin bekräftigte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer Klimaanpassung in der Landwirtschaft. Dabei sei die Ackerbaustrategie des Ministeriums ein weiterer wichtiger Baustein:

„Die Ackerbaustrategie ist unser Instrumentenkasten für die Klimaanpassung in der Landwirtschaft. Wir bringen damit mehr Klimaschutz in den Boden und auf die Felder. So machen wir die Landwirtschaft in Deutschland nachhaltiger und ressourcenschonender. Gleichzeitig bleiben Erträge und Einkommen der Landwirte stabil. Unsere Ackerbaustrategie ist somit ein entscheidender Baustein dafür, dass auch in Zukunft flächendeckend regionale Lebensmittel angebaut werden können“, so Julia Klöckner.

Erntebericht 2021

Getreide

Die optimistischen Ernteerwartungen aus dem Frühjahr und Frühsommer haben sich nicht erfüllt. Die Erntearbeiten liegen im Vergleich zu einem Durchschnittsjahr weit zurück, weil es im Juli und August kaum Phasen mit beständigem trockenen Erntewetter gab. Das drückt die Erträge und die Erntequalität – die Getreideernte fällt dieses Jahr damit unterdurchschnittlich aus:

  • Basierend auf den vorliegenden Ertragsfeststellungen wird eine Erntemenge von 42,1 Millionen Tonnen erwartet.
  • Das sind 2,7 Prozent weniger als im Vorjahr und 4,8 Prozent weniger als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020.

Winterweizen

  • Die Erntemenge beim Winterweizen – der wichtigsten Getreideart – liegt 3,5 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, obwohl die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 4,4 Prozent zugenommen hat.
  • Bei allen anderen Getreidekulturen liegen die Hektarerträge über dem Niveau des mehrjährigen Durchschnitts.

Hafer

  • Im Erntebericht 2021 spiegeln sich auch Ernährungstrends wider:
    • Die Anbaufläche von Hafer ist gegenüber dem Vorjahr um 12,7 Prozent gewachsen.
    • Grund dafür ist auch die wachsende Nachfrage nach Haferprodukten.
    • Zudem ist der Zuwachs ein Zeichen, dass immer mehr Landwirte auf vielfältige Fruchtfolgen setzen.

Raps

  • Die Gesamterntemenge bei Raps liegt mit rund 3,5 Millionen Tonnen auf Vorjahresniveau, wobei die Anbaufläche um rund 5 Prozent zugenommen hat.
    • Die Flächenerträge pro Hektar liegen jedoch mit 3,5 Tonnen um fast 4,5 Prozent unter dem Vorjahreswert.
    • Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 beträgt der Rückgang sogar 11,3 Prozent.

Obst und Gemüse

  • Bei Obst und Gemüse zeichnet sich ein unterdurchschnittliches Ergebnis ab.
    • Grund dafür beim Obstbau sind lange Phasen mit niedrigen Temperaturen, wenig Sonnenschein und dann noch zu viel Niederschlag.
    • Auch beim Gemüse gab es wegen der niedrigen Temperaturen Wachstumsverzögerungen und wegen zu nasser oder überschwemmter Böden Probleme, Gemüse termingerecht zu ernten.

Futteranbau/Tierversorgung

  • Die Grundfutterversorgung (Grünland, Ackerfutter wie Klee, Kleegras, Silomais) der meisten Futterbaubetriebe hat sich in diesem Jahr im Vergleich zu den trockenen Vorjahren durch den vermehrten Regen deutlich verbessert.
  • Anders ist die Situation in den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten:
    • Hier wurden teilweise Futtervorräte vernichtet und Futterflächen für die weitere Nutzung unbrauchbar.
    • Um diesen Betriebe zu helfen, hat Bundesministerin Klöckner dafür gesorgt, dass die Nutzung von sogenannten ökologischen Vorrangflächen zu Futterzwecken zugelassen wird.

Der vollständige Erntebericht 2021 kann hier abgerufen werden.

Ackerbaustrategie

Ziel der Ackerbaustrategie ist es, die Produktivität in der Landwirtschaft weiter zu sichern und gleichzeitig den Boden und damit das Klima zu schonen. Denn der Boden ist die Basis für unsere Ernährung.

Hierzu hat das Bundeslandwirtschaftsministerium gemeinsam mit der Wissenschaft zwölf Handlungsfelder identifiziert. Für jedes Handlungsfeld sind Maßnahmen zur Umsetzung beschrieben, die gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten diskutiert wurden – 1.000 Praktiker hatten sich eingebracht. Insgesamt sind es über 60 Einzelmaßnahmen, mit denen Ernte- und Einkommenssicherung zusammengebracht wird mit Ressourcen- und Klimaschutz.

Die zwölf Handlungsfelder:

  1. Stärkung des Bodenschutzes und der Bodenfruchtbarkeit, etwa indem der Aufbau von Humus gefördert wird.
  2. Die Kulturpflanzenvielfalt wird erhöht, indem Fruchtfolgen erweitert werden: Nicht nur Weizen, Mais und Gerste, sondern auch Dinkel, Hafer, Soja, Erbsen oder Bohnen.
  3. Die Düngeeffizienz wird erhöht, indem Landwirte noch bedarfsgerechter und passgenauer düngen.
  4. Mehr integrierter Pflanzenschutz, etwa durch spezielle Fruchtfolgen.
  5. Stärkung der Züchtung von klimaangepassten und widerstandsfähigen Pflanzen.
  6. Vorantreiben der Digitalisierung in der Landwirtschaft.
  7. Die Biodiversität wird gestärkt, etwa durch breitere Fruchtfolgen, mehr Bäume, Hecken oder Blühstreifen auf den Feldern.
  8. Entwicklung klimaangepasster Anbaukonzepte und
  9. Ausbau des Klimaschutzes. Die Anpassung an den Klimawandel geschieht unter anderem durch eine entsprechende Arten- und Sortenwahl und veränderte Anbausysteme. Auch die Optimierung der Bodenbearbeitung gehört dazu, etwa durch die ganzjährige Bedeckung des Bodens durch Pflanzen oder Mulch.
  10. Stärkung der Bildung und Beratung.
  11. Mehr Wertschätzung für Landwirtinnen und Landwirte.
  12. Politische und finanzielle Begleitung der Ackerbaustrategie.

Die Ackerbaustrategie kann hier abgerufen werden.

Quelle: BMEL